TS 95: Der Weltraum-Krieg
manövrieren, daß die Flüssigkeitssteuerung unter der Einwirkung der gewaltigen Schwerkraft versagte. Dann mußte er, Fitzgerald, beweisen, daß seine Quanten-Elektronik widerstandsfähiger war und das Schiff allein vor einem Absturz auf Nikech bewahren konnte.
Obwohl Fitzgerald sicher war, was seine Konstruktionen anbetraf, wußte er, daß ein Versagen seiner Maschinen Schiff und Besatzung restlos vernichten würde.
Er hatte Dhuk erklärt, es sei Wahnsinn, eine solche Probe zu machen und damit die Zukunft des Sixmoon-Reiches zu gefährden. Dhuk war nicht zu überzeugen gewesen. Die Mentalität seinerRasse besaß eben unübersteigbare Schranken. Aus Dhuks Sicht mochten Fitzgeralds Einwände ebenso befremdend gewirkt haben.
Der in die Zwischenwand eingesetzte Translator sprach an.
„Hier spricht Dhuk. Können Sie mich gut verstehen, Noel?“
„Ausgezeichnet!“ knurrte Fitzgerald. „Sie brauchen nicht so zu schreien.“
Der Hamlet ging nicht darauf ein.
„Die DHORGA startet in fünf Minuten Ihrer Zeit. Wie weit sind Sie?“
„Von mir aus kann es losgehen. Meine Quanten-Elektronik jedenfalls braucht keine Anlaufzeit.“
Eine Weile war Stille. Dann kam Dhuks Stimme erneut an, diesmal jedoch leise und, wie es schien, dringlich.
„Noel, ich muß Sie bitten, den Namen Ihrer … Maschinen nicht auszusprechen. Die Besatzung kann über den Translator mithören, und allein das Wort wirkt auf sie wie ein Schock. Bedenken Sie, daß sie nicht psychologisch ausgebildet ist wie ich, Noel!“
„Na schön, dann stellen Sie nicht so dumme Fragen!“ brüllte Fitzgerald. Er schämte sich sofort seines Ausbruchs. Aber das Warten zerrte an seinen ohnehin überbeanspruchten Nerven.
Dhuk schien das zu begreifen. Jedenfalls stellte er von da an nur noch die allernotwendigsten Fragen.
Mit gesträubten Haaren beobachtete Fitzgerald die Arbeit der Telekineten. Er wußte inzwischen, daß die Hamlets vor den Flüssigkeitsschaltern das Schiff nicht lenkten, sondern nur Signale von den übrigen zweieinhalbtausend Besatzungsmitgliedern empfingen, die direkt an den Schiffsmaschinen oder in sogenannten Konzentrationsräumen saßen. Diese Signale vermittelten der Schiffsführung ein Bild der Lage und befähigten sie, ihrerseits Befehlssignale an alle übrigen Abteilungen zu geben.
Fitzgerald wußte, daß er sich nie daran würde gewöhnen können, daß die Aktionen eines Raumschiffes von relativ schwachen telekinetischen Kräften gesteuert wurden. Er sagte sich, daß das ein menschliches Vorurteil war, aber das nützte auch nichts.
Das Tosen und Röhren der mit Startleistung laufenden Triebwerke unterschied sich allerdings in nichts von den Startgeräuschen eines solaren Schiffes. Auch die fähigsten Hamlets konnten nicht mit Telekinese ein Raumschiff aus dem Anziehungsbereich eines erdgroßen Planeten bringen. Sie hatten die Impulstriebwerke sogar noch schneller entwickelt als die Menschheit, da sie mit ihren telekinetischen Kräften von Anfang an ungefährdeter an die Erforschung des Atoms hatten herangehen können.
Die DHORGA war wirklich ein Riese von Schiff. Ihr eiförmiger Körper maß elfhundert Meter im Durchmesser. Wenn die Hamlet-Besatzung sich nebeneinander im Schiff aufstellen könnte, würde sie nicht einmal ganz von Wand zu Wand reichen – und das bei zweieinhalbtausend Mann!
Trotzdem gab es in der DHORGA nicht zuviel Platz. Es war ganz einfach so, daß die Fusionskraftwerke, die Triebwerke, die von Fitzgerald konstruierten Schirmfeld-Generatoren und die Quanten-Elektronik neun Zehntel des Schiffsraumes beanspruchten.
Schon stieß die DHORGA in den freien Raum vor. Mauks leicht birnenförmige Gestalt fiel immer weiter und immer schneller zurück. Dafür wuchs der ohnehin beängstigend große Ball Nikechs an, wie ein Luftballon, der mit sich schnell ausdehnendem Gas gefüllt war.
Fitzgerald glaubte, in eine Hölle zu stürzen. Er langte mit schweißnassen Händen nach seiner Steuerung. Im letzten Moment zog er die Hände zurück. Er wischte sie an seiner Hose ab und zog seine Ersatzzigaretten Marke „Mauk“ hervor. Die Hamlets hatten aus den Resten seiner letzten terranischen Zigarette das Geheimnis des Tabaks zu ergründen versucht, um dann mit Hilfe der Atomumwandlung aus ihren schaumigen Nährpflanzen synthetischen Tabak herzustellen. Fitzgerald schätzte ihre Bemühungen hoch ein. Das konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, kritische Vergleiche zu ziehen. Dabei schnitt der Mauk-Tabak nicht gerade gut ab.
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