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TS 86: Geist ohne Fesseln

TS 86: Geist ohne Fesseln

Titel: TS 86: Geist ohne Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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der Initiator dieser ganzen Aktion, ging abends einmal um den fertigen Bau herum und betrachtete ihn sorgfältig von allen Seiten. Er war mehr als beruhigt.
    Eine merkwürdige Art des Denkens war es, die diesen Mann bis hierher gebracht hatte. Er ging stets – seit seinem siebzehnten Lebensjahr – in derselben Weise vor; bestimmte Vorbedingungen wurden geschaffen. Sie mußten einen unwahrscheinlich hohen Grad vermutlicher Sicherheit besitzen, was sie auch meistens taten. Dann wurden diese einzelnen Fakten in einen Plan eingebaut, der ebenfalls von verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet wurde. Veränderte Blickwinkel verändern das Aussehen; entsprach der Plan nicht allen Erfordernissen, wurde er solange verändert, bis er lückenlos war.
    Diesen Plan in die Tat umzusetzen, erforderte jeweils nur einen geringen Anstoß. Nachdem Zufälligkeiten weitestgehend ausgeschlossen waren, mußte der Plan mit einem Höchstmaß an Sicherheit so abrollen, wie er ausgerechnet worden war.
    McKinney hatte einmal ein Sonnensystem erobert, auf dem bereits die Quaysa Fuß gefaßt hatten. Dieser Eroberung war eine fast ebenso intensive Gedankenarbeit vorausgegangen. Das Resultat war klar – ein Sieg ohne alle Verluste. Mit einem letzten Rest von Ironie hatte McKinney den Plan durch eine Rechenmaschine gejagt, um zu sehen, was die positronischen Zellen ausrechneten. Vorausgesetzt wurden vier Eventualitäten, dann brummte Univac los. Es ergab nichts anderes als das Resultat, das der Major bereits wußte.
    Aber hier … ?
    McKinney hatte ausgeschaltet, was auszuschalten war. Nur noch Dinge des blinden, nicht vorhersagbaren Zufalls konnten die Ausbildung der achtzehn Kinder unterbrechen – sonst nichts. Jedes bekannte Risiko war ausgeschaltet. Müde fuhr sich McKinney über das Gesicht. Auch er war nach jenen spannungserfüllten Tagen am Rande seiner Kräfte angekommen und benötigte Entspannung dringender als Nahrung. Langsam ging er zurück, trat in die rechtwinkligen Gänge des Labyrinths vor der Tür und betrat den ersten Raum. Es war sein Zimmer. Carel McKinney rauchte langsam eine Zigarette, dann zog er sich aus und ging zu Bett, Er schlief zwölf Stunden, und als er aufwachte, waren die Lehrer und die Kinder bereits mitten im Unterricht. In der kleineren Küche hatte Renata Carels Frühstück warmgestellt.
    „Jetzt benötigen wir nur noch achtzehn Monate Ruhe – dann ist der Erfolg gesichert“, brummte McKinney, während er sich sorgfältig rasierte. Aus einem der sonnenerfüllten Räume drangen die Stimmen von Odette Davies und einigen Kindern, die hier und heute die Grundbegriffe einer jeden telekinetischen Tätigkeit vermittelt bekamen.
    McKinney hörte zu, und auf seinem Gesicht begann sich ein ausgesprochen glückliches Lächeln auszubreiten. Für ihn waren diese Stimmen schöner als Musik.

 
3.
     
    Das dreizehnte Kriegsjahr hatte begonnen …
    Dieser Krieg, in dem zwei riesige Mächte gnadenlos gegeneinander losrannten und sich tiefe, kaum wieder zu heilende Wunden schlugen, war wie ein endloser Ozean, oder besser: wie eine unbarmherzige Wüste. Niemand, der sich in dieser Wüste befand, entging der sengenden Sonne. Das hieß – niemand konnte den Folgen dieses Krieges entgehen.
    Es gab nur eine kleine Oase.
    Sie hieß Lucky Hill und befand sich auf Longhurst, weit hinter dem Machtbereich der Quaysa, von dem oberen Balken des T gesehen. In dieser Oase wurden die Truppen ausgebildet, die in wenigen Monaten eingesetzt werden würden. Inzwischen waren sie noch im Training.
    Rogier unterrichtete alle achtzehn Schüler in Naturwissenschaft. Er war hier Fachmann, außerdem war er Telepath, das bedeutete, daß er mit den Kindern auf geistigem Wege sprechen konnte.
    Es war alleinige Aufgabe der fünf Lehrer, die geistigen Spektren der Kinder auszuweiten und die merkwürdigen und furchtbaren Begabungen in richtige Bahnen zu lenken. Die richtigen Bahnen, das bedeutete, daß mit einem möglichst geringen Aufwand geistiger Kräfte ein möglichst großer Effekt oder eine schwerste Arbeit verrichtet werden konnte. Übermäßige Anspannung der parapsychologischen Fähigkeiten konnte eine dauernde Schädigung des Gehirns herbeiführen, ein Durchbrennen gleichsam. Das mußte verhindert werden.
    Der vierzigjährige Kanadier saß in der Mitte eines offenen Vierecks, das von den Stühlen und Tischen der Kinder gebildet wurde. In dem letzten Dreivierteljahr hatten die Kinder die Grundlagen der gesamten Chemie, Physik und Biologie

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