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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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nicht daran, Sir. Sie haben mir keine Befehle zu erteilen. Was soll das? Lassen Sie mich los, oder …!“
    „Was – ,oder’?“ grinste Mac Clintock und packte fester zu. Doch im nächsten Augenblick flog er in hohem Bogen mitten in einen Dornenstrauch. Als er sich unter Fluchen und Stöhnen herausgearbeitet hatte und das schmerzende Handgelenk massierte, konnte er von der Schildkröte nur noch die rotglimmenden Rücklichter entdecken. Voller Sorge um seinen Kameraden Lester begann er zu laufen, den nunmehr dreifachen Spuren der Gleisketten nach.
     
    *
     
    Zuerst war Lester Velie gerannt, dann marschiert. Jetzt taumelte er nur noch. Trotz der Nachtkühle war seine leichte Kleidung schweißdurchtränkt. Sein Körper wurde nur noch von dem Willen aufrechtgehalten, so schnell wie möglich wieder Verbindung mit David zu bekommen und dann den unglücklichen Mac Clintock erneut zu suchen.
    Plötzlich lauschte er.
    Ein Geräusch, schon einige Zeit vorhanden, aber nicht bis ins Bewußtsein vorgedrungen, war deutlicher geworden und ließ Lester stutzen. Das war das singende Dröhnen zweier überlasteter Gordon-Motoren und das Rasseln und Kreischen von Ketten, die mit wahnwitziger Geschwindigkeit über unebenes Gelände rasten.
    Eine Schildkröte!
    Kam Mac Clintock etwa zurück? Lester strengte seine Augen an, sah einen hellen Lichtschimmer. Dann schossen aus der etwa einen Kilometer entfernten Senke zwei gleißend helle Lichtspeere heraus, neigten sich vornüber und näherten sich schnell. Lester kaute auf seiner Unterlippe und überlegte. Wenn seine Vermutung stimmte, saß ein Geistesgestörter am Steuer der Schildkröte. Trotz des Mitleids, das er mit Mac Clintock empfand, vergaß er nicht die Gefahr, die ihm von seinem Kameraden drohte. Wer so rücksichtslos und stümperhaft mit dem Fahrzeug umging, wie Mac es im Augenblick tat, der war auch fähig, einen im Wege stehenden Menschen zu überrollen.
    Lester taumelte aus der Fahrspur heraus, einen Hang hinauf. Doch es war schon zu spät. Die Lichtkegel erfaßten ihn und gaben ihn nicht wieder frei, so oft er auch auszubrechen suchte. Lester spürte den nahen physischen Zusammenbruch. Entschlossen blieb er stehen und drehte sich langsam um. Breitbeinig, mit der flachen Hand die Augen gegen das blendende Scheinwerferlicht abschirmend, erwartete er den Verfolger. Wenn er im richtigen Augenblick unter den Bug der Schildkröte sprang, hatte er noch eine Chance. Dort war ein Zwischenraum von einem Meter Höhe und zweieinhalb Meter Breite.
    Aber Lester wartete umsonst.
    Zwanzig Meter vor ihm kam das Fahrzeug nach einem irrsinnigen Bremsmanöver zum Stehen. Lester warf sich zu Boden, um dem Fahrer kein Ziel zu bieten. Vorsichtig robbte er in den toten Winkel der Schildkröte hinein. Er erstarrte und spannte die Muskeln zum Sprung, als der Lukendeckel aufklappte. Eine schlanke Gestalt schnellte sich unwahrscheinlich flink und behende aus der engen Öffnung.
    Das ist nicht Mac Clintock! durchzuckte es Lester. Da wurde er auch schon angerufen.
    „Hallo, Sir! Weshalb verstecken Sie sich vor mir?“
    „David?“
    Lester hätte noch vor einem halben Tag nicht geglaubt, diesen Namen so erleichtert aussprechen zu können. Er erhob sich. Aufatmend blickte er dem Robot entgegen. Er trägt immer noch die gefütterte Raumkombination, dachte er zerstreut. Dann fiel ihm ein, daß David ja nicht transpirieren konnte.
    Jetzt hatte der Roboter ihn erreicht. „Ich bitte um Verzeihung, Sir, daß ich Sie heute beleidigt habe.“
    „Beleidigt …?“ Lester wußte nicht, was David damit meinte.
    „Ja, wegen des Aberglaubens. Inzwischen bin ich zu der Ansicht gekommen, daß man einen Menschen nicht nach seinen überlieferten Gebräuchen beurteilen sollte. Ich habe Ihnen einen neuen Strauß Glücksklee mitgebracht, Sir. Bitte!“ Er streckte die Hand aus.
    Lester schlug ihm blitzschnell den Strauß aus der Hand und rieb sich anschließend die Finger an seiner Hose ab. „Alle Teufel!“ fluchte er erschrocken. „Das Zeug ist giftig, David. Es enthält einen Wirkstoff, der beim Menschen einen gefährlichen Rauschzustand hervorruft. Wahrscheinlich hat deine ,Beleidigung’ mich davor bewahrt, Mac Clintocks Schicksal zu teilen.“
    „Mac Clintock …? Oh, dann habe ich ihm Unrecht getan!“
    „Wie bitte?“ Lester wurde blaß. Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, daß David mit der Schildkröte zurückgekehrt war, mit der Mac Clintock die Flucht ergriffen hatte. „Was hast du mit Mac Clintock

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