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TS 92: Apollo auf Mondkurs

TS 92: Apollo auf Mondkurs

Titel: TS 92: Apollo auf Mondkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Sutton
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stählernen Kokon, der sie vor Meteoriten schützte.
    Jetzt mußte Faulk zum erstenmal eine Aufgabe als Pilot erfüllen. Laut Operationsplan mußte er die Raumkapsel von dem Mondkäfer und der dritten Stufe trennen und sie dann um einhundertachtzig Grad drehen, bis die Triebwerke in Richtung Mond zeigten. Dann kam der entscheidende Punkt – die Apollo und der Mondkäfer mußten wieder zusammengeführt werden, bis der Verriegelungsmechanismus an der Schleuse der Apollo mit dem an der Schleuse des Mondkäfers Kontakt hatte. Es war, als ob man eine Zigarette aus der Zigarettenspitze nahm, sie umdrehte und wieder in die Spitze hineinsteckte. Allerdings mit dem Unterschied, daß hier Zigarette und Spitze durch den Weltraum rasten.
    Als der Zeitpunkt für das Manöver näherrückte, rief Faulk sich die einzelnen Schritte noch einmal ins Gedächtnis zurück. Er mußte die kleinen Sprengkapseln zünden, um die Apollo von dem Mondkäfer zu trennen; dann sollte die Apollo mit Hilfe ihrer Triebwerke in eine sichere Entfernung gebracht werden, bis sie um ihre eigene Achse gedreht werden konnte, so daß ihr großes Triebwerk in Richtung Mond zeigte. Seine Aufgabe war es, den Annäherungskurs genauestens einzuhalten und die Annäherungsgeschwindigkeit im letzten Stadium auf wenige Zentimeter pro Sekunde herabzusetzen. Dabei konnte ihm kein Elektronengehirn helfen, überlegte er gerade, als Kovac sich an ihn wandte.
    „Zehn Minuten bis zur Trennung. Wir haben Verbindung mit der Station auf Kap Kennedy.“
    „Ausgezeichnet“, meinte Faulk erleichtert. Jetzt hatte er etwas zu tun, die Spannung löste sich. „Anschnallen … Anzüge unter Druck!“ Er sah die anderen an. Les Mallon kniff ein Auge zu, als er seinen Helm schloß. Dann hielt er sich den Handschuh vor das Gesicht und imitierte ein Gähnen.
    „Vielleicht ist es doch nicht so langweilig“, meinte Faulk.
    „Ich schlafe bestimmt darüber ein“, antwortete Mallon gelassen.
    Faulk sah diese Bemerkung als Vertrauensbeweis an und grinste zustimmend. Er warf einen Blick auf Kovac. Sein Gesicht trug einen gleichmütigen Ausdruck, aber in seinen Augen standen unausgesprochene Fragen. Wird er es schaffen? Kann er die kleinen Triebwerke genau genug kontrollieren … die Annäherungsgeschwindigkeit richtig abschätzen? Faulk schloß seinen Helm und betätigte das Sauerstoffventil. Er sah durch die vorderen und seitlichen Bullaugen hinaus, versuchte das Gesichtsfeld abzuschätzen, das er nachher haben würde. Während des gesamten Manövers würde öfters der Fall eintreten, daß er die dritte Stufe und den Mondkäfer völlig aus den Augen verlor – kritische Augenblicke, in denen er den Verriegelungsmechanismus nicht erkennen konnte. Er mußte sich auf die Instrumente verlassen, auf sein Gefühl und die Intuition, die er als alter Düsenjägerpilot besaß. Er sah sich noch einmal um.
    „Fertig?“ Seine Stimme klang dumpf in den Kopfhörern der anderen.
    „Alles klar“, antwortete Kovac. Mallon hob nur die Hand. In diesem Augenblick meldete sich Kap Kennedy.
    „Fertig zur Trennung?“ fragte Burke.
    „Verstanden, fertig.“
    „Sieh zu, daß du dich nicht zu weit entfernst“, warnte Burke. „Halte die Geschwindigkeit so niedrig wie möglich, Joe.“
    „Wird gemacht.“
    „Und schalte die Scheinwerfer bei der Annäherung ein.“
    „Verstanden.“ Sie besprachen noch einige Einzelheiten. Faulk war froh über Burkes gute Ratschläge, denn der andere hatte das gleiche Manöver bereits einmal innerhalb der Erdatmosphäre durchgeführt.
    „Nur keine Eile“, mahnte Burke. „Ihr habt massenhaft Zeit.“
    „Von hier bis zum Mond“, stimmte Faulk zu.
    „Du sollst die ganze Zeit über mit uns in Verbindung bleiben – damit du alles genau beschreiben kannst, was passiert und was du gerade tust.“
    „Falls es nicht klappt?“ Faulk zog ein schiefes Gesicht.
    „Nein, damit die nächste Mannschaft von euren Erfahrungen profitieren kann“, verbesserte ihn Burke. „Vielleicht gehöre sogar ich selbst dazu.“
    „Wir werden unser Bestes tun.“
    „Schön, dann los.“
    „Danke, Whitey. Wenn wir nicht mehr weiterwissen, rufen wir nach Hilfe.“
    „Okay, der gute Onkel auf der Erde steht immer zur Verfügung.“
    Faulk sah auf die Uhr – noch eine Minute. Er bewegte prüfend die Finger, die ihm in den dicken Handschuhen steif und unbeweglich vorkamen. Viel zu steif, dachte er, um die Bedienungshebel für die kleinen Raketentriebwerke richtig kontrollieren zu können.

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