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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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parallel zur Straße verlaufenden Feldweg aus. Etwas verwachsen, aber erkennbar.«
    »Also gut. Probieren wir es. Ich hoffe nur, die Kette hält das aus. Wie kommen wir überhaupt die Böschung runter?« Der Offizier musterte die Böschung erneut misstrauisch. Um den vor ihm stehenden Granitstein machte er einen großen Bogen.
    »Wir müssen leider wieder hundertfünfzig Meter Richtung Neureut, rechts rein und dann immer am unteren Rand des Waldes entlang zurück, westwärts bis zu dem Gewann.« Der Kartenspezialist deutete auf die Wegkreuzung in der Karte.
    »Dann weiter durch die Krautgärten bis zum Bärenweg. Wenn wir dort wieder nach links schwenken, kommen wir mitten im Dorf raus. Aber ich hoffe, dass die Frenchys uns nicht sehen, wenn wir da einbiegen.«
    »Hm, wir bräuchten eine Ablenkung.«
    Plötzlich meldete sich der Gunner van Bouren zu Wort: »Und wenn wir uns tarnen, Sir? Wir schneiden da unten ’n paar große Äste ab, stecken sie wie ’nen Fächer in die Winde und tuckern im Schneckentempo zum Abzweig. Dauert zwar etwas länger, wäre aber besser, als auf die Dunkelheit zu warten.«
    Edwards nickte. »Gute Idee! So machen wir es. Van Bouren, nehmen Sie sich Jimmy Piece mit zur Erkundung.«
    Die beiden machten sich gleich auf, mit einer Axt und einer Säge bewaffnet, um im Wald ein paar geeignete Äste zu schneiden. Während sie die Böschung hinunterrutschten und sich krachend durch das trockene Unterholz bewegten, kam auf der Straße ein Fahrradfahrer gefahren. Als er hinter der Biegung die amerikanischen Fahrzeuge erkannte, machte er vor Schreck eine Vollbremsung und wäre fast auf die Straße gestürzt. Er sprang von seinem klapprigen deutschen NSU-Fahrrad, ließ es einfach auf der Straße liegen und fing an, auf Französisch auf Roebuck und Edwards einzureden, die noch immer die Karten studierten. Er trug nicht wie üblich einen Stahlhelm, sondern ein schwarzes Barrett und eine hellgrün-gefleckte Uniform, die im Bereich der Knie, Ellenbogen und des Hinterteils lehmig braun verfärbt war. In seinem sonnengebräunten, schweißnassen Gesicht verlief eine lange Narbe vom linken Auge bis zur Kinnspitze, was ihn in gewisser Weise verunstaltete und das Gesicht schief wirken ließ.
    Die beiden Amerikaner konnten ihn nur fragend ansehen und die Köpfe schütteln. Als endlich Letchus hinzukam und sich vorstellte, war die Erleichterung in den Augen des Franzosen zu sehen. Er wiederholte noch einmal seine Worte und wies immer wieder Richtung Neureut.
    »Was machen Sie hier? Sie dürfen hier nicht sein!«, rief er.
    Letchus versuchte, ihn zu beruhigen. »Wir haben eine Panne. Wir müssen äh … Wasser nachfüllen.«
    Der junge Franzose wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht und schnappte nach Luft.
    »Sie müssen von der Straße weg. Wenn die Kolonne Sie erreicht, werden Sie alle erschossen!«
    »Kolonne? Wovon sprechen Sie?«
    »Von Karlsruhe ist seit heute Morgen eine Panzerkolonne unterwegs nach Speyer. Sie sollen dort die Pontonbrücke über den Rhein überqueren und auf Züge verladen werden. Die Panzer werden in höchstens zehn Minuten hier sein. Wenn die hier amerikanische Fahrzeuge antreffen, werden sie kurzen Prozess mit Ihnen machen! Sie müssen hier unbedingt sofort weg! Seit gestern ist die ganze Armee in Alarmbereitschaft versetzt worden. Angeblich hat ein Amerikaner mehrere hochrangige Offiziere von uns ermordet.«
    Während er das sagte, kam van Bouren zehn Meter hinter ihm aus dem Wald heraus und zog den riesigen Ast einer Akazie hinter sich her. Erstaunt sah er den Franzosen von hinten an, der sich sofort umdrehte.
    »Gehen Sie nicht in den Wald zurück! Bleiben Sie!«, schrie dieser van Bouren an, der den Neuankömmling ignorierte, den Ast einfach fallen ließ und sofort wieder zwischen den Bäumen verschwand. Der Franzose sah Sergeant Letchus besorgt an und sprach eindringlich auf ihn ein: »Holen Sie Ihren Mann sofort aus dem Wald! Dort unten ist alles vermint! Wir haben schon fünf Kameraden hier verloren! Da hinten in dem Dickicht vermuten wir einen deutschen Bunker, aber wir haben überall nur Sprengfallen entdeckt! Sehr gefährlich!«
    Der amerikanische Funker erschrak. Er übersetzte schnell und sofort stürzten Edwards und Roebuck an den Waldrand und brüllten: »Van Bouren, Piece, sofort raus aus dem Wald! Hier ist alles vermint!«
    Von dem Kanonier kam sofort eine Antwort: »Ja, ich komme! Los, Jimmy, lass den Ast hängen, wir müssen hier weg!« Van Bouren

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