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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ist unser Agent gestorben – oder getötet worden. Wir wissen nichts darüber, denn er hatte schon vorher lange keinen Bericht mehr gegeben. Er spielte die Rolle eines Karawanenführers und konnte natürlich während seiner wochenlangen Ritte das Raum-Funkgerät nicht benutzen.
    Nach der Voraussage unserer Soziologen wird sich Carrig wahrscheinlich zur Hauptstadt des Planeten entwickeln, sobald die Verkehrstechnik so weit gediehen ist, daß man von einem Punkt aus regieren kann. Vorher wird es wahrscheinlich noch zu einer Reihe kleinerer Kriege kommen, ehe dann ein Zusammenschluß stattfindet. Man erwartet sogar, daß Carrig später eine Atomtechnik entwickeln wird, zumal nördlich der Stadt ein Komplex von vulkanischen Bergen liegt, in denen man starke radioaktive Erzvorkommen vermutet.
    Man hat bereits berechnet, daß dieses Bergmassiv mit höchstwertigen Erzen angereichert sein muß. Kurz und gut, wenn die Leute in Carrig selber soweit sind, haben sie alles Nötige direkt vor der Haustür, um eine großartige Atom-Technik zu entwickeln. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen, und inzwischen kann es anders kommen.“
    „Sklavenwelt“, warf Maddalena wieder ein.
    „Genau das. Sie haben es begriffen. Wenn irgendwelche Gangster von höherer Kulturstufe auf den Gedanken kommen, sich auf ZEP 14 zu bereichern, haben sie die besten Aussichten. Und das müssen wir natürlich verhindern.“
    Maddalena war jetzt so gefesselt, daß sie ihre eigene Angst vergaß. Sie fragte:
    „Aber … muß man denn befürchten, daß so etwas im Gange ist?“
    „Befürchten ist vielleicht zuviel gesagt. Es ist vorläufig nur ein Verdacht. Sie müssen verstehen: die Gesellschaft in Carrig ist organisiert auf der Basis von Adelsstämmen und Totems, die zugleich auch religiös sind. Es gibt sieben rivalisierende Adelssippen und noch eine achte, die angeblich über allen steht und die Priesterwürden versieht.
    Die Herrscher-Nachfolge wird jedes Jahr in einem unglaublichen Duell geregelt. Das ist nämlich ein Luftkampf zwischen Segelfliegern und einem Flügeltier, das man Parradil nennt. Dieses Tier gilt als heilig, und der stärkste von diesen Flugdrachen wird von den Leuten als ,König’ angesehen. Wer den König erlegt, der ist für ein Jahr Herrscher, und mit ihm zieht dann der jeweilige Stamm in alle Regierungsämter ein. Das geht hinunter bis zur Steuereinziehung. Theoretisch darf jeder zum Kampf um den Königstitel antreten, aber in der Praxis ist es seit vielen Jahren so, daß nur noch die Söhne der besten Familien zugelassen werden.
    Nach unseren letzten Informationen hat sich aber ein Außenseiter zum Königskampf gestellt, und gerade der hat gesiegt! Man erzählt sich, daß er das Königs-Parradil mit einem Lichtblitz abgeschossen hätte. Unser nächster Agent, er heißt Slee, nimmt an, daß die Leute die Erfindung des Schießpulvers gemacht haben, denn sie haben in der nächsten Umgebung von Carrig reichliche Vorkommen an Schwefel, Phosphor und Kalinitrat, jedenfalls alles, was man für einfache Explosivmittel braucht. Wenn unser Agent recht hat, dann hat irgendein Abenteurer Handgranaten oder eine Art leichter Pulver-Raketen entdeckt, und nutzt nun seine Erfindung für seine Vorteile aus.“
    „Und ich soll also feststellen, ob das stimmt, oder nicht?“
    „Sehr richtig“, sagte Langenschmidt, und jetzt lächelte er zum ersten Male. „Sie haben mich ganz richtig verstanden. Es wird kein Spaß für Sie sein. Unterwegs müssen Sie noch viel lernen. Aber ich – ich wünsche Ihnen alles Gute!“
     
    *
     
    Man kann sich nicht über Nacht so einfach verändern. Maddalena hatte es schon ein halbes Dutzend Mal, bei jedem neuen Auftrag versucht, aber der angeborene Widerspruchsgeist war immer wieder durchgebrochen. Beim letztenmal war sie doch erschüttert gewesen. Das war, als Langenschmidt sie anfuhr:
    „Weshalb, zum Teufel, sind Sie denn überhaupt im Korps?“
    „Bloß wegen der Entschädigung“, hatte sie prompt entgegnet.
    „Wozu brauchen Sie denn hundert zusätzliche Lebensjahre, wenn Sie doch nicht wissen, was Sie damit anfangen sollen?“
    Ja, diese Frage war wie eine Bombe bei ihr eingeschlagen. Da sah sie zum ersten Male den Horizont eines Menschen, der etwas leistete. Sie wußte ja nicht einmal mit ihrem ersten Leben etwas anzufangen, wozu dann brauchte sie ein zweites?
    Nach einer Weile war sie wieder soweit, daß sie sich hätte entschuldigen können. Aber mit dem Entschuldigen war ja auch noch nichts

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