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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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wußte, wer David wirklich war, hätte ihn für einen Roboter gehalten. Er war mit Muskeln aus Neuroplastik ausgestattet sowie mit einer Synthoplasma-Haut, deren Farbzellen durch Kontraktion und Ausdehnung Erblassen und Erröten hervorrufen konnten. Man hatte das neue Modell vorerst nur an die unkonservativste Menschengruppe ausgegeben, die es gab: an die Scouts. Aber selbst hier stellten sich der Gewöhnung tief im Unterbewußtsein verwurzelte psychologische Widerstände entgegen.
    Bei Lester Velie kam noch etwas anderes hinzu. Er hatte als einer von wenigen Scouts schon einmal einen Robotgefährten gehabt, den Roboter William, der von Eingeborenen des Wasserplaneten Nunnwar zerstört worden war. William war trotz teilweiser geistiger Unbeweglichkeit für Lester so etwas wie ein Bruder gewesen; und er stellte insgeheim immer Vergleiche zwischen dem Neuen und ihm an, wobei David meist schlechter abzuschneiden pflegte, da Lesters Urteil naturgemäß nicht objektiv ausfiel.
    Lester merkte, daß David ihn immer noch anstarrte. Er räusperte sich verlegen. „Du übernimmst zusätzlich zur Ortung noch die Waffenschaltung, während ich navigiere!“
    „Jawohl, Sir.“
    „Außerdem wirst du die Analyseautomaten auf den zweiten, dritten und ersten Planeten einrichten. Wenn Zwei wirklich in einer Terra-Klimazone liegt, ist anzunehmen, daß er von Mac Clintock angeflogen wurde.“
    Eine Stunde verging, während der sich die Memphis vertikal derEbene der Planetenbahnen näherte. Dann meldete sich David mit den Ortungsergebnissen.
    „Also doch Nummer zwei“, meinte Lester. „Was hast du alles herausgefunden?“
    „Die Größe entspricht dem Mars, Sir. Masse um drei Prozent geringer, Schwerkraft 0,6 g. Die Rotationsdauer beträgt neunzehn Stunden, fünfunddreißig Minuten, Umlaufzeit etwa zweihundertachtzig Tage, Atmosphäre erdähnlich, Dichte 0,8 normal, Druck in Bodennähe sechshundertvierzig Torr, Lufttemperatur am Boden je nach Lage zwischen dreiundzwanzig und vierunddreißig Grad Celsius, absolute Luftfeuchtigkeit fünf-Komma-zwei Gramm pro Kubikmeter …“
    Lester pfiff durch die Zähne. „Nur fünf-Komma-zwei – und das bei der Temperatur? Reichlich trockene und warme Luft, finde ich.“
    „Ja, Sir.“
    „Weiter! Sind giftige Stoffe in der Atmosphäre?“
    „Nein, Sir.“
    „Wie ist das Verhältnis zwischen Land und Meer?“
    „Es gibt keine Meere, Sir. Trotzdem scheint genügend Wasser vorhanden zu sein. Es liegt tief unter der Oberfläche und tritt nur an eng begrenzten Stellen zutage.“
    „Also wahrscheinlich ein Wüstenplanet mit grünen Oasen?“
    „So ungefähr, Sir. Allerdings sind viele Oasen über fünfhundert, manche sogar bis zu dreißigtausend Quadratkilometer groß.“
    „Hm!“ machte Lester. „Kein ausgesprochenes Paradies zwar, aber wahrscheinlich doch eine Welt, auf der gut und gern eine Milliarde Menschen leben könnten. Sind Anzeichen einer Zivilisation zu entdecken?“
    „Nein, Sir.“
    „Hm! – Na, schön! Was ist mit Nummer drei?“
    „Ungünstig, Sir. Er ist knapp merkurgroß und zu zwei Dritteln von Eisfeldern bedeckt. Die Atmosphäre hat Sauerstoffüberschuß und nur Spuren von Kohlendioxyd.“
    „Nichts für uns“, winkte Lester ab. „Und Nummer eins?“
     „Erdgroß mit Merkurklima, Sir.“
     „Dachte ich mir. Also kann Mac Clintock sich nur den zweiten Planeten ausgesucht haben – und wir werden es ihm nachtun. Laß die Ortung nicht aus den Augen, David. Irgend etwas ist hier nicht geheuer. Seit dem Wiedereintritt in den Normalraum habe ich den Frequenzsucher des Empfängers laufen. Aber noch nicht einmal ein automatischer Notruf kommt von der Kangaroo herein.“
    Lester Velie ließ keine Vorsichtsmaßnahme außer acht, als er die Memphis in einen Orbit um den zweiten Planeten steuerte. Ab und zu warf er einen prüfenden Blick zu David. Der Robot saß steif und gerade wie eine Kerze im Kopilotensessel und beobachtete die Instrumente. Sein Gesicht verriet keine Spur von Erregung, obwohl es fähig war, Gefühle auszudrücken. Aber besaß ein Robot überhaupt Gefühle, die er zeigen konnte?
    Aus einer Entfernung von zweieinhalb Millionen Kilometern hatte der zweite Planet den Eindruck einer mattglänzenden Messingkugel mit unzähligen winzigen Grünspanflecken hervorgerufen. Jetzt, bei zwanzigtausend Kilometern Distanz, konnte Lester selbst ohne Teleskop die nackten schwarzen Gebirgsringe erkennen, die sich wie düstere Mauern um kontinentgroße Wüsten legten, aus

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