Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
Vom Netzwerk:
ich brauche Ihre Mitarbeit. Den Alarm, den Sie vorhin so mustergültig exerzierten, habe ich persönlich ausgelöst. Natürlich habe ich die Moduln nicht selbst umgebaut, aber ich habe einen Mann dafür ausgesucht, der – wie ich inzwischen deutlich gemerkt habe – zweitklassig war.“
    „Zweitklassig? Corell ist ein erstklassiger Wissenschaftler.“
    „So? Wissen Sie genau, daß Corell die Moduln variierte?“
    „Ach, Takata, geben Sie doch zu, daß Sie Corell gezwungen haben. Geben Sie doch zu, daß Corell Sie überlistet hat. Daß er absichtlich so schlecht arbeitete, um uns zu warnen. Es ist doch offensichtlich! So einfältig ist auch ein Techniker der fünften Klasse nicht, daß er glaubt, ein solcher Eingriff bliebe unbemerkt.“
    „Der Analysator hätte ebensogut einen anderen Modul herausgreifen können.“
    „Sicher, Takata, sicher. Aber bei Ihrer Auflage hätte er früher oder später doch ein Kuckucksei erwischt. Ich bin sogar davon überzeugt, daß die humanoiden Roboter der Baukommission Meldung erstattet hätten, wenn der Analysator einen normalen Modul herausgegriffen hätte; sie haben mit Sicherheit schon bemerkt, daß die Moduln verfälscht sind.“
    „Eine Auflage von achthundert Moduln ist relativ klein. Sie hätte unter günstigeren Umständen auch den Humanoiden entgehen können.“
    „Danke für den Hinweis, Takata. Ich kam nicht mehr dazu, sie zu zählen. Und was die Kontrollen der Humanoiden betrifft, so merkt man, daß Sie auf diesem Gebiet ein Laie sind.“
    Der Senator zeigte seine Verlegenheit nicht. Er lächelte vielmehr verbindlich. „Zugegeben, mein erster Versuch war ein Fehlschlag. Corell hat es mir übelgenommen, daß ich ihn gezwungen habe …“
    Keith ging geduldig auf Takatas Spiel ein. „Und nun soll ich seine Bemühungen fortsetzen?“
    „Ich freue mich, daß Sie so schnell begreifen, worum es geht.“
    „Welchen Erfolg versprechen Sie sich davon, Takata?“
    „Erfolg?“ Takatas Augen begannen zu glühen. „Ich hasse die Humanoiden mit allen Fasern meines Nervensystems. Und ich weiß, daß Sie sich Corell gegenüber deutlich genug gegen die Gleichberechtigung der Maschinen geäußert haben. Seit einiger Zeit sind im Rat Bestrebungen im Gange, die Humanoiden als völlig gleichberechtigt anzuerkennen.“
    „Das ist mir bekannt.“
    „Wissen Sie, was das bedeuten würde? Eine Diktatur der kalten Vernunft über jegliches menschliche Gefühl! Die Humanoiden sind uns geistig, körperlich und nicht zuletzt moralisch überlegen. Ich weiß das. Fragen Sie mich aber nicht, wie mich das bedrückt.“
    „Dies alles ist jedoch kein Grund, in dieser Weise …“
    „Nun, alle anderen Menschen wissen das ebensogut, aber sie resignieren! Sie haben es aufgegeben, ihre eigenen Schöpfungen zu überrunden. Der Wettbewerb wird mit unfairen Bedingungen ausgetragen. Eine Gleichberechtigung der Roboter darf nicht durchgesetzt werden! Verstehen Sie mich jetzt?“
    Keith schwieg lange, und er gab sich redlich Mühe, diese Argumente objektiv zu durchdenken. Dann fragte er bedächtig: „Wer hat Hendrik de Vaal ermordet?“
    Takata nickte langsam. „Einer meiner Anhänger handelte voreilig. Warum soll ich Ihnen versichern, daß er es ohne meinen Befehl tat, daß er nur die Aufdeckung dieser – sagen wir – ungewöhnlichen Aktion verhindern wollte? Sie glauben es mir wohl doch nicht.“
    „Zweifellos!“
    „Verstehen Sie mich recht: mir liegt wirklich viel an Ihrer Mitarbeit. Ich weiß aber auch, daß ich Sie nicht dazu zwingen kann. Mein Zwang kann sich lediglich darauf beschränken, daß Sie meine Argumente anhören. Jeden anderen könnte ich vielleicht durch Drohungen oder Hypnokorrekturen beeinflussen lassen. Ich weiß aber, daß Sie dagegen ebenso immun sind wie gegen Veritine jeder Art.“
    Keith ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.
    „Das einzige Druckmittel, das ich gegen Sie einsetzen könnte, haben Sie raffiniert entschärft: Miß Corell. Aber seien Sie versichert, ich werde dieses Mittel nie benutzen, selbst wenn ich hundertprozentig von seiner Wirkung überzeugt wäre.“
    „Es würde mich beruhigen, Takata, für Sie.“ Keith wurde sofort wieder sachlich. „Und wie stellen Sie sich meine weitere Mitarbeit vor?“ fragte er interessiert.
    „Wenn ich Ihnen gegenüber fair bleiben will, kann ich Ihnen nur die Grundrichtung meiner Pläne mitteilen. Ich werde versuchen, die Humanoiden so zu beeinflussen, daß sie genau wie wir Menschen gefühlsbedingt handeln.

Weitere Kostenlose Bücher