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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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pruste und spucke und schüttelte den Kopf. Gerd steht vor mir. Er blickt besorgt, aber dann sieht er, daß ich noch wohlauf bin, und er lächelt böse. Und dann gefriert sein Lächeln. Mit großen Augen blickt er mich an, sieht gebannt auf meinen Hals. Ich könnte schreien vor Wut. Er muß die Kiemen sehen. Sie schließen sich gerade. Mir schießt das Blut in den Kopf.
    Mit einem Schrei stürzt er davon.
    Die anderen Kinder sehen ihm verdutzt nach. Sie haben nichts bemerkt.
    Obwohl ich mich nicht umgedreht habe, weiß ich, daß Lorie auf mich zukommt.
    „Armer Oliver“, sagt sie.
    Ich nicke stumm. So lange konnte ich mein Geheimnis hüten. Und heute passiert mir ein Unglück nach dem anderen.
    Ich werde jetzt heimgehen. Das ist besser so. Wenn es dunkelt, werden die Kinder wieder kommen. An mein Bett. Mich necken. Lange halte ich das nicht mehr aus. Aber irgendeinmal werde ich es ihnen zeigen. Ich muß mir noch etwas einfallen lassen.
    Vielleicht werde ich die Bäume weich machen, wenn sie darauf herumklettern. Irgendwann einmal.
     
    *
     
    Hacker kämmt mich.
    Vorher hat er mich gebadet und neu eingekleidet. Ich trage das Gewand, das man immer angezogen bekommt, wenn sich jemand für einen von uns interessiert.
    Direktor Almann hat mich gestern zu sich gerufen.
    „Oliver“, begann er, ohne seine Zeitung wegzulegen. Ich stand in meinen Lumpen vor ihm. Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, konnte ich gut über seinen Schreibtisch sehen. „Du wirst uns vielleicht verlassen. Jemand interessiert sich für dich.“
    Ich sagte nichts.
    „Hoffentlich klappt es diesmal“, fügte er noch hinzu. „Benimm dich anständig. Verstehst du? Zeige dich von deiner besten Seite. Es ist wichtig, daß dich die Leute mitnehmen. Wenn du einmal von hier fort bist, kannst du tun, was du willst. Aber sie müssen einen guten Eindruck von dir bekommen, damitsie dich mitnehmen. Tun sie das, dann können sie reklamieren, so viel sie wollen. Du kommst mir dann nicht mehr hierher.“
    Ich nickte. Wie froh ich war. Ich wünschte doch auch, von hier fortzukommen.
    „Geh“, sagte er dann.
    Und als ich hinausging, hörte ich noch, wie er leise sagte: „Mißgeburt.“
    Jemand will mich also adoptieren!
    Darum kämmt mich auch Hacker. Und er gibt sich die größte Mühe, mir dies so unangenehm als nur möglich zu machen. Aber ich tue ihm nicht den Gefallen zu jammern. Bald gehe ich fort. Und schlechter als hier kann es nirgendwo sein.
    Warum wohl Gerd seine Entdeckung nicht gemeldet hat? Er petzt sonst immer, wenn er mir dadurch schaden kann. Vielleicht, weil ihm niemand glauben würde? Möglich.
    „Au“, entfährt es mir, als Hacker an meinem Haar reißt.
    „Maul halten“, sagt er nur und zerrt noch mehr. Er ist wieder einmal betrunken.
    „Fertig“, meint er dann. Ich springe schnell vom Stuhl, bevor er mich am Ohr hochziehen kann. „Komm her!“ brüllt er. Er richtet mein Sakko, das mir ein wenig zu groß ist. Er zupft noch ein bißchen herum, dann geht er einen Schritt zurück.
    „Deine Blässe stört noch“, sagt er. Blitzschnell hat er mir ein paar Ohrfeigen links und rechts runtergehauen. „Damit ein wenig Farbe hineinkommt.“ Er zeigt mir seine gelben Zähne.
    Da wird an die Tür geklopft.
    „Was ist denn?“ brüllt Hacker.
    Die Tür öffnet sich einen Spaltbreit.
    „Die beiden Herren sind schon hier“, sagt eine Kinderstimme. Die Tür schließt sich schnell wieder.
    Hacker nimmt den Rock vom Haken und schlüpft hinein. Dabei sieht er mich an.
    Er rülpst.
    „Jetzt sind wir dich bald los, Albino“, sagt er dann.
    An seinen Augen merke ich es plötzlich. Gleich darauf stürmt sein bösartiges Denken auf mich ein. Langsam kommt er auf mich zu. Seine Augen sind halb geschlossen, als er murmelt:
    „Halt dich ruhig, Albino. Ich verabschiede mich jetzt von dir.“
    Ich weiß, daß er mir nicht viel tun kann, jetzt in diesem Augenblick, aber instinktiv rücke ich mit jedem Schritt, den er auf mich zu macht, ein Stück zurück. Plötzlich spüre ich die Wand in meinem Rücken.
    „Du bist ein Ungeheuer, Albino“, flüstert er. „Du weißt noch, wie du mir durch die verschlossene Tür entwischt bist? Das kann sonst niemand – nur ein Monster, und du bist eines. Anfangs glaubte ich, ich hätte es mir nur eingebildet.“ Er streckte die Hände vor. So, als ob er sie mir reichen will. „Aber wir zwei wissen es besser“, fährt er fort und hat mich in diesem Moment erreicht. Er drückt mich mit seinem ganzen

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