Tschoklet
rief den tief in den Wald hineingelaufenen Private.
»Wilbur!«, schallte es aus dem Unterholz heraus. »Schau mal! Hier liegt alles voll mit Wehrmachtswaffen! Hier hat’s mindestens zwanzig deutsche MGs mit Munition! Soll ich dir eins mitbringen?«
»Jimmy«, van Bourens Stimme überschlug sich fast, »der Wald ist voller Minen! Lass die Scheiße da liegen und komm endlich raus!«
Der Franzose erschrak. »Mon dieu, er darf nichts anfassen! Die Deutschen haben auch zwischen den Waffen Sprengfallen versteckt. Diese wurden unseren Leuten auch zum Verhängnis. Die Wehrmacht hat Ostern 1945 auf ihrer Flucht nach Süden überall Waffen hinterlassen! Er darf nichts anfassen und auch nichts mitnehmen!«
Corporal Roebuck hatte die Pläne inzwischen ein drittes Mal wieder weggeräumt und war dann auf die schräge Motorhaube der M3 geklettert. Entnervt starrte er mit dem Fernglas in Richtung des nördlichen Ortausganges von Neureut.
»Sie kommen!«, schrie er. »Die ersten Fahrzeuge passieren gerade den Kontrollposten!«
»Ich bringe dir eins mit, Wilbur! Die sind noch wie neu!«
Der Private wollte gerade danach greifen, als er im letzten Moment einen hauchdünnen Draht bemerkte, der kurz das Sonnenlicht reflektierte und mitten durch die kleinen Löcher der Mündungsfeuerdämpfer aller oben liegenden MG-42 lief. Als er genauer hinsah, konnte er einen runden, grünen Gegenstand erkennen, der mit dem Draht verbunden war und unter dem MG-Haufen steckte. Er bekam einen Schreck. Mann, fast wäre er draufgegangen! Eine deutsche Tellermine T-35 mit Zugzünder! Vorsichtig und zitternd entfernte er sich rückwärts von dem so wertvollen Haufen, drehte sich schließlich um und rannte den Weg, den er gekommen war, zurück zum Rand der Böschung. Die Tausenden von Brennnesseln, die sich ihm in den Weg stellten, waren jetzt absolut unwichtig. Oben traf er den schwitzenden van Bouren und Corporal Roebuck, die beide schon hektisch nach ihm winkten.
»Los, Jimmy! Zurück in den Dodge und dann an der Kreuzung rechts ab nach Hagsfeld. Eine Panzerkolonne der Frenchys nähert sich unserer Position!«
Private Piece japste nach Luft, stützte sich kurz in gebückter Haltung auf seinen Oberschenkeln ab und keuchte, holte tief Luft, sprang wie ein junges Reh zurück zum Dodge und startete den Motor. Roebuck folgte ihm mit ein paar Metern Abstand. Ein leises Dröhnen der Motoren und das helle Rasseln der Metallketten war bereits deutlich wahrnehmbar.
»Das war verdammt knapp!« Piece wischte sich über den Kopf, während er mit durchdrehenden Reifen wendete.
»Die schönen MGs waren alle mit Drähten und einer Tellermine versehen. Im letzten Moment habe ich sie erkannt! Verdammtes Glück hab ich gehabt!«
Roebuck nickte schweigend, während er sich am Türrahmen festkrallte, um nicht aus dem Auto zu fallen.
Während Piece das Lenkrad umklammerte, warf er einen Blick auf die Außenflächen seiner Hände und die Unterarme: Sie waren dunkelrot verfärbt und übersät mit roten Quaddeln, die höllisch juckten und brannten. Außerdem hatte er überall blutige Kratzer und grüne Abschürfungen von den Bäumen.
Das Zeug brannte wie Feuer, wie damals, als verfeindete Jungs aus der Nachbarschaft ihn an einem Teich in ein Gebüsch voller Brennnesseln gestoßen hatten. Nur hatte er damals lediglich eine Badehose an. Ihn juckte es die ganze Nacht durch, und nur die Hilfe des weißhaarigen Dr. Jefferson und das braune Zeug, das er ihm auftrug, linderten das Ganze. Piece hätte wieder schreien können. Doch er biss die Zähne zusammen und ließ sich nichts anmerken. Lediglich der Schweiß tropfte ihm ständig von der Nase.
Während er dem Halbkettenfahrzeug folgte, das an der Kreuzung zuerst nach rechts auf die Hagsfelder Straße abgebogen war und sich nach knapp fünfzig Metern links gegenüber der Gärtnerei in die Büsche schlug, überlegte er, wie er seine Schmerzen lindern könnte. Während der Sanitätsausbildung in England erwähnte der Ausbilder mehrmals die Heilkraft des Holunders. Wenn er sich nur gemerkt hätte, wie diese Büsche damals aussahen!
Kaum waren sie in dem Blätter- und Buschdickicht verschwunden, rollten die Franzosen hinter ihnen durch. Zahlreiche Shermans, Somuas und ein paar Stuarts donnerten an der Kreuzung mit brüllenden Motoren und ratternden Ketten vorbei, ohne sie zu bemerken. Über der Kolonne stand der dichte, blaue Rauch der Auspuffgase.
Der kurzerhand von Captain Edwards eingeladene Franzose, der sie vor den
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