TS 85: Endstation Zukunft
als er die Affenmenschen näher kommen sah.
„Der Hauptunterschied zwischen ihnen und uns ist die Tatsache, daß sie dringend einen Haarschnitt brauchen könnten – das scheint aber auch alles zu sein …“, sagte er schließlich überrascht.
„Und noch eine andere Kleinigkeit …“, meinte Alsdorf hochnäsig. „Wir sind nämlich zufällig zivilisiert!“
Lukas lachte trocken. „Das ist jedenfalls unsere Auffassung von der Sache – vielleicht denken die da ganz anders darüber?“
Als die Affen – oder waren es nicht doch Menschen – auf fünfzehn Meter herangekommen waren, blieben sie stehen und formten einen Halbkreis. Dann gab einer der Hominiden ein Zeichen, woraufhin sie ihre Bündel ablegten und ihn erwartungsvoll ansahen. Beide Gruppen schienen sich nicht ganz sicher zu fühlen und warteten darauf, daß die andere Partei die Initiative ergriff.
Lukas und seine Begleiter bemerkten, daß die Bewohner von Formalhaut III beinahe alle gleich groß waren – etwa fünf Zentimeter größer als Alsdorf, der der größte der Raumfahrer war. Sie hatten riesige Brustkästen, ziemlich runde Schultern und lange, sehnige Arme. Ihre Zehen schienen mehr dazu geeignet, einen Ast zu umklammern als das Körpergewicht zur tragen. Ihre Gesichter hatten eine täuschende Ähnlichkeit mit denen der Neandertaler, wie man sie in Museen besichtigen kann.
Dann trat einer von ihnen vor, dessen Haar lichter war als das der anderen und hob seinen rechten Arm grüßend bis auf Schulterhöhe. Dabei bewegte er seine Lippen.
Da sie immer noch ihre Druckanzüge trugen, konnten die Erdbewohner ihn nicht verstehen. Lukas entschloß sich, den Helm abzunehmen, obwohl das nicht ungefährlich sein konnte.
„Czanyas“, sagte der Hominide und berührte dabei seine Brust. Dann deutete er auf die Erdbewohner und fügte hinzu: „Olye ma nye kran czanyas.“
Lukas trat einige Schritte vorwärts und wiederholte versuchsweise das Wort „Czanyas“, während er mit dem Zeigefinger auf die Hominiden deutete.
Die ganze Gruppe gab seltsame Laute von sich, und ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Lukas deutete auf sich und versuchte es nochmals. „Olye ma nye kran czanyas.“
Der Anführer der Hominiden deutete zum Himmel. „Olye“, sagte er dann erklärend. Dann deutete er nacheinander auf Lukas, Alsdorf, Duluth und Chirico. „Czanyas … Olye ma nye czanyas.“
Duluth hatte ebenfalls einen Helm abgenommen. „Was sagt denn der komische Vogel, Mike?“
„Falls du es noch nicht selbst gemerkt hast“, grinste Lukas zurück, „glaube ich, daß er uns den Unterschied zwischen seinen Leuten und uns erklären will. Sie sind Menschen, und wir sind Männer aus dem Schiff, das aus dem Himmel gekommen ist – oder so ähnlich.“
Der alte Hominide drehte sich um und gab den anderen ein Zeichen mit der Hand. Sie traten nacheinander vor und legten ihre Geschenke vor die Füße der Fremden. Dann kehrten sie in ihren Halbkreis zurück und hockten sich auf den Boden. Nach kurzer Zeit häuften sich vor den Erdbewohnern eine Menge verschiedener Früchte. Chirico konnte der Versuchung nicht länger widerstehen, nahm seinen Helm ab und begann die verschiedenfarbigen Früchte zu untersuchen. Er stellte fest, daß sie Melonen, Trauben, Orangen und sogar Oliven glichen.
Nur Alsdorf traute dem Frieden immer noch nicht recht. Er trug nach wie vor seinen Helm und bedrohte die Hominiden mit seiner Maschinenpistole.
Lukas wandte sich an Duluth. „Was könnten wir ihnen denn anbieten, Joe?“
Duluth grinste. „Wie wär’s mit einer netten kleinen Maschinenpistole oder einer hübschen Gasbombe?“
Aber Lukas war nicht in der Stimmung, um Witze zu machen. „Die armen Kerle werden die Segnungen der Zivilisation schon früh genug kennenlernen … Los, hol lieber ein paar Plastikeimer – aber dalli!“
„Jawohl, Sir!“ Duluth ging zur Rakete zurück und kam einige Minuten später mit einigen Plastikgegenständen zurück, die er den Hominiden übergab, wobei er jedem von ihnen mit ernster Miene ein fröhliches Weihnachten wünschte.
Die nächste Stunde brachten Lukas und Chirico damit zu, die verschiedenen Wörter und ihre genaue Bedeutung zu lernen. Sogar Alsdorf interessierte sich so sehr dafür, daß er seinen Helm abnahm und sich daran beteiligte. Sie stellten fest, daß solyenas Essen bedeutete. Czanyas solyenas ra besagte also: Die Menschen essen. Koshevo hieß Wasser, ilshevo Land und lashevo Luft. Schließlich fanden sie auch
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