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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Schweigezone des fünfdimensionalen Kontinuums zu bezeichnen. Dieses Loch im Kontinuum bot nicht die geringsten Ansatzmöglichkeiten für die Wirkung von Hyperraumaggregaten. Jedes darin befindliche Schiff wurde zum hilflosen Spielball unbegreiflicher Gewalten.
    Die Good Luck tanzte wie ein Rettungsboot auf den Wellen eines Hurrikans. Die einzige Hoffnung war, daß es sie einmal wieder in den normalen Hyperraum zurückschleudern würde. Weder John noch ich wußten, welche Möglichkeiten es sonst noch gab, denn niemand hatte je die anderen Möglichkeiten überlebt.
    Wir saßen angeschnallt vor dem gemeinsamen Steuerpult. Die Helme der hastig übergestreiften Raumanzüge waren verschlossen. Aber das war auch alles, was wir gegen eine Katastrophe tun konnten. Der Morrison lief zwar, doch nur, weil die Überlebenden ähnlicher Strahlenstürme ebenfalls ihren Hyperdrive aktiviert hatten. Ob es half, war eine andere Frage.
    „Bob!“
    Das war John gewesen.
    „Was gibt es?“
    „Ich danke dir, daß du mir auf Bait das Leben gerettet hast.“
    Ich biß die Zähne zusammen. Das fehlte uns gerade noch, sich mit Todesgedanken verrückt zu machen.
    „Unsinn!“ fuhr ich ihn an. „Dafür hast du mich auf Linga gerettet, John. Wir wollen uns doch nicht gegenseitig in eine rührselige Stimmung hineinsteigern. Noch hält unsere Good Luck, und der Sohn meines Vaters denkt noch lange nicht ans Sterben.“
    John schluckte ein paarmal. Über den Helmsender hörte es sich wie das Gluckern von Wasser an. Dann holte er tief Luft.
    „Schätze, du Greenhorn bildest dir ein, ich wäre sentimental. Irrtum! Old John ist hart.“
    „Wie Pudding“, grinste ich.
    Wir lachten, und das erleichterte uns etwas.
    Als wäre das ein Signal für den Strahlensturm gewesen, ließ er die Good Luck los.
    Die bisherige tote Schwärze der Bildschirme belebte sich wieder.
    „Na endlich!“ seufzte John. „Willkommen im Hyperraum!“
    „Pustekuchen!“ gab ich mißmutig zurück. „Schau dir die Brühe da draußen nur einmal genau an!“
    John klappte den Helm zurück, stierte auf die Bildschirme, schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen.
    „Mein Gott, Bob! Ich bin doch nicht farbenblind. Oder kann ich Grün nicht mehr von Blau unterscheiden?“
    „Ich wollte, du wärst farbenblind“, murmelte ich mehr zu mir selbst. Aber dann müßte ich es ebenfalls sein, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Wie jedermann weiß, verursacht der Hyperraum das berühmte Laval-Phänomen: grüne huschende Schleier auf den Bildschirmen, die weder den Masse- noch den Energietaster zum Ausschlag bewegen. Deshalb hat ein Raumschiffer selbst bei Ausfall aller anderen Geräte die Gewißheit, sich im Hyperraum zu befinden, wenn er nur die grünen Schleier sieht.
    Leider waren die Schleier auf den Bildschirmen der Good Luck nicht grün.
    Sie waren hellblau …
     
    *
     
    „Der Morrison arbeitet nicht mehr!“
    Erschrocken fuhr ich herum. John stand über die Kontrolltafel des Hyperdrive gebeugt und starrte mit weißem Gesicht auf die dunklen Skalenscheiben. Ich wagte kaum hinzusehen. Wenn der Strahlensturm uns den Hyperdrive demoliert hatte, gab es keine Hoffnung mehr, jemals in unser eigenes Universum zurückzukehren. Dann waren wir auf ewig in das hellblaue Kontinuum verbannt. Schließlich aber ging ich doch hinüber zu John und schaute mir die toten Anzeigen an.
    Es gab zwei Möglichkeiten, wie ich feststellte.
    Mit bebenden Fingern löste ich die Verkleidungsplatte – und atmete auf.
    „Was hast du?“ fragte John tonlos.
    Erst jetzt fiel mir ein, daß er als Funker weniger über die Funktion des Hyperdrive wußte als ich.
    „Wir haben Glück gehabt, John. Es sind nur die Sicherungen. Alle Sicherungen des Hyperdrive haben sich abgeschaltet.“
    „Okay!“ brummte John. „Dann schalte sie doch wieder ein, Bob!“
    Ich nickte.
    „Das werde ich auch tun. Hoffentlich begehe ich damit keinen Fehler. Jetzt leben wir wenigstens noch. Wer weiß, was geschieht, wenn wir das Morrison-Feld wieder aufbauen.“
    Ich drückte die Sicherungen mit beiden Händen hinein und ließ los. Sofort schnappten sie wieder zurück.
    „Schalte den Morrison aus!“ befahl ich.
    John tat, wie ihm geheißen. Wieder drückte ich die Sicherungen hinein, und jetzt hielten sie. Ich setze die Verkleidungsplatte wieder auf, dann schaltete ich den Morrison auf Leerlauf. Das Licht hinter den Skalenscheiben funkte für den Bruchteil einer Sekunde auf – und erlosch wieder.
    Aus!
    Wir sahen uns eine Weile

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