Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
Anzeichen sprachen dafür – mußte sie das Abbild eines Primitivmenschen sein. Die Extremitäten waren unnatürlich lang, so, wie auch die ganze Gestalt. Von Kopf bis Fuß maß sie schätzungsweise 170 Zentimeter. Etwa vor zwei Milliarden Standardjahren, so wußte Hagar, hatten die Vorfahren der heutigen Themanier ähnlich ausgesehen.
    Staunend strich Hagar mit der Hand über die starken Wadenmuskeln. Wozu brauchte ein Mensch derartige Kräfte? Der ganze Körper war unnatürlich muskulös. Noch mehr als dieses aber deutete ein anderes Merkmal auf die Primitivität des abgebildeten Wesens hin, das war die teilweise Behaarung des Kopfes. Aber Hagar sah noch mehr – und fuhr angewidert zurück.
    Die Lippen der Statue waren leicht geöffnet; und dahinter kam etwas zum Vorschein, was als typisches Merkmal aller niederen Säugetiere galt: Zähne! Hagar schüttelte sich beim Gedanken an ein reißendes, mahlendes Gebiß. Er durfte schon gar nicht daran denken, von welcher Art Nahrung sich ein solches Wesen ernährt hatte. „Nein, das konnte bestenfalls die Abbildung eines menschenähnlichen Tieres sein – oder die Zähne besaßen nur symbolischen Charakter.“
    Er wußte nicht, daß er seine letzten Gedanken laut geäußert hatte.
    Lautes Lachen ließ ihn zusammenfahren und bis zur Tür zurückweichen. Entsetzt starrte er die Statue an. Das Lachen war von dort gekommen.
    „Beruhige dich, Hagar“, schallte es laut und deutlich in seinen Helmempfängern. „Keine deiner Vermutungen stimmt. Was du vor dir siehst, ist die naturgetreue Reproduktion eines Menschen, eines Menschen, wie er vor vier Milliarden Jahren auf diesem Planeten lebte.“
    Hagar vermochte nicht nur schnell und sicher zu kombinieren, sondern er verfügte auch über ein gutes Gedächtnis, was die Geschichte der Menschheit betraf. Er faßte sich ziemlich rasch. „Vor vier Milliarden Jahren?“ Er wollte höhnisch lachen; es wurde nur ein Krächzen daraus. „Vor vier Milliarden Jahren gab es noch kein intelligentes Leben. Wer bist du überhaupt? Von wo sprichst du? Woher kennst du meinen Namen?“
    „Zu viele Fragen. Du wirst Antwort darauf erhalten, wenn es an der Zeit ist. Ich spreche nicht von hier, Hagar, doch meine Stimme wird vom Lautsprecher in der Statue übertragen. Du irrst, wenn du glaubst, es hätte vor vier Milliarden Jahren noch kein intelligentes Leben gegeben. Was den Bereich deines Imperiums anbetrifft, hast du allerdings recht. Aber hier, auf dieser Welt, die heute jenseits der bekannten Zivilisationsgrenzen liegt, wurde die menschliche Rasse geboren.“
    Hagar schwieg. Doch in seinem Gehirn arbeitete es. Nach einiger Zeit hob er den Kopf. „Wenn deine Behauptung wahr ist, dann … Nein, das ist unmöglich! Die menschliche Rasse ist auf dem Planeten Drei-Gamma-Alphard entstanden und hat sich von dort aus über die Galaxis ausgebreitet.“
    „Drei-Gamma-Alphard?“ Wieder ertönte das Lachen. Aber es war nicht unangenehm. „Der Stammsitz des Großrates? Glaubst du die Mär, die von der Inquisition im Theman-Imperium verbreitet wird?“
    „Man hat mich verbannt, weil ich der Inquisition nicht alles glaubte!“
    „Ich weiß. Aber etwas scheint doch mit deinem Bewußtsein verschmolzen zu sein. Nur das eine stimmt: Die menschliche Rasse hat sich auf einem einzigen Planeten der Galaxis entwickelt. Doch dieser Planet heißt nicht Drei-Gamma-Alphard, sondern Erde.“
    „Aha!“ entgegnete Hagar schwach. Er hatte nie in seinem Leben etwas von einem Planeten namens Erde erfahren, wollte jedoch seine Unkenntnis nicht sofort zugeben. Das Gespräch schien ins Stocken zu geraten. Die Stimme unterbrach die Stille.
    „Ich freue mich, Hagar, daß du zu mir gefunden hast. Ich mußte dabei wohl etwas nachhelfen, aber den größten Teil der Schwierigkeiten hast du selbst überwunden.“
    „Das kann man wohl sagen“, seufzte Hagar. Er dachte dabei an den beschwerlichen Fußmarsch und die Kletterei in der horizontalen Röhre.
    „Wahrscheinlich verstehst du mich jetzt falsch“, erklärte die Stimme. „Dein Verdienst ist es, das Außergewöhnliche an diesem Sonnensystem entdeckt und dein Raumschiff hierher dirigiert zu haben.“
    Hagar lachte humorlos. „Also doch das außergewöhnliche System. Ich dachte es mir fast. Sicher befinde ich mich auf dem ersten Planeten, der laut Meunier-Tabelle eigentlich der dritte sein müßte. In einem irrst du allerdings; ich bin nicht freiwillig hier gelandet, sondern das Bordgehirn meines Schiffes setzte mich

Weitere Kostenlose Bücher