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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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noch öfter solche Sachen tue. Ist das richtig?“
    McKinney nickte ernst.
    „In einem Jahr werdet ihr alle soweit sein, daß ihr diese merkwürdige Begabung einsetzen könnt wie ein Spielzeug oder wie eine Waffe – je nach dem Zweck der Verwendung. Aber bis dahin müßt ihr euch noch sagen lassen, was ihr tun dürft und was nicht. Das ist doch nicht unfair, oder?“
    McKinney lächelte den Jungen an. Dave überlegte einige Sekunden, dann sagte er leise:
    „Nein. Ich glaube, daß ich es nicht wieder probieren werde. Aber es war doch fein, wie das Schiff explodierte, nicht wahr, Carel?“
    Die Augen des Iren verengten sich einen Moment, dann sagte er etwas gepreßt:
    „Wir haben seit vielen Jahren Krieg. Nichts, was in einem Krieg geschieht, ist fein oder gut oder schön. Denkende Wesen wie du und ich bekämpfen einander, rauben einander die Brüder, die Väter und die Angehörigen. Wir werden alles tun, um diesen Krieg zu beenden. Deshalb ist es notwendig gewesen, daß wir uns gegen diese vier fremden Schiffe verteidigten. Es ändert nichts daran, daß etwa zweitausend Quaysa starben, Davie!“
    Der Junge nickte und legte den Kopf zurück in die Kissen.
    „Du hast recht, Carel“, sagte er. „Krieg ist nicht fein. Aber er wird zu Ende gehen, nicht wahr?“
    „Das“, brummte McKinney und stand auf, „kann ich dir versprechen. Lange dauert er nicht mehr – warte nur, bis wir fertig sind. Es wird sich manches ändern.“
    „Gute Nacht, Carel.“ Das Licht erlosch.
    „Schlaf wieder, Davie!“
    Hinter McKinney schloß sich geräuschlos die Tür. Die breite Gestalt des Majors wanderte wie ein lautloser Schatten den Korridor entlang und verschwand endlich hinter einer Biegung. Dort lagen die Räume McKinneys. Eine Tür klappte, dann war Ruhe. Nur mächtige Maschinen brummten und erfüllten das Schiff mit einem Dauergeräusch. Es würde erst dann endgültig schweigen, wenn die Landung auf Longhurst erfolgt war.
    Noch aber raste die Hunting Bow durch den Hyperraum. Fast zwei Tage, rund fünfundvierzig Stunden trennten sie noch von der Landung. Aber das war erst ein Anfang, nicht das Ende.
    McKinney nickte bitter. Er hatte sich ein weites Ziel gesteckt. Jetzt zweifelte er zum erstenmal daran, daß es ganz erreicht werden konnte. Er zuckte die Achseln und schlief ein.
     
    *
     
    Carel McKinney stand in der Offiziersmesse der Hunting Bow; er lehnte sich gegen den schweren, angeschraubten Tisch und hielt eine unangezündete Zigarette zwischen den Fingern. Mit einem brennenden Blick sah Carel auf den Kapitän, der die Flächenprojektion eines Planeten vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Farbige Linsen und bunte Flächen zogen sich über das lichtempfindliche Papier.
    „Ich kann mich nur noch wundern, McKinney“, sagte der Kapitän fast ärgerlich, „wie solche Dinge hier“, er schlug mit dem Handrücken leicht gegen das knisternde Papier, „entstehen können. Noch niemals ist ein Schiffer der terranischen oder der Vereinigten Mächte auf dieser Welt gelandet – trotzdem haben Sie eine mehr als genaue Oberflächenkarte von Longhurst’s Planet. Wie kommt das zustande?“
    McKinney zuckte die Achseln.
    „Unterschätzen Sie nicht die Möglichkeiten unserer kleinen Gruppe, Kapitän!“ sagte Carel leise. „Wir vermögen noch mehr zu leisten. Sie werden verstehen, daß wir nicht alles erklären, was wir tun!“
    Der Kapitän nickte. Schwer arbeitend brachten die Düsen und die Schwerefeldprojektoren das riesige Schiff aus dem Raum hinunter auf die jungfräuliche Oberfläche von Longhurst. Der gigantische schwarze Schatten glitt über Wälder und Wüstenflächen, kletterte an Hängen hinauf und wieder hinunter. Ein Dreimannteam aus dem Offizierskorps des Trägers führte die Landung durch.
    Langsam glitt die Hunting Bow nieder.
    Sie schwebte dreißig Meter mit abgeschalteten Düsen über der Landschaft des Planeten. Eine Herde seltsamer Tiere floh vor dem Schatten und verschwand unter den Stämmen eines nahen Waldes. Auf einem Vorausschirm kontrollierten der Kapitän und McKinney die Vorgänge.
    Der Kapitän nickte und nahm die Hand von den Knöpfen, die sich unter dem kleinen Schirm befanden. Sein gespanntes, faltiges Gesicht drehte sich zu McKinney herum:
    „Landen Sie das Schiff, wo Sie es für notwendig oder erwünscht halten“, sagte er. McKinney nickte dankbar und schaltete eine Leitung frei. Dann gab er die charakteristischen Merkmale derjenigen Landschaft durch, die unmittelbar neben dem Punkt der

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