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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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um. Dann blickte er seinen Fahrer an, der ebenfalls den Wagen verlassen hatte.
    „Ich wollte nach Washington-City …?“
    Das Licht einer Stablampe traf sein Gesicht, aber er hielt die Augen offen, als könnte es ihn nicht blenden.
    „Mann, so dämlich kann doch einer allein gar nicht sein!“ kam die Stimme des Fahrers.
    „Halt den Mund!“ fuhr ihn ein untersetzter, rothaariger Bursche grob an. Dann wandte er sich an Mr. Haber. „Los! Kommen Sie mit, und keine Mätzchen! Verstanden?“
    Mr. Haber zog den Kopf zwischen die Schultern. Seine Rechte war in einer Falte des schäbigen Mantels verborgen.
    „Ich verstehe überhaupt nichts.“
    „Sie werden sehr schnell verstehen lernen!“ drohte der Rothaarige. „Oder hatten Sie geglaubt, wir würden es zulassen, daß Sie bis zu Ihrem Tode auf Ihrem Geld hocken?“ Er kicherte. „Wir haben eine bessere Verwendung dafür.“ Plötzlich hielt er eine Automatik in derHand. Die Mündung zeigte genau auf Habers Gesicht. „Und nun los – oder es knallt!“
    Mr. Haber drehte sich ein wenig, als wollte er dem Befehl Folge leisten. Praktisch blieb einem Mann in seinem Alter gar nichts anderes übrig.
    Doch dann zuckte seine Rechte so blitzschnell hoch, daß ein menschliches Auge die Bewegung auf jeden Fall zu spät erkennen mußte. Während der Rothaarige steif wie ein Brett in den Staub fiel, drehte Haber sich einmal um seine Achse, und die drei anderen Gangster taten es ihrem Boß nach.
    Mit dem, was Jonas Haber zu sein schien, ging eine erschreckende Verwandlung vor.
    Die Kleidung wurde ihm offenbar zu eng. Sie platzte an den Nähten auf und fiel herab. Mit raschen Bewegungen seiner sechs Gliedmaßen streifte das, was darunter zum Vorschein kam, die Reste ab. Dann aktivierte es ein kleines würfelförmiges Gerät.
    Nur zehn Minuten danach senkte sich lautlos ein diskusförmiger Flugkörper vor das Farmtor. Aus einer düsterrot erleuchteten Öffnung glitt eine gallertartige, alptraumhaft wirkende Gestalt.
    „Hat es Schwierigkeiten gegeben, Hoher Herr?“
    Das Ding, das einmal wie Mr. Haber ausgesehen hatte, gluckerte verächtlich.
    „Schwierigkeiten .? Hast du mich schon einmal in Schwierigkeiten gesehen? Nein, das ist es nicht. Aber ich fürchte, wir vermögen uns nicht auf die Psyche eines terranischen Eingeborenen einzustellen. Mir scheint, als hätte ich anders reagiert, als man es vom richtigen Jonas Haber erwartete …“

 
Projekt Noah
     
    Die größte Katastrophe der Vorzeit war, wenn man den Überlieferungen Glauben schenken darf, eine Überflutung weiter Festlandsteile. Sie ist uns unter dem Namen Sintflut bekannt. Diesen Namen verdankt jene Katastrophe ganz sicher dem Schuldkomplex, wie er scheinbar von jeder Intelligenz entwickelt werden muß. Im Gegensatz zum Tier, dessen Entscheidungen nicht von der Vernunft, sondern von einem Instinkt getroffen werden, besteht das ganze Leben des Menschen aus der beständigen Wahl zwischen Gut und Böse. Für jedes kann sich der Mensch entscheiden, folglich ist er auch – wiederum im Gegensatz zum Tier – für alle beabsichtigtenFolgen einer Handlung verantwortlich. Das ist der Preis, den jede Intelligenz bezahlen muß, wenn sie vom Baume der Erkenntnis essen möchte. Ob aber nun weltweite Katastrophen auf höhere Gewalt oder auf menschliche Unvernunft zurückzuführen sind, immer und überall hofft so mancher, dem Schicksal der anderen zu entgehen …
     
    *
     
    Mit einem gewissen Gefühl der Zufriedenheit lauschte ich dem gleichmäßigen Summen des Hyperdrive. Es war kein hochgezüchtetes Ljapunow-Aggregat, wie die Addie May es gehabt hatte, sondern nur ein gewöhnlicher Morrison, aber für meine Ansprüche genügte er.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und lehnte mich tief in die zurückweichenden Polster des Pultsessels, dem Beispiel Johns folgend, der bereits seit einer halben Stunde neben mir schlief.
    Noch einmal zogen die Bilder der letzten Ereignisse wie in einem Kaleidoskop an meinem geistigen Auge vorüber. Der düstere Himmel über den Bergwerken von Bait verfolgte mich immer noch wie ein Alpdruck. Beinahe hätten wir dort unser Grab gefunden, so wie die Teilnehmer jener vier Expeditionen, die Linga vor uns dorthin geschickt hatte.
    Daß wir noch lebten, verdankten wir mehr oder weniger einem glücklichen Zufall – und vielleicht auch unserer Intelligenz, denn gar zu bescheiden möchte ich ja nun auch wieder nicht sein.
    Nun, jedenfalls, wir hatten es geschafft. Heute liefern die Bergwerke wieder,

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