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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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DPs aus Polen bei einem Einbruch in ein Wohnhaus auf der Neureuter Hauptstraße überraschten. Der Anführer der Gruppe hatte sofort mit seiner Pistole auf das Halbkettenfahrzeug geschossen, aber glücklicherweise niemanden getroffen. Daraufhin erwiderte van Bouren mit dem schweren Maschinengewehr das Feuer und trieb die Kriminellen mit einigen Luftschüssen sofort in die Flucht. Mehrere Männer, die gerade die Fassade des Nachbarhauses notdürftig reparierten und ein paar untätige Kolonialfranzosen waren Zeuge der Schießerei geworden. Die Zivilisten unterhielten sich aufgeregt, während die Marokkaner gleichgültig ihre selbst gedrehten Papyrossi-Zigaretten rauchten.
    Nicht, dass man den DPs Angst einjagen wollte, wurden die Amerikaner jedoch kurz darauf von denselben Polen an der Kreuzung Welschneureuter Straße erneut angegriffen und mit Flaschen und Steinen beworfen. Van Bouren und Jonas sprangen kurzerhand aus dem Fahrzeug und liefen schreiend mit je einer Thompson im Anschlag den Angreifern Richtung Friedhof hinterher, wo sie nach einer wilden Jagd um und über die Grabsteine zwei junge DPs fassten und zurück zur Halbkette trieben. Die beiden Marokkaner, die bereits zuvor ohne sichtbares Interesse auf der Straße unterwegs gewesen waren, übernahmen die Polen, lösten deren Fesseln und ließen sie wieder laufen.
    Edwards saß indes in der M3 und schüttelte den Kopf. Unfassbar, welche Gleichgültigkeit die französischen Besatzer an den Tag legten. »Van Bouren, Jonas, steigen Sie ein! Es hat keinen Zweck! Die Frenchys sind zu blöd, um es zu kapieren. Kommen Sie, wir fahren weiter.«
    *
     
    Hallo? Was machen Sie da? Ach so, ein Krankenpfleger. Ja, nehmen Sie mir den Verband ab. Ich? Sprechen? Nein, kann nicht. Nur Handzeichen. Ich darf spazieren gehen? Gut! Schau mal einer an, auf dem Pullover steht ja ein Name! BARRICOURT? War das der Typ aus dem schwarzen Auto? Deshalb also das Einzelzimmer und die Blumen! Die haben das Namensschild gelesen und denken, dass ich das bin. Fantastisch! Der Arm tut auch gar nicht mehr so weh. Ich geh dann ein bisschen im Park spazieren.
    *
     
    Die Männer gingen nach der Besprechung sofort auseinander. Edwards suchte Roebuck, um die neuen Kartendaten zu besprechen und noch eine Tasse heißen Kaffee zu bekommen. Letchus gesellte sich mit Vickers zu dem Franzosen, der gerade seine Stiefel mit amerikanischem Kokosfett auf Hochglanz polierte. Er war augenblicklich bereit, sein Fahrrad zugunsten von Ersatzteilen zu opfern, mit der Bedingung, bis zum Hermann-Göring-Platz {23} in Karlsruhe mitgenommen zu werden.
    Also sägte van Bouren ein Stück aus dem Fahrradrahmen heraus, beide Teile wurden entgratet, geschliffen, gefettet und eingepasst. Als die antike silberne Frankfield-Taschenuhr von Letchus elf Uhr zeigte, wurde endlich das Werkzeug verstaut, und Vickers wischte sich die Hände mit demselben Lappen ab, den er bereits Anfang März zum Ölabwischen benutzt hatte.
    Private Piece, der Franzose und Corporal Jonas hatten in der Zwischenzeit alle Utensilien wieder in die Staukisten eingeräumt, den aktuellen Bestand auf Zetteln notiert und unter den jeweiligen Deckel der Kiste geklebt.
    Knapp eine Stunde später waren die Fahrzeuge wieder zurück auf der Neureuter Hauptstraße, nachdem sie über die Gleise der Hardtbahn gefahren waren. Am südlichen Ortsende gabelte sich die Straße nach Knielingen und in die Reichsstraße 36 nach Karlsruhe. Der Captain ließ kurz nach der Kreuzung im Schatten einer großen Linde halten. Während die Soldaten rauchend neben dem Dodge standen oder sich an die Linde neben der Straße anlehnten, informierte Edwards über das geplante Vorgehen. Diverse Passanten musterten die Soldaten misstrauisch, grüßten aber trotzdem pflichtbewusst. Die Besatzer hatten gleich nach Kriegsende ein Gesetz zur Grußpflicht der Zivilbevölkerung gegenüber alliierten Soldaten erlassen.
    »Roebuck, sehen Sie, da drüben auf der rechten Seite sind zwei große Kasernen«, er deutete auf die in einiger Entfernung stehenden Gebäude mit einer roten Sandsteinmauer. »Rechte Straßenseite das Pionier-Übungsgelände, linke Seite die Rheinkaserne. Laut unseren Informationen wurden dort Parteimitglieder der NSDAP und ehemalige hochrangige Funktionäre verschiedener nationalsozialistischer Organisationen von Karlsruhe interniert.«
    »Ja, sehe ich. Ich habe noch einmal die aktuellen Luftaufnahmen vom letzten Aufklärungsflug am 21. März studiert. In den Kasernen links gibt

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