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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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sein Werk: die erste Zeitmaschine! Es war kein besonders ästhetischer Anblick. Zu Verschönerungen hatten Zeit und Geld nicht gereicht. Aber das störte den Professor nicht. Mit knappen Worten wies er seinen Assistenten an, wo er die Halterungen anschweißen sollte. Die Maschine war viel zu schwer, als daß ein oder zwei Männer sie hätten tragen können. Die Hälfte des Platzes beanspruchten allein die Hochleistungsakkumulatoren. Um ihren Zweck erfüllen zu können, mußte die Maschine mit Haltegittern und tiefen Fußrasten versehen sein, an denen sich jeweils zwei Menschen anschnallen konnten.
    „Wollen wir nicht gleich einen Versuch machen, Professor?“ ächzte Liverick, als er mit seiner Arbeit fertig war. Murwich schüttelte den Kopf. „Nein, mein Lieber. Ich bin ein ehrlicher Mensch; und ich habe Mister Snake versprochen, den ersten Versuch nur in seinem Beisein zu unternehmen.“
    „Aber wenn etwas schiefgeht?“ maulte Liverick, während er sich mit dem schmutzigen Handrücken den Schweiß vom Gesicht wischte.
    Professor Murwich würde blaß. „Liverick, Liverick! Zweifeln Sie etwa an der Vollkommenheit meiner Erfindung?“
    „Nein … nein, Sir, aber …“
    „Dann schweigen Sie!“ donnerte Murwich und stieß seinen Zeigefinger in Livericks Richtung, als ob er ihn durchbohren wollte. Abrupt begann er zu lächeln. „Ich werde jetzt Mister Snake anrufen und ihn zu unserem ersten Versuch einladen.“ Theatralisch schwenkte er die Arme. „Mein lieber Snake, werde ich ihm sagen, ich lade Sie zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Sie können …“
    „Wenn Mister Snake aber nun in die Zukunft reisen will“, warf Liverick ein.
    „Unsinn!“ Murwich räusperte sich ungehalten. „Sie wissen genau, daß eine Reise in die Zukunft unmöglich ist.“
    „Aber ob Mister Sna…“
    „Bringen Sie ihn nur ja nicht auf solche Gedanken!“ fuhr der Professor auf. „Am besten ist es, Sie halten den Mund und …
    Was war das?“
    „W … W … Was, Sir?“
    Aber Professor Murwich gab dem verdutzten Liverick keine Antwort. Er griff sich seinen Schirm aus einem babylonischen Kabelgewirr heraus und stürmte durch die offene Tür. Gleich darauf kehrte er wieder zurück.
    „Was war los?“ fragte Liverick.
    Professor Murwich brütete mit finsterem Gesicht vor sich hin. Erst, als Liverick seine Frage wiederholte, schrak er auf. „Ich weiß es nicht. Mir war vorhin, als hätte ich im Vorraum ein Geräusch gehört. Aber als ich hinauskam, war nichts zu sehen. Auch die Tür nach draußen war fest verschlossen.“
    „Sie werden alt, Professor.“
    Murwich erwiderte nichts auf diese respektlose Bemerkung. Mit nachdenklichem Gesicht ging er zum Telefon und wählte die Nummer von Snakes Büro.
     
    *
     
    „Verflixt! Was nun?“ fragte Nat Warren. Mit bebenden Händen löste er die Haltegurte der Zeitmaschine. Auf der anderen Seite des rechteckigen, klobigen Gebildes tat Gran Halbo das gleiche. In seinem Gesicht arbeitete es. Soeben hatten sie den ersten Versuch mit der Zeitmaschine durchgeführt – und gleich die erste unangenehme Überraschung erlebt.
    Es existierte bereits eine Zeitmaschine!
    Das Verblüffendste daran aber war, daß diese Zeitmaschine in einer nahezu fünfhundert Jahre zurückliegenden Zeitepoche existierte.
    „Was tun wir jetzt?“ wiederholte Nat Warren seine Frage.
    Gran Halbo ließ sich auf einem Stuhl nieder, um die Tatsache zu verschleiern, daß seine Knie zitterten. Dann räusperte er sich. „Zuerst müssen wir nachdenken, Nat. Es war reiner Zufall, daß wir den Kalender entdeckten und daran erkannten, in welche Zeit wir geraten waren. Wir haben also wenigstens die Gewißheit, daß die Zeitmaschine exakt funktioniert, denn diese Zeit war ja eingestellt, bevor ich den Hebel umlegte.“
    „Ja“, entgegnete Nat bissig, „wir haben aber auch die Gewißheit, daß jemand in der Vergangenheit existiert, der das Geheimnis der Zeitreise gelöst hat. Wenn uns die beiden Kerle nun fortwährend in unseren Reiserouten herumpfuschen?“
    „Das ist noch nicht das Schlimmste“, erwiderte Gran. „Es besteht außerdem noch die Gefahr, daß einige Exemplare von Zeitmaschinen in unserer Zeit auftauchen. Da sie aus der Vergangenheit stammen, müssen sie irgendwo geblieben sein; und irgendwer wird sie sicher irgendwann finden.“
    „Verdammt!“ entfuhr es Nat.
    „Aber die Zeitmaschine ist noch nicht fertig!“ triumphierte Gran Halbo. „Und wir werden dafür sorgen, daß sie nie fertig wird,

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