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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Alkoholdunst in der Nase, seinen heißen Atem über meinem Gesicht. So schnell ich kann, schreite ich durch die Tür. Hoffentlich sieht mich niemand. Hacker wird zwar überall erzählen, was er gesehen hat, aber er ist betrunken. Man wird ihm nicht glauben.
    Die Tür hinter mir, sehe ich mich um.
    Es ist Tag. Die Sonne scheint. Nicht eine Wolke ist am Himmel. Drüben auf dem Rasen spielen ein paar Jungs Ball. Ein Aufseher ist nicht da, und die Kinder haben sicherlich nichts bemerkt. Auch bei den Turngeräten am Waldrand ist niemand. Nur links hinterm Weg im Sommerhaus stehen einige Jungs und Mädels um Meister Camprini herum. Sie üben ein Lied. Meister Camprini ist unser Lehrer. Er ist von allen am nettesten zu mir. Er läßt mich in Ruhe.
    „Hallo, Oliver“, ruft er, als er mich sieht. „Willst du nicht zu uns kommen?“
    Ich schüttele den Kopf. „Ich muß zu Herrn Direktor Almann“, rufe ich zurück und will mich umdrehen.
    „Erspar dir die Mühe, er ist nicht da. Nun, kommst du?“
    Ich zögere, dann sehe ich Gerd bei den Jungs, die um Meister Camprini geschart sind. Er versucht mich bei jeder Gelegenheit zu ärgern. Darum sage ich:
    „Nein, ich möchte lieber schwimmen gehen.“
    Ich drehe mich um und gehe zum See. „Kelleralbino“, rufen mir die Kinder nach und lachen.
    Auf dem Weg hinunter zum Wasser frage ich mich, warum ich mich nicht wie die anderen am schönen Tag freuen kann. Ich weiß nicht, wieso. Vielleicht weil ich anders bin? Aber das weiß außer mir ja niemand. Nur ist ärgerlich, daß man mich einmal beim Essen dieses grünen Zeugs sah. Ich bin auch schon einmal davongelaufen, aber das ist auch keine Lösung. Man holte mich wieder zurück.
    Schläge bekam ich damals.
    Hier unten am See sind nur ein paar Kinder. Sie beachten mich nicht. Schnell entkleide ich mich. Ich bin noch ganz schmutzig vom Keller.
    „Oliver“, kommt es vom Wasser her.
    Es ist Lories Stimme. Ihr Kopf ragt über die Oberfläche empor. Das Wasser kräuselt sich bei jeder ihrer Schwimmbewegungen.
    Ich winke ihr. Ich spüre, wie sich die Freude darüber, daß ich aus dem Keller durfte, von ihr zu mir über das Wasser trägt. Aber da fühle ich Schreckliches. Ich drehe mich um. Gerd kommt.
    Er hat Böses im Sinn – natürlich.
    Gerd ist größer als ich und älter. Auch kräftiger gebaut. Aber ich könnte ihn dennoch zehn Meter hoch in die Luft heben und dann fallen lassen. Aber das darf ich nicht. Niemand darf von meinem Können etwas wissen. Nicht einmal Lorie.
    „Na, Kellerwanze – willst du spielen?“ lacht Gerd spöttisch.
    Sofort hat sich eine Menge um ihn gesammelt.
    „Bitte, Oliver, bleib draußen, geh nichts ins Wasser“, ruft mir Lorie zu.
    Warum soll ich draußen bleiben? „Ich gehe baden“, sage ich daher trotzig. Und schon bin ich im Wasser. Darin fühle ich mich wohl. Ich kann gut schwimmen. Es macht Spaß.
    „Achtung, Oliver!“ ruft plötzlich Lorie, und an dem Gurgeln ihrer Stimme höre ich, daß sie Wasser geschluckt hat. Ich spüre ihre Angst um mich. Lorie ist ein nettes Mädchen. Sie hat mich gern.
    Ich habe vergessen, auf Gerd aufzupassen. Schnell will ich mich umdrehen. Aber er hat mich bereits erreicht.
    „Albino“, sagt er und spuckt Wasser. „Ich werde dich tauchen lehren.“
    Ich spüre seine Hand an meinem Genick. Er zerrt mich zum Ufer. Ich schlage um mich, darf aber nicht meine wirklichen Kräfte einsetzen. Es sehen zu viele zu.
    Dann haben wir den Grund erreicht. Gerd steht um einen ganzenKopf über mir. Die anderen Kinder fangen zu johlen an, dann schlägt die Oberfläche des Wassers auf mein Gesicht. Ich winde mich verzweifelt, aber sein Griff ist fest, hartnäckig wie Gerd selbst. Die Luft wird mir schon knapp. Meine Lungen stechen. Lange kann ich das nicht mehr aushalten. Was soll ich tun? Gerd läßt nicht los! In meiner Verzweiflung kralle ich mich in Gerds Bein. Er zuckt, aber gibt nicht nach. Ich spüre, wie ich schwindlig werde, da –
    Ich atme.
    Ich atme unter Wasser, aber mein Mund ist geschlossen. Ich spüre, wie das Wasser, kühl und angenehm, durch meine Nase strömt, in den Körper gelangt und meine Nebenjungen füllt; dann öffnen sich meine Kiemen und stoßen das Wasser wieder aus.
    Das tut gut. Eine angenehme Frische breitet sich in meinem Körper aus. Aber im nächsten Augenblick bereue ich mein Tun. Ich bin schon viel zu lange unter Wasser, das muß auffallen.
    Der Griff in meinem Nacken löst sich.
    Wie um Luft ringend erhebe ich mich aus dem Wasser. Ich

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