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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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habe an Sie gedacht. Sie waren bei Takata?“
    „Ja, Betty, und ich glaube, wir haben uns beide geirrt.“
    „Nicht geirrt, unsere Informationen waren unzureichend.“
    Keith schilderte seine Festnahme und wiederholte den genauen Wortlaut des Gespräches mit Takata.
    Betty registrierte es.
    „Ich persönlich neige dazu“, sagte Keith, als er seinen Bericht beendet hatte, „Takatas Worten zu glauben. Und ich halte es für empfehlenswert, seine Argumente abzuwägen. Wie denken Sie darüber, Betty?“
    „Ich denke das gleiche. Ich habe mit ,alpha 01’ korrespondiert und von ihr Takatas Daten erhalten. Seine bisherigen Aktionen waren gesetzlich und moralisch korrekt. Er hat einen persönlichen Hang zur Fairness, gilt aber in der Durchführung seiner Pläne als außerordentlich energisch.“
    „Na, was habe ich gesagt?“
    „Ein Mordauftrag wäre möglich, jedoch unwahrscheinlich im definierten Sinn für Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit und Realität. Es wäre wünschenswert, mehr über seine Anhänger zu wissen und von wem er sich gegebenenfalls beeinflussen läßt.“
    „Was kann ich unter diesen Umständen zur Durchführung meiner Pläne tun?“
    Betty lächelte wieder sphinxhaft. „Doktor Keith, Sie fragen mich um Rat und bemerken noch immer nicht, daß Sie meines Rates gar nicht bedürfen. Sie verfügen über wesentlich genauere Eindrücke. Sie stehen zwar mitten im Geschehen, vermögen aber trotzdem ungewöhnlich objektiv zu urteilen. Der jahrelange ständige Umgang mit Humanoiden hat Ihr Denkvermögen derart erweitert und geschult, daß Sie mich eigentlich nur noch zur Bestätigung Ihrer Schlüsse benötigt haben.“
    „Aber, Betty!“
    „Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, daß mich Takata oder Orlow ebenfalls um Rat fragen könnten? Glauben Sie, ich würde ihnen weniger korrekt und loyal Auskunft geben? Dabei müßte ich überdies Ihre Fragen und Informationen mit verwerten.“
    Keith hatte diese Möglichkeit in seinen Gedankengängen wirklich vernachlässigt, aber mehr aus der nicht begründbaren Gewißheit, Betty stände auf seiner Seite. Er registrierte aber wiederum genau die persönliche Mitteilung und lächelte. „Danke, Betty. Sie haben recht. Ich werde es berücksichtigen.“
    Mit einem letzten Blick auf die weiße Vase verließ er Bettys Zimmer.
    Als Keith die Testzentrale betrat, war Orlow eben dabei, die letzten Anweisungen zur Vernichtung aller gefälschten Moduln zu geben. Er überwachte auf dem Visorschirm, daß auch keiner der gefährlichen Bausteine dem Konverter entging, und strich die Nummern einzeln von einer Liste ab. Ein Roboter hätte das gewiß schneller und ebenso korrekt besorgt, doch schien Orlow nicht einmal der Klimaanlage zu trauen. Die Luft im Kontrollraum war stickig und verqualmt.
    „Hören Sie, Orlow, ich glaube, Sie können heute abend traumlos und in Ruhe schlafen“, lächelte Keith. „In einigen Minuten weiß Ihre Konkurrenz, daß sie auf meine Mitarbeit verzichten muß.“
    Der Senator schaute müde auf. „Ach Keith, ich habe das alles so satt, daß es mich ebensowenig berühren würde, wenn Sie zusagten. Aber besser ist es schon, Sie lassen die Finger davon.“
    Keith schien erstaunt. „Ein Glück, daß ich nicht Ihnen zuliebe absage.“
    Orlow antwortete nicht.
    Keith ging hinüber in seinen Arbeitsraum und tastete Takatas Rufnummer. Als sich der Japaner meldete, sagte Keith gelassen: „Hier spricht Keith. Haben Sie zufällig den Besuch von Miß Corell?“
    Takata war erstaunt. „Nein, warum denn?“
    „Ach, nur so. Sind Sie ganz sicher?“
    „Ja, natürlich. Weshalb fragen Sie, Doktor Keith?“
    „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß ich mich dafür entschieden habe, Ihre Bitte abzuschlagen. Hoffentlich mache ich Sie mir damit nicht zum Feind!“
    Takata schwieg fast eine Minute, dann klang aus seiner Stimme Enttäuschung und Zorn. „Sehr schade, Doktor Keith. Ihre Absage zwingt mich zu Maßnahmen, die ich nur höchst ungern ergreife. Können Sie sich vorstellen, was ein Streik für unsere empfindliche Wirtschaft bedeutet? Nein? Morgen werden Sie es können! Hoffentlich bereuen Sie dann Ihren Schritt nicht.“
    „Nun, wir werden sehen, Takata.“
    „Ich danke für den Anruf.“
    Die Taste zeigte an, daß Takata das Gespräch beendet hatte.
    Keith legte den Kopf in seine Hände. Er atmete tief ein und wünschte sich inständig, seine Absage niemals bereuen zu müssen.
    Es war fast Mittag.
     
    *
     
    Joan lag ausgestreckt im Sand zwischen Jerry und

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