Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
Vom Netzwerk:
anschreien.«
    »Macht nichts, Sir. Corporal Roebuck brüllt mich manchmal auch an, wenn ich mich über seine Liebelei lustig mache.«
    Inzwischen war zu Technical Sergeant Letchus durchgedrungen, dass ein zweites Funkgerät gefunden wurde. Er musterte den zerstörten Deckel. »Warum habt ihr das Schloss nicht normal aufgemacht? Jetzt ist die Kiste kaputt«, bemerkte er trocken.
    »Weil kein Schlüssel da war, Herr Professor!«, blaffte ihn Vickers an.
    »Habt ihr mal unter den Boden geschaut? Bei fabrikneuen Geräten sind die beiden Schlüssel meistens in einem kleinen, braunen Umschlag an den Boden geheftet.«
    Piece machte ein unschuldiges Gesicht, rollte die Augen nach oben und fühlte mit der Hand unter den Boden. Es tat einen Ruck und er hielt das Tütchen in der Hand. »Ha ha. Na, so was! Joey, hast du das nicht gewusst?«
    Vickers sah erst das braune Tütchen, dann den Dodge-Fahrer an, schwieg und schüttelte resigniert den Kopf. »Ich hatte es vergessen, Jimmy. Ich hatte es wirklich vergessen«, sagte er nur leise.
    Die Kopfnüsse von Edwards und Letchus ließen nicht lange auf sich warten.
    »Monsieur Vickers, Monsieur Vickers! Kommen Sie, ich habe etwas gefunden!« Cemposano zog den Fahrer am Ärmel. »Venez avec moi!« {22}
    Vickers ließ sich widerstandslos von dem jungen Mann zum Scheunentor ziehen.
    »Monsieur Vickers! Voilà!« Der Franzose deutete auf den rostigen Verriegelungsbolzen des Tores und grinste ihn an. Joey holte verdutzt den kleinen Mess-Kaliber aus der Tasche und nahm mehrmals zur Probe Maß. Er konnte es nicht glauben. Die massive Eisenstange des Scheunentors würde bis auf wenige sechzehntel Inch Distanz exakt in die gebrochenen Lagerbuchsen passen. Zwar fehlten die Gewinde an den Enden, aber das war auch anders lösbar. Pierre Cemposano bot sich auch an, den Bolzen mit der Eisensäge aus der Halterung zu lösen, was ihn Vickers gerne machen ließ.
    Als die Stange nach über einer Stunde abgesägt und glatt geschliffen war, übergab er sie feierlich wie eine Olympiafackel. Jetzt fehlte nur eine passende Laufbuchse. Joey ließ erneut seinen Blick über die verschiedenen landwirtschaftlichen Utensilien in der Scheune kreisen, und wieder blieb er an dem deutschen Fahrrad hängen. Das war es! Der Rahmen! Der schwarz lackierte Fahrradrahmen bestand aus lauter verschweißten Rohren in bester deutscher Qualität. Vickers zog wieder den Mess-Kaliber aus der Tasche und setzte ihn an den Teilen des Rahmens an. Perfekt! Wie sollte er bloß dem Franzosen beibringen, dass er ein Teil des Fahrrads als Ersatzteil für die Halbkette benötigen würde? Er nahm sich den französisch sprechenden Funker und Captain Edwards beiseite.
    »Sir, uns fehlt noch eine neue Laufbuchse für die Stahlstange, die der Frenchy von dem Scheunentor abgesägt hat. Ich habe etwas gefunden, was wir verwenden könnten. Allerdings werden der Frenchy und Sie damit nicht einverstanden sein. Das Fahrrad enthält im Rahmen ein Rohr mit genau dem richtigen Durchmesser, um eine Buchse daraus zu machen. Aber das Rad wäre dann unbrauchbar.«
    Edwards bestätigte durch ein Kopfnicken. »Und der Franzose kann nicht weiterfahren, wenn er kein Fahrrad hat.«
    »Genau. Andererseits kennt er sich hier bestens aus! Er hat van Bouren und Piece das Leben gerettet. Momentan benimmt er sich, als würde er zu uns gehören.«
    »Aber er ist ein Franzose! Wir können ihn nicht gegen seinen Willen mitnehmen!« Edwards zündete sich eine Zigarette an und steckte die Hände in die ausgebeulten Hosentaschen.
    Letchus lehnte sich an die Holzwand der Scheune. »Soll ich ihn fragen, Sir?«
    »Nein. Wir nehmen ihn erstmal mit und … verdammt! Sie wollen doch sein Fahrrad zerlegen, Vickers! Dann muss er natürlich bei uns mitfahren. Den Bus nehmen, geht ja nicht. Ohne Laufbuchse können wir wiederum nicht weiter. Mist! Wir sind von dem Bastard abhängig!« Er trat verärgert seine Zigarette aus.
    »Wenn wir in Karlsruhe sind, besorgen wir ihm ein neues Rad. Heute Abend vielleicht schon. Okay? Sie wissen Bescheid, lassen Sie uns weiterfahren. Die Leute hier im Ort haben uns gestern angegafft, als wären wir Indianer auf dem Kriegspfad. Noch etwas. Sagen Sie Roebuck, er soll sein Mädchen von dem Frenchy fernhalten. Haben Sie bemerkt, wie er sie angeschaut und mit den Augen ausgezogen hat? Nicht, dass noch ein Unglück passiert. Ende.«

Kapitel 24
     
    Den Soldaten saß noch immer der Schreck vom Vorabend in den Knochen, als sie gegen achtzehn Uhr sechs

Weitere Kostenlose Bücher