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TS 98: Friedhof der Roboter

TS 98: Friedhof der Roboter

Titel: TS 98: Friedhof der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Fingerdruck.
    Ich schaltete auf Leerlauf zurück.
    „Was nun?“
    Ja, das war jetzt die Frage. Wir konnten mit dem Schiff manövrieren, aber wohin? In dem hellblauen Streifenmuster gab es nicht den geringsten Anhaltspunkt für einen Kurs.
    „Fahr einfach geradeaus!“ sagte John wenig überzeugt.
    Nun, einfach geradeaus fahren war so etwa das Dümmste, was einem Raumschiffpiloten gesagt werden konnte. Der Weltraum ist so verwirrend, daß man sich innerhalb von Sekunden so verfranzen kann, daß keine Orientierung mehr möglich ist. Aber, sagte ich mir, in diesem Raum konnten wir die Orientierung gar nicht verlieren, weil wir nämlich keine besaßen. Also schaltete ich die Hecktriebwerke auf halbe Kraft.
    Nachdem eine Stunde verstrichen war, ohne daß sich eine Veränderung der Umgebung gezeigt hatte, schob ich den Stufenschalter auf Vollast. Innerhalb einer weiteren Stunde würde die Good Luck mit Lichtgeschwindigkeit dahinrasen.
    „Ich frage mich nur, ob das Ganze einen Sinn hat!“
    John kratzte sich bedächtig hinter dem Ohr.
    „Gute Frage, Bob. Schätze, es gibt keine Antwort darauf. Müssen eben abwarten.“
    „Bis unsere Energievorräte verbraucht sind“, gab ich bissig zurück.
    John grinste lustlos.
    „Alles hat einen Anfang und ein Ende. Irgendwo hört sicher auch das blaue Kontinuum auf.“
    „Sicher“, nickte ich, „nur werden wir es nie erreichen, wenn es ebenso gekrümmt ist wie alle anderen Kontinua.“ Dieser Einwand wird sicher nicht als Schwarzseherei erscheinen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß unser normales Universum zwar endlich, für uns Menschen jedoch unendlich ist, da sowohl das Universum selbst wie auch alle seine Erscheinungen dem Krümmungseffekt unterliegen. Nicht einmal das Licht macht eine Ausnahme. Einsteins Interpret Barnett hat einmal ein anschauliches Beispiel dafür gebracht. „Wenn es je gelingen sollte, ein Teleskop unbegrenzter Reichweite zu bauen, wird der Beobachter eines Tages ein blankes, mattleuchtendes Objekt entdecken – vorausgesetzt, er hat eine Glatze …“
    Ich war gerade dabei, John den Sachverhalt zu erläutern, als der Massetaster sich mit schrillem Klingeln meldete.
    Wir fuhren herum wie von der Tarantel gestochen.
    Im nächsten Augenblick schaltete ich den Schub der Hecktriebwerke auf Null und aktivierte die Bremsdüsen im Bug.
    Denn wenn die Anzeige des Massetasters nicht log, befand sich acht Millionen Kilometer voraus ein Objekt von der Größe eines mittleren Planeten.
     
    *
     
    Es war ein Planet!
    Zwar konnten wir ihn nicht optisch ausmachen, da sowohl die Bildschirme wie auch das Elektronenteleskop nur die vermaledeiten blauen Schleier übermittelten. Aber der Massetaster log nicht; wir erkannten es, als der ausgesandte Radar-Suchstrahl in die Empfangsantennen zurückkehrte und eine deutliche Silhouette zeichnete.
    Da der Silhouettenschreiber des Radars jede Feinheit des aufgefangenen Echos verwertet, gibt er auch Auskunft darüber, ob das Objekt zum überwiegenden Teil aus Gestein, Wasser oder Metall besteht.
    Unser Schreiber präsentierte uns eine Entdeckung, auf die wir trotz allem Optimismus nicht gefaßt waren. Demnach mußte der Planet zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt sein und zum .restlichen Drittel aus gesteinsähnlichen Stoffen bestehen. Für die Erkennung einer Atmosphäre war es noch zu früh, aber langsam begannen wir zu glauben, daß wir auf alles gefaßt sein müßten.
    Und doch waren wir es nicht.
    Als wir nämlich nur noch zweihunderttausend Kilometer von Miracle, wie wir ihn übereinstimmend getauft hatten, entfernt waren, begann unsere Radarwarnung mit einem hektischen Ticken, das uns nur zu vertraut erschien.
    Jemand hatte uns in einem Radar-Suchstrahl!
    „Himmel und Hölle!“ fluchte John unterdrückt. „So etwas gibt es doch gar nicht!“
    „Wieso?“ stellte ich mich dumm. „Es ist das Natürlichste von der Welt, daß ein Planet, auf dem Wasser im flüssigen Aggregatzustand vorkommt, intelligentes Leben entwickelt hat.“
    John warf mir einen schiefen Blick zu, der wahrscheinlich besagen sollte, einem Greenhorn hätte er keine andere Antwort zugetraut. Er ahnte eben immer noch nicht, daß die Zeit auf meinem ersten Schiff, der vorsintflutlichen Elma, zehnmal so viel zählte wie die Dienstzeit auf einem modernen Raumfrachter ähnlich der Addie May. Ich wußte genau, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, in einem fremden Kontinuum Intelligenzen zu finden, die in technischer Hinsicht etwa auf der gleichen Stufe

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