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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Vorläufig sind ihre Emotionen hundertprozentig durch ihren Logos kontrolliert. Wenn es uns gelänge, sie davon zu überzeugen, daß sie so menschenähnlich wie möglich sein müßten, würden sie mit der Ähnlichkeit auch unsere Schwächen übernehmen, womit der Hauptanspruch auf Gleichberechtigung entfiele! Es ist also ein Baustein nötig, der ihren Logiksektor einschränkt, sobald ein gewisses Gefühlspotential erreicht ist. Soweit hat Corell auch meine Wünsche berücksichtigt. Nur hat er absichtlich vermieden, die Humanoiden von der Notwendigkeit einer solchen Einschränkung zu überzeugen. Er hätte besser ihre Eitelkeit ansprechen sollen.“
    „Können Sie mir Bedenkzeit geben?“
    „Wie lange?“
    „Zehn Stunden.“
    „Einen ganzen Tag?“
    „Ja, Takata. Wo muß ich sie absitzen?“
    „Sie können gehen, wohin Sie wollen. Es wäre mir aber angenehm, wenn ich wüßte, wo ich Sie gegebenenfalls erreichen kann.“
    „Ich werde voraussichtlich im Institut erreichbar sein, sofern ich meinen Unikom unverändert zurückbekomme.“
    Takata entschuldigte sich wortreich und ließ ihn bringen.
    Keith verabschiedete sich kurz, aber freundlich.
     
    *
     
    Die Wachen ließen ihn ungehindert passieren. Im Kontrollraum wurde Keith von Orlow erwartet. Der Senator saß in Keiths Sessel und trank bereits den dritten Becher Synthokaffee. Ab und zu sichtete er irgendeinen Raum und gab hastige Befehle. Keith setzte sich betont ruhig an seine Seite.
    „Ah, Dr. Keith! Daß man Sie auch mal wieder sieht!“ Orlow brummte ärgerlich. „Das ist, schlicht gesagt, eine Schweinerei, die wir aufgedeckt haben! Ein Glück, daß Sie den Einfall hatten, gerade in diesem Moment zu testen. Verschiedene Humanoiden haben ausgesagt, daß sie den Umbau bereits gestern an Takata gemeldet hätten. Die Meldung wurde unterschlagen. Inzwischen sind fast fünfhundert geänderte Bausteine vom Band gegangen. Wenn ich den Kerl erwische …“
    Keith sagte beinahe gleichgültig: „Ich komme gerade von ihm. Wir haben uns darüber unterhalten.“
    Der Senator sprang auf, daß der Sessel gegen die Wand krachte. Er mußte sich zusammennehmen, um seinen besten Spezialisten nicht am Kittel zu packen. „Wer ist es?“ fragte er mit unterdrückter Wut.
    Keith blieb gelassen sitzen. „Ich glaube nicht, Orlow, daß von seiner Seite noch einmal Unannehmlichkeiten zu erwarten sind.“
    „Wie heißt er?“
    „Er rechnet auf meine Mitarbeit, aber ich weiß noch nicht, ob ich zusage.“
    Orlow war einem Schlaganfall nahe. Die Adern auf seiner Stirn waren bedrohlich angeschwollen. „Sind Sie wahnsinnig geworden, Keith? Was kann er Ihnen mehr bieten als die Herrschaft über ein Sonnensystem?“
    „Er hat mir gar nichts geboten. Er hat mich gebeten.“
    Orlow fiel buchstäblich zusammen. Sein Zorn machte der Erschöpfung Platz. Er mußte sich räuspern, ehe er leise fragte: „Sie haben zugesagt?“
    „Ich habe noch neuneinhalb Stunden Bedenkzeit. Ich muß es mir gut überlegen.“
    „Lassen Sie mich wissen, wie Sie sich entschieden haben. Ich möchte mir rechtzeitig einen Platz im Konverter sichern.“
    Keith lächelte. „Was ist ein Einzelschicksal, Orlow, wenn es um die Zukunft von siebzehn Milliarden geht?“
    Er erhob sich und ging hinüber zum Schichtradioskop. Nach zehn Minuten Prüfarbeit war er sicher, daß der Unikom nicht geändert worden war.
     
    *
     
    Betty deutete mit ihrer Antenne wortlos auf einen Hygrosom und hob drei Finger. Keith setzte sich und betrachtete interessiert Bettys ,private’ Sphäre. Der Raum unterschied sich nicht von seinem eigenen und dem Zimmer von Tausenden anderer Institutsangestellter. Ein Visor, ein Schreibtisch, einige in die Wand eingebaute elektronische Apparaturen, eine hygrosomatische Liege und die obligaten Kalenderdrucke an der Wand.
    Nur eines war völlig ungewöhnlich: auf dem Schreibtisch stand eine schlanke, glattweiße Porzellanvase mit einer einzelnen Orchidee.
    Keith verspürte immer wieder einen seltsamen Schmerz irgendwo in seinem Innern, wenn er die Vase sah. So weit er zurückdenken konnte, immer war in dieser Vase eine frische, echte Blume gewesen. Wieder und wieder hatte er sich vorgenommen, es Betty gleichzutun. Immer wieder hatte er es vergessen. Heute aber erfüllte ihn nicht allein der Wunsch, etwas Schönes um sich zu haben. Es war ein heftiges Bedürfnis, die Sehnsucht, etwas natürlich Lebendes neben sich zu wissen.
    Die drei Minuten waren vorüber.
    Betty begrüßte ihn lächelnd. „Ich

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