TS 82: Geheimagentin der Erde
Verhältnisse an Ort und Stelle zu kontrollieren.“
Langenschmidt schaltete den Recorder ab und sah Maddalena an. Er meinte: „Sie scheinen ja dringend gebraucht zu werden. Sind Sie fertig? Wir treten sofort in den Normalflug ein.“
Maddalena nickte nur. Sie hatte eine trockene Kehle.
„Gut, dann ziehen Sie Ihren Raumanzug an und bringen Sie Ihr Gepäck in das Landefahrzeug. Ich bringe Sie selbst hinunter.“
Schon wenige Minuten später nahmen sie ihre Plätze in dem Landungsboot ein, daß sie auf die Oberfläche von ZEP 14 hinunter befördern sollte. Langenschmidt nahm die routinemäßigen Kontrollen vor. Während Maddalena versuchte, mit ihrer ungeeigneten Kleidung in dem engen Raumanzug irgendwie bequem zu sitzen, hörte sie in den Muscheln die sachliche Unterhaltung zwischen Langenschmidt und dem Kopiloten. Die Carrig-Kleider drückten überall, aber man ließ niemand ohne Raumanzug in ein Landungsboot, es war zu gefährlich.
Die Prüfung war durchgeführt, Langenschmidt gab das Warnzeichen an alle, denn jetzt kam die ungeheure Abbremsung in den realen Raumflug. Immer wieder hatte man auch heute noch das Gefühl eines atemberaubenden, alles durchschüttelnden Bremsens, wenn das Schiff aus dem Hyper-Photonen-Antrieb in den normalen Raumflug zurückfiel. Aber in der nächsten Sekunde hörte Maddalena die Stimme des Kopiloten im Hörer, die vor Verblüffung halb erstickt klang:
„Kommandant! Zum Henker … ein Schiff! Da ist ein Schiff! In Umlaufbahn um Vierzehn!“
Maddalena zuckte zusammen. Langenschmidt schnappte:
„Schiff? Welches Baumuster ist …“
Weiter kam er nicht mehr. Es krachte. Metall knirschte. Es ging alles so unglaublich schnell, daß Maddalena nicht einmal mehr denken konnte: „Jetzt wirst du sterben.“
Denn vorher war sie schon bewußtlos.
7.
Saikmar, Corries Sohn, war ein mittelloser Flüchtling geworden.
Er durchschritt den langen Korridor des Heiligtums, er ging zum Ausgang, vor dessen Doppeltür der Wind nun schon jaulte und manchmal bereits zu brausen anhob.
Im Korridor traf er die alte Priesterin Nyloo, sie hatte ein Kind von sieben oder acht Jahren bei sich, das eine Pilgerin bei ihrem Besuch geboren und den Göttern als Geschenk angeboten hatte. Das Kind, ein Mädchen, sah ihn so forschend an, als wäre es schon viel älter. Saikmar wurde in Anwesenheit dieser Kinder stets unruhig.
Die alte Priesterin sagte: „Willst du hinausgehen, Saikmar, Corries Sohn?“ Sie drückte sich in einem sehr altertümlichen Dialekt aus, an den sich Saikmar erst in den Wochen seines Aufenthalts im Heiligtum wieder gewöhnt hatte. „Doch draußen wird es nun kalt. Wir werden bald die Schneemauer errichten, um uns zu schützen.“
„Und wenn ich draußen erfriere?“ sagte Saikmar verbittert. „Was ist dann schon? Für euch doch nur ein Esser weniger.“
Die Priesterin sah ihm starr ins Gesicht.
„Du verlangst zuviel Anteil an deinem persönlichen Geschick. Darum kümmern wir uns nicht. In mehr Generationen, als sich noch je ein Mensch erinnert, haben wir jedem Asyl und Aufnahme geboten, der vor der Ungerechtigkeit und Tyrannei fliehen mußte, wie du selbst. Und wir haben dafür nichts verlangt, als daß man uns im Sommer genug Lebensmittel schickt, um unsere Gäste im Winter zu füttern. Nur von Carrig ist in diesem Sommer nichts gekommen. Du bist nicht schuld daran, das sagt niemand. Wenn wir hier verhungern, so werden wir Alten wünschen, daß ihr Jungen einen neuen Sommer erlebt.“
Das kleine Mädchen blickte zu der Alten auf und fragte:
„Wirst du diesen Winter sterben, Urgroßmutter?“
Saikmar wickelte sich in seinen Mantel und rannte hinaus in den bitterkalten Nachmittag, als wolle er mit dem Kopf schon die Schneewand einrennen, hinter der sich das Heiligtum zu jedem Winter abschloß.
Der scharfe Wind trieb ihm Schneestaub ins Gesicht und nahm ihm den Atem. Er mußte sich anstrengen, um die Klippen zu erklettern, die das Heiligtum umringten. Aber für ihn war es zu einer täglichen Gewohnheit geworden, hier hinaufzuklimmen, bis er sich von der höchsten Spitze aus umsehen konnte. Hinter ihm lag dann die silberne Kuppel des Heiligtums, und unermeßlich weit um ihn herum die Landschaft, aus der jetzt noch dunkle Felsblöcke herausragten, die aber bald ganz vom Schnee zugedeckt sein würden. Und jeden Tag starrte er nach Süden, dorthin, wo in der Ferne Carrig lag, das er vielleicht nie wieder sehen würde.
Nun aber würde es, mit Einsetzen des strengen
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