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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Gerümpel enthielt.
    „Und wie sieht die aus?“ fragte Crane.
    Thackers Gesicht war starr.
    „Du könntest mich umbringen, im Glauben, die Dokumente in meiner Wohnung zu finden, um dann in die Zukunft zu flüchten – mit der Absicht, dein neues aus dem Aktenmaterial erlangtes Wissen zu eigenen Zwecken zu gebrauchen.“ Er schmunzelte. „Du weißt es ja noch nicht, aber der bedeutend wichtigere Teil der Dokumente – na, nennen wir es einmal so – könnte sich als äußerst einträglich erweisen.“
    „Drücke dich genauer aus.“ Crane stand mitten im Raum. Ein Plan begann sich in seinem Geist abzuzeichnen.
    „Noch nicht, Sidney.“ Thackers Lächeln zeigte sich wieder, und verschwand. „Ich wage es noch nicht.“
    „Befürchtest du, daß ich die Akte 02 doch in deiner Wohnung finden könnte?“ stieß Crane hervor.
    „Nein, sie ist nicht hier“, sagte Thacker ruhig, aber Crane wußte es anders. Thacker war noch nicht lange genug in seiner Zeit, um die Akte irgendwo anders hingebracht haben zu können.
    „Du traust mir nicht, Thacker.“
    „Man soll niemandem trauen.“
    „Nicht einmal sich selbst?“
    „Nein, man kennt sich meist sehr schlecht – und dich kenne ich überhaupt nicht.“
    Eine gefährliche Behauptung, wenn Thacker sie ernst meinte.
    „Nun – belassen wir es dabei. Aber du hast deine Theorie noch nicht zu Ende erzählt“, wechselte Crane das Thema unvermittelt.
    „Bitte. Du hättest mich also umgebracht, würdest danach die Akte aber nicht gefunden haben.“
    „Vielleicht doch“, warf Crane ein.
    Thacker lächelte amüsiert. „Nachdem sie nicht hier ist? – Du würdest einen Ausweg in die Flucht gesucht haben.“
    „Und?“ Crane wußte nun, was kam.
    „Da würde man dich geschnappt haben. Was eine Löschung deines Gedächtnisses und eines Teils deiner Persönlichkeit zur Folge gehabt hätte“, endete Thacker, fügte dann noch hinzu: „Daher mein Argwohn.“
    Crane sah die Dinge klar vor sich. Und er glaubte mit einemmal zu wissen, warum er später einer Amnesie unterzogen worden war. Er blickte Thacker stumm an, und fühlte wieder jenes geistige Band, das sie beide vereinte. Es wäre ihm ein Leichtes, Thacker von seinem Irrtum zu überzeugen. Mit ihm zu flüchten, wenn nicht … wenn nicht seine Theorie überzeugender geklungen hätte. Denn in diesem Augenblick wußte er, was er, schaltete er die Vernunft aus, machen würde: Eben das Falsche. Er verstand sich – aber auch Thacker.
    Er mußte es anders kommen lassen. So, wie er es wünschte.
    „Die Geschichte hat nur leider einen Haken“, sagte er plötzlich in die Stille hinein. „Ich werde Sie verhaften.“
    Er hatte kaum die Rechte zum Rockaufschlag gebracht, da lag eine Waffe in Thackers Hand.
    „Keine Bewegung!“ zischte er. „Die Hände ‘runter.“
    Mit dem Herabsinken seiner Hände schien für Crane eine Welt zusammenzustürzen. Auf seiner Stirn brach der Schweiß aus. Er zwang sich dazu, ruhiger zu atmen.
    „Der Haken liegt in deiner Theorie, Sidney.“ Thacker schritt rückwärts auf die Apparatur zu. Die Waffe in seiner Hand wich um keinen Zentimeter ab; sie zielte immer noch auf Cranes Brust.
    „Und wenn uns beide noch etwas verbinden sollte, so sei dir gesagt, Sidney, daß die Bombe auf die zweite Person, die die Maschine bedienen will, eingestellt ist.“ Thacker hatte Mühe, den unsicheren Klang in seiner Stimme zu unterdrücken.
    Für Crane kam dies wie ein Rettungsanker. Ohne zu überlegen faßte er danach.
    „Du wirst es nicht wagen, mich zu töten. Dein Leben steht und fällt mit dem meinen.“
    „Man muß nicht unbedingt das Herz treffen“, versetzte Thacker.
    „Nein“, stimmte Crane zu, „aber vielleicht aus Versehen.“ Langsam bewegte er sich auf Thacker zu.
    Die Mündung der Waffe folgte ihm, zitterte aber leicht.
    Crane schlenderte von einer Seite zur anderen. Mit jeder Bewegung kam er näher.
    „Stehenbleiben – oder ich schieße!“
    Crane erstarrte augenblicklich. Er durfte Thacker nicht zum äußersten reizen. Noch einen Schritt, und er wäre zu allem fähig gewesen – einschließlich, sich selbst umzubringen.
    Plötzlich ließ Crane die Schultern sinken. Resigniert. Er wußte, daß den scharfen Augen Thackers diese Bewegung nicht entgehen würde.
    „Es ist gut, daß du Vernunft annimmst.“
    „Gib mir eine Chance“, bat Crane. „Nur eine.“
    „Das kann ich mir nicht leisten.“ Thacker schüttelte den Kopf. Man sah es ihm an; dieser Entschluß fiel ihm nicht leicht.

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