TS 90: Die dritte Chance
Spionagering in Verbindung stand. Die Veränderungen in Weißbergers Aufzeichnungen ergaben eindeutig Fabians Absicht, das militärische Oberkommando zu täuschen. General Rogers – er leitete die Untersuchung – beschuldigte Fabian, die zehn Bomben entweder stehlen oder unbrauchbar machen zu wollen. In Weißbergers Bungalow wurde ein verstecktes Mikrophon gefunden. Die Leitung führte in Fabians Wohnung, wo sie in einem Tonbandgerät endete.
Allmählich begriff Fabian, daß er Harrison unterschätzt hatte. Er verstrickte sich immer mehr in den Maschen eines Netzes, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Die Beweise gegen ihn waren erdrückend. Sogar Dr. Fellinger sagte gegen ihn aus. Fabian nahm an, daß der ehrgeizige Physiker es darauf anlegte, sein Nachfolger zu werden.
Schließlich, am dritten Tag, faßte General Rogers zusammen:
„Es ist somit erwiesen, daß Sie, Dr. Fabian, mit einer fremden Macht konspirierten. Es ist weiterhin erwiesen, daß Sie die geheimste und größte Verteidigungswaffe unschädlich zu machen versuchten und damit unser Land hilflos einem Angriff ausgeliefert hätten. Ihre Haltung gegen die atomare Bewaffnung ist bekannt, aber Ihre Mittel scheinen uns doch recht merkwürdig zu sein. Glauben Sie vielleicht, der Friede wäre gesichert, wenn der Gegner bis zu den Zähnen bewaffnet ist und wir …“
„Sie irren sich!“ unterbrach Fabian. „Ich hatte nie Verbindung zu feindlichen Agenten, bis sie mich auf der Fahrt nach Twin Falls anhielten und auf die Farm eines gewissen Harrison brachten. Warum forschen Sie dort nicht nach? Ich sagte Ihnen doch bereits, wo die Farm liegt und daß Sie dort das ganze Agentennest ausheben können.“
„Wir waren dort“, erwiderte Rogers kühl und ließ Fabian nicht aus den Augen. „Der Bericht liegt vor. Die Farm wurde genau an der Stelle gefunden, die Sie uns beschrieben. Allerdings fanden unsere Leute dort keine Agenten und auch keine Familie Harrison, sondern alteingesessene Familien, die über jeden Verdacht erhaben sind. Auch der Friedhof, über den Sie sich so aufregten, ist in Ordnung. Auf ihm werden seit mehr als einem Jahrhundert nur Familienmitglieder beerdigt. Ich muß schon sagen, Sie haben eine beneidenswerte Phantasie.“
Mit immer größer werdendem Erstaunen hatte Fabian zugehört. Harrisons Farm war seine letzte Hoffnung gewesen. Und nun gab es diese Farm in der von ihm geschilderten Form überhaupt nicht? Das war ja verrückt!
„Aber man hat mich doch dort gefangengehalten. Im ersten Stock, in einem Zimmer mit vergittertem Fenster. Dieser Harrison kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein!“
General Rogers erhob sich. Die anwesenden Beamten des Geheimdienstes sahen ihn erwartungsvoll an.
„Ich glaube, wir können die Untersuchung abschließen, meine Herren. Der Fall ist so gut wie klar. Der Rest ist Sache der Staatsanwaltschaft. Schließlich haben wir noch die anonyme Anzeige der Feindagenten vorliegen, in denen Fabians Verhalten genau vorausgesagt wurde. Ich weiß nicht, was der Beschuldigte damit bezweckte, aber wie es scheint, wurde er von den Beauftragten des Spionageringes enttäuscht und wollte sich vom Geschäft zurückziehen. Und das geht bekanntlich nicht. Daher die Rache. Nun, uns kann es recht sein.“
Fabian starrte auf den Kalender.
Noch drei Monate bis zum Weltuntergang …
*
Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis mit Bewährung, da ihm trotz emsiger Arbeit des Geheimdienstes eine Verbindung zum Gegner nicht positiv nachgewiesen werden konnte. Die Methoden der Untersuchung jedoch ließen Fabian erkennen, daß niemand seine eigentlichen Motive begriff oder gar anerkannte. Auch seine – und Fellingers – These, man müsse die Menschen durch Liebe gewinnen und überzeugen, schien ihm nicht mehr so stichhaltig zu sein, seit er selbst einen Menschen niedergeschlagen hatte. Auf Harrisons Farm hatte er eine Lektion lernen müssen. Er hatte begriffen, daß ein wenig Gewaltanwendung größeres Blutvergießen vermeiden helfen konnte.
Was im kleinen galt, war auch für die Welt von Bedeutung.
Sollte er deshalb aufgeben?
Fellinger hatte seine Stelle übernommen, und es gab keine Rückkehr mehr nach Silver Peak. Er besaß genügend Geld, eine Zeitlang ohne Anstellung leben zu können, wenn ihm auch ein unbedeutender Posten in einem kleinen Institut angeboten worden war, wo man sich für seine Vorstrafe nicht interessierte. Aber Fabian erbat sich einen Urlaub, bevor er seine Entscheidung traf. Ihm
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