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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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hinunter.
    Sekundenlang nur blicke ich in den Raum. Ich sehe, wie sich die Arme der beiden Mörder blitzschnell bewegen. Dann hat jeder einen dunklen glitzernden Gegenstand in der Hand.
    „Was soll das?“ fragt Direktor Almann. Zugleich löst sich aus meiner Kehle ein Schrei.
    Ich schicke Hacker gegen die Tür. Die Pistolen entladen sich. Sogleich bin ich drei Meter von der Tür entfernt. Die Kugeln kommen durch die halbgeöffnete Tür, bohren sich in die Mauer. Es regnet Holzsplitter und Verputz. Hacker schreit auf und hält sich den Magen.
    Ich laufe den Gang hinunter, so schnell mich meine Füße tragen. Ich keuche vor Anstrengung. Aber ich muß noch bis zur großen Mauer kommen, die das Haus umgibt. Ich will schnellstens weg von hier.
    Dann bin ich bei der Steinwand, lehne mich keuchend dagegen. Hinter mir höre ich Geräusche; ich drehe mich um. Die beiden Männer erscheinen in der Haustür. Sie gehen ein wenig in die Knie, als sie mich sehen. Ihre Pistolen zeigen in meine Richtung.
    Dann kracht es.
    Aber da bin ich schon in der Mauer. Ich spüre, wie sie nachgibt, dann trifft mich heller Sonnenschein. Ich gleite aus der Wand ins Freie.
    Ich weiß, daß die Mauer an dieser Stelle sehr hoch ist. Sie fällt auf der anderen Seite gute fünf Meter ab. Langsam schwebe ich zu Boden. Aber ich fühle, wie mich meine Kräfte zu verlassen beginnen. So oft wie heute habe ich sie noch nie angewandt. Das letzte Stück schaffe ich nicht mehr. Ich falle etwas ungeschickt auf und verstauche mir den Fuß. Ein kurzer Schmerz durchzuckt mich. Aber ich werde es schon schaffen.
    Oben im Haus wird ein Fenster eingeschlagen. Glas klirrt zu Boden, Ich laufe durch das Gras.
    „Da ist er, Rip!“ schreit eine Stimme von oben. „Schieß schon.“
    Ein Fluchen. „Muß erst laden.“
    Während ich weiter humple, ruft die erste Stimme wieder.
    „Mandy, Grannert, er ist uns entwischt!“
    Ich blicke schnell zurück. An der Mauer ist eine Bewegung. Ein Kopf sieht darüber. Etwas glitzert metallen.
    Dort ist ein Baum.
    Noch ehe ich ihn erreiche, bellen hintereinander Schüsse auf. Der Boden um mich spritzt hoch. Meine Beine werden mir unter dem Körper weggerissen. Ich stürze. Ich bin am Schenkel verwundet und blute. Mit letzter Anstrengung schleppe ich mich zum Baum, lasse mich dahinter fallen.
    Vorsichtig blicke ich hervor.
    Sofort bellt wieder die Waffe an der Mauer auf. Ich ziehe schnell meinen Kopf zurück. Gleich darauf splittert Holz, und Rindenstücke fliegen durch die Luft. Einige Kugeln gleiten singend ab und verlieren sich dahinter im Wald.
    Die kurze Zeit aber hat mir genügt, um zu sehen, was ich will. Der Garten des Waisenhauses ist überfüllt mit bewaffneten Männern. Und alle trachten sie mir nach dem Leben. Sie kommen zu meinem Baum. Einige pirschen sich von der Seite heran, andere geben ihnen Feuerschutz. Die meisten tragen Uniformen.
    Nicht weit von hier, schräg hinter mir, ist der See. Wenn ich ihn erreiche, kann mir nichts mehr passieren.
    Ich entschließe mich zu einer Verzweiflungstat und hoffe, daß ich noch genügend Kraft habe. Meinen ganzen Willen lege ich in den Baum. Ich weine fast vor Anstrengung und Angst. Mein Bein schmerzt furchtbar.
    Aber plötzlich gibt der Baum nach. Ein Bersten und Krachen, dazwischen überraschte Ausrufe.
    Ich benutze diese Verwirrung, springe auf und laufe in den Wald, hinunter zum See. Hinter mir krachen einige Schüsse, aber davor brauche ich mich nicht mehr zu ängstigen. Sie sind ungezielt.
    Mein Bein brennt wie Feuer, aber ich beiße die Zähne zusammen. Es geht leicht bergab, das hilft beim Laufen. Dann stehe ich vor dem See. Ich lasse mich hineinfallen ins Wasser und spüre, wie mich das kalte Naß angenehm umschließt.
     
    *
     
    Ich habe mich tiefer hinein in den See begeben. Hier kann ich mich erholen und auch zu Kräften gelangen.
    Oft spüre ich über mir die Vibrationen von Motoren. Es müssen fast ein Dutzend Boote sein, die auf der Oberfläche des Sees kreisen. Aus den Empfindungen der Männer, die darin sind, erfahre ich, was sie vorhaben. Dann begebe ich mich in sichere Entfernung. Und die Explosionen, die erfolgen, können mir nichts antun.
    In meinem Bein steckt noch immer die Kugel. Die hole ich heraus, wenn ich mehr Ruhe habe und alles weiß.
    Ich habe keine Ahnung, warum man solche Anstrengungen macht, mich töten zu wollen. Ich kann mir keinen Grund vorstellen. Aber ich werde es noch herausbekommen – dann, wenn ich wieder gesund bin. Ich trainiere hier

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