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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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von Bildern her kennen. Es war groß und schwarz und sprang in den Fluß, als wir ankamen. So sah es aus!“
    Muno kauerte sich nieder und zeichnete die Umrisse eines großen fischotterähnlichen Tieres in den Sand. Odette nickte.
    Owen kam, dann Lumgair, schließlich Traverso. Den Schluß bildete Jonie Scott, die einen riesigen Blumenstrauß im Arm hielt. Die unfaßbare Gabe der Teleportation hatte die Kinder binnen einem nicht mehr meßbaren Sekundenbruchteil sieben Kilometer weit genau in das Ziel geschleudert. Es war, als ob man über eine niedrige Schwelle von einem Raum in einen anderen, bekannten hinübertrat.
    „Die anderen Blumen habe ich dir mitgebracht“, erklärte Jonie nicht ohne Feierlichkeit und legte den Strauß auf den Tisch. Odette dankte gerührt und fragte die Kinder nach ihren Beobachtungen aus. Lumgair schilderte minutiös die Farben auf den Flügeldecken eines großen Käfers, Owen hatte einen Fisch aus dem Wasser springen sehen, Jonie erinnerte sich an einen reiherähnlichen Wasservogel, der einen kleinen Fisch quer im Schnabel hielt, und Traverso hatte eine Schlange gesehen.
    Summend senkte sich die Maschine neben die Sandfläche, McKinney nickte freundlich hinüber, winkte mit der Hand und startete wieder. Er versuchte, das dritte Ziel des Vormittags zu erreichen.
    „Jetzt kommt der dritte Sprung. Ist jemand von euch müde – ehrlich?“
    Die Kinder verneinten entschlossen.
    Lumgair zeigte auf den Punkt. Es war dreihundert Kilometer weit. Odette sah auf die große Uhr an ihrem schmalen, gebräunten Handgelenk. Sie mußte langsamer vorgehen, so daß McKinney Zeit genug hatte, das Ziel zu erreichen.
    „Was ist jetzt eure Aufgabe?“ fragte Odette.
    „Wir sollen uns die Umgebung dieses Punktes genau einprägen und nachher eine Panoramableistiftskizze anfertigen.“
    „Ausgezeichnet, Jonie.“
    Odette wartete noch eine Weile, dann fuhr sie fort und fragte:
    „Habt ihr euer Ziel?“
    Die Kinder bejahten, eines nach dem anderen.
    „Ihr dürft den Punkt nicht verfehlen, hört ihr!“
    „Nein – sicher nicht. Wir haben es ja gelernt!“
    „Also: Achtung – los!“
    Wieder waren die Kinder verschwunden. Nur die Blumen lagen noch auf dem Tisch, und teilweise unbeholfene Zeichnungen waren neben den Fußabdrücken im weißen Sand. Odette begann trotz der Wärme, die aus dem Wald hervorkam, zu frösteln. Dreihundert Kilometer bis an einen garantiert noch nie gesehenen Punkt.
    McKinney schwebte in dem kleinen Flugzeug darüber.
    Odette wartete. Es war furchtbar. Es durfte nichts geschehen. Zum erstenmal bedauerte das sechsundzwanzigjährige Mädchen, keine besonderen telepathischen Fähigkeiten zu besitzen. Sie konnte Dinge bewegen, gut – aber nichts mehr. In die Gedanken der Kinder konnte sie sich nicht einschalten, sie konnte nicht ,sehen’, was dort geschah und wo die Kinder waren. Odette war ein nahezu vollkommener Mensch, aber als Telepath taugte sie nicht viel.
    Immer, wenn sie wartete oder sich unbehaglich fühlte, überfielen sie diese nagenden Zweifel und Selbstvorwürfe. Der einzige Mann, der sie vor Jahren davon hatte befreien können, war Waffenmeister in einem Vorpostenboot gewesen, ein mehrfach dekorierter Offizier.
    Er war neuntausend Lichtjahre von Gorquon entfernt gefallen.
    Fünf Minuten, sechs … sieben … acht …
    Odette zertrat wütend den Rest ihrer Zigarette in dem Sand. Dann stand plötzlich Coril Lumgair, der Javaner, vor ihr. Er lachte über das ganze Gesicht.
    „Wieder hier, Odette. Es war ein herrlicher Ausblick!“
    Schaudernd erinnerte sich Odette, daß Punkt drei der Gipfel eines Dreieinhalbtausenders war.
    „Die anderen?“ fragte sie hastig.
    „Sie sehen sich noch die Umgebung an. Ich habe sogar McKinney besucht. Er war nicht wenig überrascht, als ich plötzlich an seinKabinenfenster klopfte. Dann verschwand ich wieder, weil die Luft knapp wurde.“
    „Du bist noch daran schuld, wenn ich einen Herzanfall bekomme, Coril. Das darfst du nicht tun. Du gefährdest dich unnötig.“
    „Ich wußte aber immer, was los war. Ich träumte keine Sekunde lang von etwas anderem, Odette.“
    „Dann ist es gut.“
    Zusammen mit dem ersten Wort kamen Rossiter und Traverso, dann Jonie Scott und Robbie Owen. Die Kinder waren vollzählig zurück.
    „Wie fühlt ihr euch?“
    „Ausgezeichnet“, war die einstimmige Antwort. Die Kinder waren auf eine fröhliche Weise aufgeregt und freuten sich über die Fähigkeiten, mit denen sie spielend jeden gewünschten Punkt

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