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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Ansprechbarkeitsgrenze sehr herunterdrücken können in diesem Jahr der Ausbildung.
    Neben Rossiter stützte sich Coril Lumgair auf die Karte und versuchte, sich die Umrisse einzuprägen. Er war nicht groß, erst fünfzehn Jahre alt und aus Java Terranis. Sein blitzschneller Verstand war einer der besten der gesamten Schülergruppe. Gegen ihn stach der große Fenro Traverso aus Südamerika ab; der Sechzehnjährige war der beste Sportler der Klasse. Jonie Scott dagegen war ein Mädchen, neunzehn, schlank mit bemerkenswerten Ansätzen späterer Schönheit.
    Während des Unterrichts wurde laut gesprochen, auch schirmten die Kinder das mentale Feld ab, unter dessen Wirkung sie sonst ununterbrochen korrespondierten. Odette öffnete den Mund und sah über die Köpfe der fünf; wie McKinney das kleine Flugzeug des Teams hervorholte. Er würde etwaige Versprengte dieser Versuche abholen. Jeder der Schüler hatte eine Pistole mit Signalmunition an den Gürtel geschnallt.
    „Wir springen zusammen zuerst dort hinüber an den Rand derSandfläche – und dann sofort wieder zurück. Was ist dabei zu beachten?“
    Odette sah Coril Lumgair an. Der Javaner sagte blitzschnell:
    „Wir sollen springen und bereits während des Sprunges versuchen, zu denken. Nicht an den Sprung – wir erreichen das Ziel ohnehin – sondern an die Aufgaben, die vor uns liegen.“
    „Welche Aufgaben habt ihr, Rossiter?“ fragte Odette weiter.
    Wenn sie in der Unterrichtsarbeit war, war von dem Humor, den sie privat zu entwickeln pflegte, nichts zu bemerken.
    Rossiter betrachtete die Karte, sah seinen Nachbarn an und schwieg.
    „Muno – paß auf. Wenn du denkst, ich stehe hier aus reiner Menschenliebe, so irrst du dich. Ich drohe ungern, aber es muß sein, scheint mir. Würdest du gern haben, daß sich McKinney über dich ärgert?“
    Ohne auf die letzte Frage einzugehen, antwortete Muno ohne viel Begeisterung:
    „Wir sollen in diesem Fall einen Kreis in den Sand zeichnen, der von einer Geraden tangiert wird.“
    „Richtig!“ sagte Odette. Dann: „Springt!“
    Ehe das Mädchen mit den Augenlidern zucken konnte, war der Tisch mit der Karte alles, was noch unter dem Sonnensegel stand. Die Gestalten der fünf Kinder waren im selben Moment am Rande der etwa einen Kilometer entfernten Wüste zu sehen. Eifrig zeichneten die fünf ihre tangierten Kreise in den Sand. Dann sprangen sie wieder zurück. Rossiter kam als erster an.
    „Gut, Muno“, sagte Odette.
    „Ich weiß“, antwortete der Russe grinsend. Manchmal reizte es das Mädchen, ihm eine herunterzuhauen. Aber sie beherrschte sich. Andere Menschen hatten diese Kinder zu viel und wegen anderer Anlässe geschlagen – und diese Schläge waren nicht wieder zu tilgen.
    „Das nächste Ziel“, sagte Odette, als die fünf wieder den Tisch umstanden. „Es ist … Owen?“
    Robbie Owens brauner, schmächtiger Zeigefinger fuhr über die Karte und hielt auf einer langgezogenen Insel an, die in der Mitte eines Flusses lag. Summend erhob sich der glitzernde Metalltropfen mit McKinney in die Luft und schoß waagrecht davon. Minuten später hielt er in der Luft über der besagten Insel an.
    „Hier, Odette. Hier sollen wir hin.“
    „Eure Aufgabe, Rossiter?“
    „Wir sollen fünf verschiedene Blumen pflücken und ein Tier beschreiben, das wir gesehen haben. Wenn wir aber kein Tier sehen?“
    „Dann beschreibt ihr etwas anderes – etwa einen seltsamen Baum oder eine ähnliche Sache. Achtung!“
    Die Kinder sahen von der Karte auf, ihr Blick wurde seltsam nach innen gekehrt und stumpf, und dann sagte Odette: „Los!“
    Wieder verschwanden die Kinder.
    Odette, die fast ein Jahr lang die Theorie der Sprünge mit Nahzielen und allen Dingen, die damit zusammengehangen hatten, durchgenommen hatte, war aufgeregt. Sie zündete sich hastig eine Zigarette an, während sie im Geiste die Entfernungen abschätzte. Bis zu der kleinen Insel waren es sieben Kilometer.
    Eine Minute verging. In einer solchen Situation war eine einzelne Sekunde länger als eine kleine Ewigkeit. Odette wartete voller Spannung. Etwas wie ein dicker Klumpen bildete sich in ihrem Magen. Die Zigarette schmeckte schließlich dumpf und faulig.
    „Auch ein Mittel, sich das Rauchen abzugewöhnen“, sagte sie halblaut. Aber da traf bereits Rossiter ein.
    Er legte fünf verschiedene Blumen auf den Tisch, lauter ausgesucht schöne Exemplare. Etwas leuchtete in seinen Augen. Aufgeregt begann er zu sprechen.
    „Ich habe ein Tier gesehen, das wir nur

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