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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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vertikalen Röhre herrschte Schwerelosigkeit!
    Hagar brauchte nicht lange nachzudenken, um zu erkennen, daß die Vertikalröhre nichts anderes als ein Antigravitationslift war. Ein reichlich unbequem zu betretender Lift allerdings, denn Hagar mußte sich kriechend hineinbewegen.
    Schwerelos schwebend, überlegte er, nach welcher Richtung er sich zuerst wenden sollte. Ohne Zweifel mußte er nach oben, aber bis zur Spitze des Turmes war ein relativ weiter Weg; und es mochte besser sein, vorher das zu kontrollieren, was er dann hinter sich zurück ließ. Viel tiefer als zwanzig Meter konnte es kaum gehen, wenn man das Fundament einberechnete. Hagar entschied sich, zuerst den unteren Teil des Bauwerkes zu erkunden.
    Nachdem er sich leicht mit den Händen abgestoßen hatte, sank er sanft hinab. Er nahm die Lampe aus der Halterung des Helmes und leuchtete nach unten. Die Gleichförmigkeit der Wände erlaubte keine genaue Entfernungsschätzung. Trotzdem wurde Hagar unruhig, als er sah, daß er schon um eine Strecke abgesunken war, die etwa zehn themanischen Etagen entsprach und sich immer noch kein Ende des Schachtes zeigte. Eine Ausstiegsmöglichkeit fehlte.
    Hagar bezweifelte, daß er noch etwas anderes entdecken könne. Das beste wäre, sagte er sich, jetzt wieder umzukehren. Er tat es nur deshalb nicht, weil ihm vor dem langen Fußmarsch graute und weil das Schweben im Lift ihn träge und schläfrig machte. Bald verlor er jegliches Zeit- und Raumgefühl. Er schlief ein. Als er erwachte und zur Uhr sah, erschrak er heftig. Seit dem Einstieg waren gut sechs Stunden vergangen. Hagar schätzte seine Sinkgeschwindigkeit auf zwei Meter pro Sekunde – das ergab eine zurückgelegte Entfernung von reichlich dreiundvierzig Kilometern. Dreiundvierzig Kilometer tief befand er sich im Innern des Planeten! Und mit jeder verstreichenden Sekunde wurden es zwei Meter mehr.
    In einer Kurzschlußhandlung spreizte Hagar die Arme. Der Fall wurde mühelos abgebremst. Hagar schwebte auf der Stelle. Schon wollte er sich nach oben abstoßen, als er zufällig noch einmal nach unten blickte. Er mußte erst noch einmal hinsehen, bevor er seinen Augen traute. Höchstens acht Meter unter ihm wurde das Licht seiner Lampe reflektiert. Der Boden des Schachtes!
    Beinahe hätte er acht Meter vor dem Ziel aufgegeben. Hagar errötete, als er daran dachte. Etwas stärker als nötig stieß er sich ab und landete unsanft auf festem Boden. Aber die Erregung half ihm über die schmerzenden Füße hinweg. Er sah sich neugierig um. Der Anblick war enttäuschend. Zumindest hatte Hagar nach seiner langen Fahrt etwas anderes erwartet als nur den Eingang zu einem drei Meter hohen Korridor.
    Hagar seufzte und dachte an die Anstrengungen, die es ihn gekostet hatte, bis hierherzukommen. Dann riß er sich zusammen und marschierte los. Nach kaum zehn Metern endete der Gang. Den Abschluß bildete eine stumpfglänzende Wand, in die ein Videomuster eingelassen war. Doch dafür hatte Hagar jetzt keinen Blick übrig. Voller Erbitterung suchte er nach einem Öffnungsmechanismus. Er fand keinen. Sollte er bis hierhergekommen sein, nur um unverrichteterdinge wieder umkehren zu müssen?
    Nach einer Viertelstunde vergeblichen Suchens hockte Hagar sich resignierend auf dem harten Boden nieder. Zornig starrten seine Augen auf die Wand, die ihm den Weg versperrte. Plötzlich stutzte er. Er betrachtete das Videomuster genauer.
    War das nicht …?
    Hagar sprang auf und trat näher an die Wand heran.
    Natürlich! Das war ein vierdimensionales Schachbrett!
    Hagar kannte es genau, denn bis zu seiner Festnahme hatte er auf Vier-Eta als unbestrittener Planetenmeister gegolten. Und das wollte einiges heißen. Der Planet Vier-Eta besaß nämlich im ganzen Imperium den Spitznamen „Vier-Schach“. Die Begeisterung der Vier-Etaner für vierdimensionales Video-Schach hatte ihnen zu diesem, teils Spott, teils Anerkennung ausdrückenden, Namen verholfen. Kein Planetenfavorit anderer Systeme konnte es mit einem beliebigen Etaner in dieser Kunst aufnehmen.
    Die räumliche Anordnung des Spieles war dreidimensional. Was es so schwer – und so reizvoll machte – war die Zuordnung der vierten, der Zeitdimension. Jeder Spieler hatte dreißig Sekunden Zeit zu einem Zug. Jeder gute Spieler aber tat in dieser Zeit mindestens einen – oder auch beliebig mehr – sogenannte Zeitzüge, die allerdings frühestens nach dem übernächsten gegnerischen Zug wirksam wurden. Das war schwieriger, als es den

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