Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
Vom Netzwerk:
stand und sich hektisch einen Patronengurt umwarf, dessen eines Ende in einem deutschen Maschinengewehr mündete. Aus einer offenen Kiste hatte er sich Handgranaten genommen und er trug einen deutschen Stahlhelm, auf dem seitlich ein Totenkopf prangte.
    Die verdammten Franzosen hatten ihm zuletzt teilweise beschädigte oder sogar unbrauchbare Ware geliefert. Ganze Lastwagenladungen voll hatten sie den Deutschen nach Ostern abgenommen. Und dann das! Jedes Maschinengewehr, jede Pistole, jede MP40 musste er kontrollieren. Schon fast fünf Kisten mit Waffen hatte er heute morgen untersucht, alles Unbrauchbare verärgert auf den Boden geworfen. Fast fünfundsiebzig Prozent Ausschuss! Zum Schluss lief er nur noch auf dem Waffenschrott herum.
    Wie konnte er nur Amerikaner mit Franzosen verwechseln? Vielleicht lag’s an dem Neger? Der sprach französisch und erinnerte ihn an Brigadier Madhouri, der den ganzen Deal vor fünf Wochen begonnen hatte.
    Wenigstens war er gestern rechtzeitig auf dem Acker erschienen, um den Weibern mal richtig Feuer zu machen. Da waren ja gerade diese Soldaten, die mit den Arbeiterinnen sprachen. Ausgerechnet seine zukünftige Braut hatten sie sich dazu ausgesucht! Gestern Abend war sie anschließend bei denen im Lager und machte mit dem Offizier am Lagerfeuer rum! Am liebsten hätte er den Typen gleich kaltgemacht. Christine war halt doch nur ein billiges Flittchen. Wie gut, dass er Beweisfotos hatte.
    Je näher die Amerikaner ihm kamen, desto hektischer fummelte er an dem glänzenden Patronengurt herum. Als Hucky mit dem Browning das Feuer auf ihn eröffnete, passierte etwas Unerwartetes. Edgar duckte sich hinter den Kisten und war plötzlich verschwunden. Statt Maschinengewehrfeuer flog eine Stielhandgranate in Richtung der Halbkette. Hucky brüllte gerade noch »Handgranate!« und alle gingen in dem gepanzerten Fahrzeug in Deckung. Eine ohrenbetäubende Explosion mit hochgewirbelter Erde hüllte die Halbkette ein. Teile der gekauften Waffen und große Stücke vom Erdboden prasselten auf die Männer nieder. Die M3 kam quietschend zum Stehen, ihre Besatzung hielt sich die Ohren zu.
    Wie in Zeitlupe hörte Hucky das Hämmern des schweren Maschinengewehrs und die Explosion der detonierenden Handgranate. Einer Riesenfaust gleich schlug es auf seine Ohren ein und der Krach verstummte sofort, dafür hörte er nur ein lautes Piepsen und er konnte auch sehen, wie sich vor ihm ein Teil der Stahlpanzerung nach oben bog und ablöste. Zusammen mit dem Bruchstück wurde das MG nach links über den Kopf von Roebuck von der Dachlafette abgerissen und weggeschleudert. Geistesgegenwärtig hatte er seine Hand rechtzeitig von der Waffe wegziehen können. Durch die Wucht wurde er rückwärts in die Halbkette hineingeworfen. Besinnungslos blieb er zwischen den Kisten liegen, während aus beiden Ohren ein dünnes Rinnsal Blut herauslief und sich auf dem Metallboden mit Erde und den Hühnerfedern vermischte, die überall im Fahrzeug lagen.
    »Hucky! Scheiße noch mal! Hucky! Oh mein Gott, er ist tot!«
    Roebuck hatte sich als Erster umgedreht, mit beiden Händen nach Huckys Kopf gegriffen und hielt ihn fest, während er auf dem Boden hockte. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Durch seine Finger sickerte Blut.
    »Hucky?«
    Nach unendlichen Sekunden bewegten sich Huckys Augäpfel unter seinen geschlossenen Lidern, er stöhnte leise.
    »Vickers!«, schrie Piece. »Wir brauchen einen Sani! Fahr los!«
    Just in diesem Moment eröffnete Edgar aus einem entfernten Gebäude heraus mit dem MG das Feuer auf die Amerikaner. Die Geschosse peitschten den Soldaten um die Ohren, als sie von der Panzerung der Halbkette abprallten.
    Roebuck hielt Hucky fest, sodass er sich nicht bewegen konnte, Piece griff nach der Panzerfaust und machte sie schussbereit.
    »Ich blase diesen Hurensohn weg!«, schrie er.
    Letchus hatte bereits mit dem Funkgerät Kontakt zum Hauptquartier aufgenommen und brüllte in das Mikrofon, dass sie Verstärkung bräuchten. Als wären sie noch im Krieg, schrie er nach Tieffliegern und Artillerieunterstützung.
    Piece hatte bereits vorsichtig die Heckklappe der M3 einen Spaltbreit geöffnet und lugte hinaus, die Panzerfaust hatte er sich unter den Arm geklemmt, das Gewehr auf dem Rücken.
    »Sergeant Letchus, werfen Sie zwei Handgranaten zur Ablenkung! Dann kann ich aussteigen und zielen!«
    Der Funker tat, wie ihm geheißen wurde, ließ das Mikrofon fallen und zog mehrere Handgranaten aus dem

Weitere Kostenlose Bücher