Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
Vom Netzwerk:
stapfte den Hügel hinauf, den Kettenspuren nach. Je mehr er grübelte, desto sicherer wurde seine Überzeugung, die Ursache seiner eigenen kurzen und Mac Clintocks anhaltender Verwandlung zu kennen. Er empfand es um so schmerzlicher, daß er durch eigene Schuld den Gesuchten aus den Augen verloren hatte. Er mußte so schnell wie möglich zum Schiff zurück, um sich die technischen Mittel zu beschaffen, mit denen eine Suche nach Mac Clintock Erfolg versprach.
     
    *
     
    Allmählich ließ Mac Clintocks Zorn nach und wich einer dumpfen Ratlosigkeit. Warum nur hatte der Fremde seinen freundlichen Gruß so schlecht belohnt? Warum hatte er den Strauß abgerissen, den Strauß Glücksklee, den er regelmäßig jeden Morgen erneuerte? Er fand keine Antwort. Mac Clintock beschleunigte auf 180 Stundenkilometer und steuerte die Schildkröte mit traumwandlerischer Sicherheit durch die Nacht. Die Lichtkegel der Scheinwerfer eilten dem Gefährt voraus; und erst nach einiger Zeit fiel Mac Clintock auf, daß er unbewußt der breiten, frischen Fahrspur folgte, die das Gras niedergedrückt hatte.
    Gedankenlos nahm er eine Zigarette aus der im Armaturenfach liegenden Schachtel und zündete sie an. Woran hatte ihn der Fremde nur erinnert? War er ihm in der Vergangenheit bereits einmal begegnet?
    Vergangenheit?
    Seit wann gab es das: Vergangenheit? War bisher nicht alles nur Gegenwart, unbeschwerte, sorglose Gegenwart gewesen? Mac Clintock fühlte eine unbegreifliche Unruhe in sich aufsteigen. Etwas bohrte in seinem Gehirn, als wollte es etwas längst Vergessenes zurückrufen. Nervös drückte Mac Clintock seine Zigarette aus – auf der Empfangstaste des Sprechfunkgerätes! Es knackste leise. Gleich darauf ertönte eine dröhnende Stimme.
    „Hallo, Sir! Halten Sie an!“
    Grenzenlos verblüfft, kuppelte Mac Clintock aus und trat die elektromagnetische Notbremse. Die beiden Elektromotoren heulten schrill im Leerlauf. Die Schildkröte bockte wie ein störrischer Esel. Noch zehn Meter weit schleiften die blockierten Ketten durch das Gras. Der Rumpf schwang vor und zurück. Dann stand das Fahrzeug.
    Mac Clintock starrte immer noch fassungslos auf die Kontrolllampe des Sprechfunkgerätes. Langsam näherte sich sein Finger der Sendetaste, drückte sie nieder. „Ja, bitte …?“
    „Bleiben Sie bitte dort stehen, Sir“, schallte es aus dem Lautsprecher. „Ich bin gleich bei Ihnen. Beinahe hätten Sie mich überfahren.“ Mac Clintock brachte nichts als ein ratloses Schulterzucken zuwege.
    Aber plötzlich, so unerwartet, so schmerzhaft, daß Mac Clintock sich zusammenkrümmte, brach ein Teil des Dammes, der vor seinem Bewußtsein aufgebaut worden war. Mac Clintock sank mit geschlossenen Augen zurück. Seine Lippen bewegten sich in stummem Selbstgespräch. Da war ein fest umrissener Auftrag gewesen: ein Sonnensystem, ein fleckiger Planet, eine Fahrt mit der eigenen Schildkröte, das Anlegen eines Proviantlagers und eines Versteckes für das Fahrzeug, ein sorgloses Leben – und Glücksklee!
    Mac Clintock hatte es plötzlich eilig. Er zwängte sich durch die mit Geräten vollgestopfte Kabine zur Hinterwand und öffnete das Heckluk. Hastig stieg er hinaus. Er wurde sich seiner selbst vollständig bewußt, als er die Beschriftung am Rumpf entzifferte. „S. S. Memphis – owner L. Velie“, flüsterte er. „Eigentümer Lester Velie.“ Himmel! Dann hatte er Lester ins Wasser gestoßen!
    „Endlich!“ rief eine Stimme hinter ihm. Es war die Stimme aus dem Lautsprecher. „Ich fürchtete schon, Sie wären mir immer noch böse wegen meiner dummen Bemerkung von heute mittag. Ich habe … Aber Sie sind ja gar nicht Mister Velie! Wie kommen Sie zu seiner Schildkröte? Oder … sind Sie etwa Mister …“
    „Mac Clintock, jawohl!“ entgegnete Clintock. „Aber wer sind Sie denn? Hat Lester neuerdings einen menschlichen Begleiter?“ Mac Clintock runzelte die Stirn. Doch da er selbst noch keinen Robotgehilfen besessen hatte, kam er nicht darauf, sein Gegenüber könnte trotz seines menschlichen Aussehens ein Roboter sein.
    „Ich bin David, Sir. Wo ist Mister Velie? Ich muß sofort zu ihm und ihm einen Strauß Glücksklee bringen, damit er mir …“
    „Waas – Glücksklee?“ Mac Clintock riß seine Augen gefährlich weit auf.
    „Wissen Sie etwa nicht, was Glücksklee ist?“ fragte David pikiert. „Glücksklee bringt Glück!“
    „Unheil bringt er, du Trottel!“ regte sich Mac Clintock auf. „Wirf das Zeug sofort weg!“
    „Ich denke

Weitere Kostenlose Bücher