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TS 85: Endstation Zukunft

TS 85: Endstation Zukunft

Titel: TS 85: Endstation Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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ihm gerade in die Augen und versuchte ihn zu beruhigen. „Ich habe Ihnen doch schon alles erzählt“, sagte sie geduldig. „Ich bin das, was Sie wahrscheinlich einen Psychiater nennen würden. Ich habe die Aufgabe übernommen, gewisse Erscheinungen zu untersuchen, die man zu Ihrer Zeit als Halluzinationen abgetan hätte.“
    „Und ich“, stellte Mallory fest, „habe die Ehre und das Vergnügen, Ihr Versuchskaninchen sein zu dürfen.“
    „Genau. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die Zeit oder die Geschichte oder die Erfahrung in diesem Haus an einigen seltsamen Dingen schuld ist. Nennen Sie diese Kraft, wie Sie wollen – jedenfalls hat sie sich darin geäußert, daß das Haus gemieden wurde, weil es darin angeblich spukte.“ Sie lächelte plötzlich. „Ich muß Ihnen allerdings verraten, daß ich der Meinung bin, daß Sie ein sehr interessanter und durchaus menschlicher Geist sind!“
    Mallory ließ sich durch ihren scherzhaften Tonfall nicht täuschen. „Es hat also auch noch andere Gespenster gegeben?“ fragte er rasch.
    Sie nickte. „Mindestens eines. Vielleicht auch mehrere. Wissen Sie, wir haben erst kurz vor der Ankunft unseres letzten Besuchers erkannt, was eigentlich dahinterstecken mußte …“
    Mallory versuchte zu raten. „Colonel Harrys?“
    „Haben Sie ihn gekannt?“ fragte das Mädchen schnell.
    Mallory lachte bitter. „Er hat sich aufgehängt. Deshalb konnte ich das Haus billig kaufen.“
    „Wir wissen alles über seinen Tod“, sagte sie traurig. „Der arme Kerl war dem Schock nicht gewachsen. Sie scheinen sich besser daran gewöhnen zu können.“
    „Diese Bemerkung zeigt deutlich, daß die Psychologie heute noch nicht viel weitergekommen ist“, stellte er trocken fest.
    „Das kann sein. Aber die Telepathie schon. Sie müssen immer daran denken, Mr. Mallory, daß ich Ihre Gedanken lesen kann – es sei denn, Sie wollten es nicht und legten Wert darauf, daß ich es nicht tue.“
    Mallory starrte sie wortlos an. Dann lächelte er.
    „Es hat wenig Sinn, wenn Sie versuchen wollen, mir einen Schock zu versetzen. Es ist völlig normal, daß Sie in mir in erster Linie eine Frau sehen …“, sagte sie mit lächelnder Miene. „Ich nehme das Kompliment dankend an – in dem Sinn, den Sie eigentlich meinten.“
    Er sah das Funkeln in ihren Augen und fand sie plötzlich noch viel sympathischer. „Die Menschen in dieser neuen Welt sind anscheinend ziemlich großzügig“, bemerkte er dann.
    „Das müssen sie auch sein“, sagte das Mädchen gleichmütig.
    Die Uhr stand immer noch auf elf Uhr zwanzig, das Porträt stand immer noch auf der Staffelei; draußen erstreckte sich immer noch der Flughafen, und das Mädchen war noch nicht verschwunden.
    Mallory hatte sich soweit von seinem ersten Schock erholt, daß er sich an seine Pflichten als Gastgeber erinnert und dem Mädchen eine Tasse Tee angeboten hatte. Der Tee in der Kanne war immer noch sehr heiß, und als er in die Küche ging, um eine zweite Tasse zu holen, fiel ihm auf, daß das Wasser im Kessel immer noch dampfte, obwohl er doch das Gas ausgedreht hatte, bevor er nach oben in sein Atelier gegangen war.
    Dann saß er dem Mädchen gegenüber und sah zu, wie sie Tee trank. Er war enttäuscht. Nichts geschah.
    „Sagen Sie mir“, sagte er dann plötzlich, „bin ich selbst gefallen – oder hat mir jemand einen Stoß gegeben?“
    Das Mädchen sah ihn nachdenklich an. „Ich würde sagen, daß Sie sich selbst einen Stoß gegeben haben, Mr. Mallory. Wir – ich meine die Menschen, die jetzt, beziehungsweise in Ihrer Zukunft, leben – haben jedenfalls nichts damit zu tun, falls Sie das glauben …“
    Mallory schwieg einen Augenblick. „Ich nehme an, daß Colonel Harrys auch Pfeifenraucher war?“
    Das Mädchen blickte überrascht drein. „Hat denn das irgendeine besondere Bedeutung in dem Zusammenhang?“ Dann fügte sie hinzu: „Ach so, Sie denken an eine Tabaksorte, die Sie beide geraucht haben.“
    Mallory lachte. „Eine Dose Latakia. Nur ein paar harmlose Krümel Latakia. Eine Steingutdose, die jemand aus Versehen in einem Herd hatte stehen lassen … Ihr Leute aus der Zukunft scheint doch ganz gut im Rätselraten zu sein – was halten Sie davon?“
    „Sie möchten, daß ich Ihnen erzähle, daß ich das auch sehr seltsam finde“, antwortete sie leise. „Sie möchten von mir hören, daß der Tabak daran schuld ist, daß Sie sich jetzt im Jahre 2064 befinden. Ich weiß es aber nicht – und Sie vermuten es auch

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