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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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sanft, „ich aber bin ein C-5!“
    Lester wollte aufbrausen, lenkte dann aber mit einer müden Geste ein. „Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit dir über deine angebliche Superklugheit zu streiten. Meine Befehle kennst du. Außerdem bleiben wir in Sprechfunkverbindung. Beherzige im übrigen den Grundsatz der Scout-Corporation: Jede Rasse im Universum hat das Recht, selbst über ihre Welt zu verfügen. Der Scout hat alle Entscheidungen darüber, ob er erwünscht oder unerwünscht ist, zu respektieren, solange die Fremdrasse keine Expansion in terranisches Hoheitsgebiet plant. Das Scoutschiff gilt im Sinne dieses Grundsatzes nicht als terranisches Hoheitsgebiet.“ Lesters Stimme wurde hart, als er fortfuhr: „Also keine billige Rache, wenn mir etwas zustoßen sollte, David! Wenn man mich gefangennimmt, kannst du über meine Freilassung verhandeln. Gelingt dir das nicht, dann startest du unverzüglich. O’Brien weiß, was er in einem solchen Fall zu tun hat. Ist das klar?“
    „Jawohl, Sir.“
    Lester wandte sich wortlos um, kroch in die Schildkröte hinein, fuhr von der Antigravplatte herunter und lenkte den Wagen zwischen den Teleskopstützen hindurch. Dort, wo das Grasland begann, hielt er noch einmal. Er verließ die Schildkröte, bückte sich und kam mit verblüfftem Gesicht wieder hoch. In der Hand hielt er etwas, das wie ein grüner Strauß aussah.
    „Sir!“ rief David. „Sir, ich würde das nicht essen! Vielleicht ist es giftig. Wir kennen die Eigenschaften dieser Vegetation noch nicht.“
    Lester schmunzelte. „Wer hat denn etwas von essen gesagt?“ In aller Ruhe heftete er den Strauß an seine Jacke. „Komm her und sieh dir das an, David!“ David gehorchte und kam mit langen Schritten heran, beugte sich über den Strauß und rümpfte verächtlich die Nase.
    „Es ist gewöhnlicher Klee, Sir.“
    Über Lesters Gesicht huschte ein spöttisches Lächeln. „Das ist es eben nicht. Gewöhnlicher Klee hat drei Blätter, dieser hat vier. Es ist Glücksklee.“
    „Glücksklee …?“
    „Aha! Dachte ich mir doch gleich, daß du dir darunter nichts vorstellen kannst. Wenn man Glücksklee findet, soll man ihn aufbewahren. Dann bringt er Glück; und davon können wir gerade jetzt eine ganze Menge gebrauchen. Meinst du nicht?“
    David zog die Mundwinkel nach unten. „Meine Informationen nannten zwar keine Einzelheiten dieser und ähnlicher Bräuche, doch sie stuften sie in die Kategorie ,Aberglaube’ ein. Gewöhnlich findet man derartig kindische Anschauungen nur bei sehr rückständigen Menschen. Ich hätte nie gedacht, daß Sie ein so falsches Weltbild haben, Sir.“
    Lesters Gesicht lief blutrot an vor Zorn. Davids pedantisch-blasiertes Speicherwissen regte ihn so auf, daß er dem Roboter den Strauß ins Plastikgesicht schleuderte und ohne weiteren Kommentar wieder durch die Luke stieg. Die Ketten wirbelten grüne Wolken auf, grüne Wolken von Glücksklee, denn unter den dürren Halmen des niedrigen Grases wuchsen Tausende und aber Tausende vierblättriger Kleepflanzen.
     
    *
     
    Neunzig Stundenkilometer waren fünfzig Prozent der Maximalgeschwindigkeit einer Schildkröte. Lester kam das Tempo atemberaubend schnell vor, denn hier hatte das Auge Anhaltspunkte für die Fortbewegung, während im Weltraum selbst bei annähernd Lichtgeschwindigkeit ein Schiff stillzustehen schien.
    Lester fühlte sich beschwingt und zufrieden, ohne den Grund zu kennen. Das kümmerte ihn jedoch im Augenblick wenig. Es bereitete ihm Vergnügen, Hindernisse nur mit einer der sechs Meter auseinanderstehenden Raupen zu nehmen, so daß der dazwischen aufgehängte Rumpf wie ein Boot in harter See rollte und schlingerte. Die ständigen Anrufe Davids wurden ihm bald lästig; und nach einer Stunde unterbrach er die Verbindung.
    Zu beiden Seiten des Fahrzeuges flogen niedrige Sträucher und einzelne Bäume mit schirmähnlichen Kronen vorbei. Von der Tierwelt Spottys ließen sich nur hin und wieder kleine, katzenähnliche Geschöpfe und armlange Eidechsen sehen, die vor dem dahinrasenden Ungetüm panikartig flüchteten.
    Lester pfiff Melodienfetzen aus Verdis Oper „La Traviata“vor sich hin, was bei ihm stets ein Zeichen höchster Seelenharmonie war. Nur manchmal unterbrach er sich; dann gruben sich scharfe, nachdenkliche Falten um seine Mundwinkel, und er fühlte sich durch irgend etwas beunruhigt. Es schien ihm, als hätte er etwas Wichtiges vergessen. Doch da es ihm nie einfiel, verdrängte er diese Stimmungen immer

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