TS 89: Phantom-City
Schritte. Durch das Glas sah Lars, wie Fox sich vorbeugte und den Boden untersuchte. Dann ging der Kommodore allein weiter. Man sah, daß jeder Schritt ihm sichtlich Mühe bereitete. Und dann blieb er plötzlich keuchend stehen. Er stand stocksteif da und blickte lange zur Stadt hinüber; dann wandte er sich um, schloß sich Lambert an, und sie gingen wieder zu ihrer Gruppe zurück.
Sie keuchten immer noch, als sie die übrigen Männer erreichten. „Es geht nicht“, sagte Fox. „Da ist irgendeine Art Energiefeld; es ist gerade, als ginge man durch tiefen Schlamm.“
„Haben Sie etwas gesehen?“ fragte Lorry.
„Kein Anzeichen, daß sie uns entdeckt haben.“
„Vielleicht sollte ich es versuchen“, sagte Lorry.
„Hört“, sagte Lambert plötzlich.
Alles verstummte, und sie starrten ihn an.
„Haben Sie es nicht gehört?“
„Ich – ich habe etwas gehört“, sagte Lars plötzlich. „Keinen Laut, aber etwas in meinem Kopf.“
„Ja, ja!“ nickte Lambert. „Ich hab’ es dort unten ganz deutlich gehört – etwas, das ich nicht verstand.“
„Der Junge soll kommen“, sagte Walter Fox langsam.
„Ja, das war es! Jetzt bin ich ganz sicher.“
„Ich hab’ es auch gehört“, sagte Fox. „Ich höre es auch jetzt. Der Junge soll kommen.“
„Was für ein Junge?“ fragte Lorry. Dann blieben seine Augen an Lars hängen.
Lars spürte es jetzt deutlich. Es war, als riefe ihn jemand.
„Sie wollen mich“, sagte er. „Ich weiß nicht, wie sie es machen, aber sie wollen mich.“
„Das ist unmöglich“, ereiferte sich Fox. „Da ist kein Laut zu hören.“
„Es ist wohl besser, ich gehe“, sagte Lars. „Jemand muß mit ihnen Verbindung aufnehmen. Wenn sie mich haben wollen, dann gehe ich.“
Er nahm den Rucksack von den Schultern und richtete sich auf. Er hatte Angst, aber die Stimme, die er gehört hatte, war nicht beängstigend. Sie war dringend und kräftig und doch eigenartig sanft. Er blickte nicht einmal auf seine Kameraden. Er ging den Weg hinunter.
„Lars!“ Walter Fox rannte ihm nach und packte ihn am Arm. „Wissen Sie, was Sie da tun, Junge?“
Lars sah dem Kommodore ins Gesicht. Fox’ Stimme war heiser. Seine grauen Augen wirkten bittend. Lars hatte plötzlich das Gefühl, als hätte er Walter Fox noch nie vorher bewußt gesehen. Die Fassade aus Eisen und Stahl war weggeschmolzen. Vor ihm stand ein kleiner, demütiger Mann.
„Ich habe mir das mein ganzes Leben gewünscht“, sagte Fox. „Ich wußte, daß wir es eines Tages finden würden, ich habe mir immer gewünscht …“
„… es finden würden?“ Lars schüttelte verwirrt den Kopf.
„Anderes Leben, andere Kreaturen als Menschen. Intelligente Kreaturen“, schrie Fox. „Es konnte einfach nicht sein, daß wir Menschen allein in diesem grenzenlosen Universum sind, verstehen Sie denn nicht? Es mußte andere Wesen geben, gute Wesen.“
„Was wollen Sie sagen?“
„Wenn Sie sie finden, dort unten, dann zerstören Sie nicht alles. Wenn sie gut sind, dann vertrauen Sie ihnen. Lassen Sie sie wissen, daß wir auch gut sind. Bieten Sie ihnen Freundschaft an. Das ist nicht die Zeit für Haß oder Furcht oder Mißtrauen.“
Lars nickte. „Ich weiß“, sagte er. „Ich werde mich bemühen, es richtig zu machen.“
Er ließ Fox und die anderen zurück. Seine Augen waren auf die Stadt gerichtet, und die mächtigen Gebäude wurden immer größer. Er erreichte die Talsohle und blieb stehen, als das Drängen in ihm stärker wurde. Sie beobachteten ihn, warteten auf ihn.
Im ersten Augenblick dachte er, die Gebäude hätten plötzlich begonnen zu wachsen, aber dann sah er, daß die Stadt sich gesenkt hatte, um ihm entgegenzukommen. Sanft wie eine Feder senkte sie sich auf den Boden, und er sah jetzt Brücken und Gebäude und winzige Gestalten darauf, die ihn beobachteten. Vor ihm war ein Tor, hoch und schimmernd, und dann stand er davor.
Das Tor öffnete sich geräuschlos vor ihm, und die „Laute“ in seinem Geist schienen erregt anzuschwellen, als er hindurchtrat, wie das Dröhnen von tausend Stimmen.
Und dann hörte er eine Stimme in seinem Ohr, eine wirkliche Stimme. Und als er mit einem Aufschrei herumwirbelte, stand er Peter Brigham Auge in Auge gegenüber.
11.
Für Lars war der Schock, Peter zu sehen, beinahe überwältigend.
Lars war hungrig und schmutzig und bis auf die Knochen müde; er spürte immer noch das Nachglühen seines Fiebers; seine Füße schmerzten, und jeder Schritt, den er getan
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