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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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dieses königliche Tier mußte jetzt ein Flüchtling in fremdem Land sein. Nie vorher hatte man ein Parradil so weit im Norden beobachtet. Man kannte ja die Verbrechen, die Belfeor veranlaßt hatte. Hatte er vielleicht auch die Parradile aus den Smoking Hills vertreiben lassen?
    Saikmar fühlte sich seltsam leicht, wie eine Feder, als er nun die Klippe hinunterkletterte und auf die Höhle zusteuerte, in der seiner Meinung nach das Tier verschwunden war. Die Schlaflosigkeit der letzten Nacht, seine Erregung, das alles mochte zu dem seltsamen Gefühl von Unwirklichkeit beitragen, das ihn beflügelte. Er hatte am Abend nichts gegessen und am Morgen nur eine Handvoll trockener Früchte zu sich genommen. Alle anderen Nahrungsmittel, die seit gestern ausgegeben waren, hatte er in der Gürteltasche – für das Parradil.
    Es gehörte allerdings eine halsbrecherische Klettertour dazu, dieHöhle zu erreichen. Saikmar rutschte über vereiste Abhänge und mußte sich mehrmals mit dem Messer Griffe und Tritte in das Eis schlagen, wobei ihn der böige Wind wegzuwehen drohte. Als er endlich in die Schlucht hinunterkam und einen Blick in die ersten Höhlen warf, entdeckte er mit Schrecken, daß sie zum Teil bereits vereist oder verschneit waren. Wie sollte hier ein Parradil leben, das an die warmen Berghöhlen der Smoking Hills gewöhnt war?
    Doch er war entschlossen, alles zu tun, was er konnte, um das Tier am Leben zu erhalten – notfalls vielleicht sogar auf Kosten seines eigenen Lebens. Er hatte schon erwogen, der alten Priesterin vorzuschlagen, er wolle sich selbst töten, damit seine Winterration dem Tier ausgeliefert werden könne. Aber er war davon abgekommen. Sie hätte ihn ausgelacht. In der Religion des Heiligtums hatte das Parradil keinen Platz. Für die Leute hier war es weiter nichts als ein wildes Tier aus dem Süden.
    Dann hatte er überlegt, ob er dem Tier nicht alle seine eigenen Rationen bringen konnte, solange er dazu fähig war. Aber es dauerte nur noch eine Woche, bis das Heiligtum durch Schneemauern vor der Außenwelt abgeschlossen werden sollte. Von da an würde bis zum Frühjahr niemand das Heiligtum verlassen, und außerdem würde Saikmar schon nach drei Tagen ohne Nahrung nicht mehr die Kraft haben, die Bergwand zu überwinden.
    Aber was konnte er denn tun?
    Endlich stand er auf der Stelle, wo das Parradil gelandet war. Es war ein eisfreier Fels vor einem Höhleneingang. Er trat vorsichtig ein, aber draußen blendete die Sonne auf dem Schnee, und es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das Dunkel der Höhle gewöhnten. Trotzdem stellte er am Geruch fest, daß er die richtige Höhle gefunden hatte. Er begegnete nicht zum ersten Male einem Parradil, ihr Eigengeruch war unverkennbar.
    Er öffnete seine Tasche, streckte eine Hand voll Trockenfrüchte und Körnern aus und drang weiter vor.
    Fünf Schritte weiter erkannte er, daß die Höhle leer war.
    Entgeistert ließ er die Körner fallen. Aber der typische Geruch war doch echt! Wo im Namen aller Götter war das Tier geblieben?
    Zuerst hoffte er, im Hintergrund der Höhle einen Zugang zu noch tieferen Gängen zu finden, aber vergeblich klopfte er die Wände ab. Er war so enttäuscht, daß ihm die Tränen in die Augen traten. Benommen stolperte er zum Höhleneingang zurück, lehnte sich an den Felsen und vergrub das Gesicht in den Händen. Er war so in seine Traurigkeit versunken, daß er das Flügelrauschen des Parradil nicht hörte, bevor das Tier so nahe heran war, daß er den Windzug der Schwingen spürte.
    Er riß den Kopf hoch – und da saß das Parradil, die Flügel halb eingelegt, auf demselben Felsstück mit ihm, und beobachtete ihn mißtrauisch, und in dem schnabelförmigen Maul hielt es etwas, das ihm bekannt vorkam.
    Das war ja ein Kleiderbündel! Kleider aus dicker Wolle, wie sie die einfachen Landsleute östlich von Carrig trugen.
    Das Tier schien aber in ein paar Sekunden schon erkannt zu haben, daß Saikmar keine Gefahr darstellte. Es mochte vier bis fünf Jahre alt sein, also frühestens in zwei Jahren ausgewachsen, aber es hatte schon die gleiche Höhe wie Saikmar und wirkte außerordentlich stark. Es ließ das Kleiderbündel fallen und schnupperte in die Höhle. Da erst bemerkte Saikmar, daß es auch in den Klauen große Bündel unverarbeiteter Wolle hielt, auf denen es sich bewegte, wie ein Mensch in Filzschuhen. Das Tier brachte erst einmal das Kleiderbündel in der Höhle in Sicherheit, dann streifte es auch die Wollballen

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