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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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unter Wasser oft mein Können, denn ich weiß, wenn ich an Land will, werde ich es sehr gebrauchen müssen.
    Zeitweise schwimme ich an der Oberfläche des Sees, um Luft zu atmen. Ich suche mir aber immer die Nacht dafür aus. Aber das ist auch nicht ganz ungefährlich, denn die Soldaten müssen auch etwas haben, womit sie, so wie ich, in der Dunkelheit sehen können. Einmal schossen sie mit einer Kanone nach mir, als ich gerade wieder untertauchen wollte. Sie zielten aber schlecht.
    Ich muß jetzt unbedingt herausbekommen, warum sie mich töten wollen. Nur deswegen, weil ich anders bin als die anderen?
    Das glaube ich nicht.
    Jetzt bin ich bereit, um an Land zu gehen. Es müssen Tage vergangen sein. Aber sie sind noch immer da.
    Ich bleibe vorsichtshalber unter Wasser, während ich zum Ufer schwimme. Die kleinen Häute zwischen meinen Fingern und Zehen sind mir sehr nützlich beim Schwimmen. Lange Zeit konnte ich mir keine Erklärung für ihr plötzliches Auftauchen geben.
    Zehn Meter vom Ufer entfernt warte ich und forsche nach den Soldaten. Ich kann sie nun schon auf größere Entfernung spüren.
    Ich entdecke zehn Soldaten, die am Ufer des Sees postiert sind. Sie sind schwer bewaffnet.
    Aber für mich ist es ein Leichtes, an ihnen unbemerkt vorbeizukommen. Ich erkunde eine Stelle im Wald, die nicht beobachtet wird. Dann schwimme ich zu einem Gestrüpp, das ganz nahe ans Wasser reicht. Ich ziehe mich an Land, bleibe einen Augenblick flach am Boden liegen. Schritte nähern sich mir. Ich denke mir die Kehle des Soldaten zusammengeschnürt, und er sinkt lautlos ins Gras. Hoffentlich war es nicht zu fest. Ich will niemanden töten, nur wissen, warum man mich so unbarmherzig verfolgt.
    Noch einmal taste ich in Gedanken die Umgebung ab. Keiner in der Nähe. Ich erhebe mich und gehe weiter; so spare ich Kraft. Durch die Bäume hindurch sehe ich das Waisenhaus. Es ist von vielen Scheinwerfern hell beleuchtet. Und ich spüre auch eine Menge bewaffnete Soldaten.
    Aber das hindert mich nicht an meinem Vorhaben. Irgendwo im Waisenhaus müssen die Leute sein, die hier die Befehle geben. Und diese müssen dann auch wissen, warum sie sie geben.
    Ich konzentriere meinen Blick auf eine Stelle am Boden, unter der die Gänge liegen müssen, die ich entdeckt habe, als man mich im Keller einsperrte. Mein Blick geht durch den Boden und stößt auf Ziegel. Er dringt weiter, durch sie hindurch – da, das verlassene Gewölbe liegt vor meinen Augen.
    Ich mache den Boden weich und sinke hindurch.
    Dann stehe ich in dem stickigen Kellergewölbe.
    Ich lausche. Aber meine Befürchtung ist grundlos. Niemand ist in der Nähe. Man hat das Gewölbe also nicht entdeckt oder einfach nicht bewacht, weil man es für unwichtig fand.
    Beruhigt bewege ich mich vorwärts. Jetzt muß ich gleich unter dem Waisenhaus sein. Ich blicke durch die Decke hoch.
    Über mir ist ein schwach beleuchteter Gang. Er ist leer. Ohne zu überlegen schwebe ich in die Höhe, gleite durch die Mauer und befinde mich im Haus. Ich erkenne den Korridor wieder. Er führt zu den Vorratsräumen und zur Gerümpelkammer.
    Dorthin muß ich. Ich verstecke mich in der kleinen engen Kammer, mitten zwischen den Gartengeräten. Von hier aus erforsche ich das ganze Gebäude.
    Das erste, was ich bemerke, ist, daß keine Kinder mehr hier sind. Die ganzen Schlafzimmer sind von Soldaten belegt. Hackers Zimmer und der Raum des Direktors sind im Moment leer. Ich sehe aber an den Dingen, die darin verstreut umherliegen, daß auch sie von Soldaten bewohnt sind. Sicher aber von höheren.
    Als ich meinen Blick auf das Direktionsbüro konzentriere, sehe ich meinen Weg klar vorgezeichnet. Es sind fünf Männer darin, die alle goldglänzende Uniformen haben. Überall im oberen Stock stehen bewaffnete Posten.
    Ich mache die Wände weich und gleite in ihnen empor. Und zum erstenmal stelle ich bewußt fest, daß ich mehrere Dinge zugleich tun kann. Während ich durch die Mauer gleite, lasse ich den Raum nicht aus den Augen. Ich sehe, wie die Männer erregt diskutieren, kann aber ihre Worte noch nicht verstehen.
    Dann habe ich die Wand erreicht, an die der Direktionsraum grenzt. Hier werde ich bleiben.
    Nun sehe ich nicht nur alles, sondern kann auch die Worte gut hören. Ich probiere, ob ich die Wand wirklich weich halten kann, wenn ich zugleich auch höre und sehe. Es geht wunderbar.
    Ich muß herausfinden, weswegen man mich töten will. Ich muß entdecken, was sie so an mir ängstigt. Ich habe Glück. Ich

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