Tschoklet
einmal bei Ihnen. Unser Fahrer hat Sie nicht gesehen. Sie waren sehr schnell unterwegs.«
»Es ist meine Schuld. Ich hatte es eilig. Hoffentlich fehlt nichts, sonst habe ich ein Problem mit dem Bürgermeister. Die Geburtsurkunden und die Totenscheine dürfen nicht durcheinandergeraten, was jetzt leider passiert ist. Weiter vorn hätte ich auch beinah einen Unfall gehabt. So ein irrer Motorradfahrer hat am Ortsausgang lauter Patronen verloren, als er an mir vorbeiraste.«
»Er hat Patronen verloren?«
»Ja.« Er deutete die Straße hinunter. »Sehen Sie, da hinten in der Kurve kurz vor dem Ortsende Richtung Reilingen. Ich habe kurz angehalten und ihm nachgeschaut. Er ist am Friedhof abgebogen und hat dort gehalten.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, natürlich. Er hat ja auch gemerkt, dass er was verloren hatte. Ich hab gesehen, wie er sich kurz umgedreht hatte, als er an mir vorbeidonnerte.«
Edwards wäre zu gerne sofort losgefahren, doch er hatte kein Fahrzeug zur Verfügung. Der Dodge war durch eine Reifenpanne ausgefallen und der Unfall der Halbkette musste angeblich noch von einem französischen Gendarmen aufgenommen werden, der bislang nicht am Unfallort erschienen war. Er konnte nur nervös umherlaufen und den Franzosen herbeisehnen.
Christine war inzwischen ausgestiegen und führte eine angeregte Unterhaltung mit einem Bekannten, den sie zufällig unter den Umstehenden erkannt hatte. Der junge Mann war sehr verwundert, sie hier in der französischen Zone zu treffen. Er umarmte sie herzlich zur Begrüßung und redete fast ununterbrochen auf sie ein. Als die Kirchturmuhr zweimal schlug, erschrak er, verabschiedete sich hektisch von ihr, küsste sie auf die Wangen und rannte davon.
»Christine, weißt du, warum der Mann es plötzlich so eilig hat?« Edwards trat von hinten an das Mädchen heran. »Wer war das?«
Christine lachte und putzte sich erneut die Nase. »Das war Gerhard Jung. Er ist früher ein Schulkamerad von mir gewesen. Er unterrichtet hier die Kinder in der Schule oder besser gesagt, in dem, was davon noch übrig ist. Die Schule ist 1944 ausgebrannt. Der Unterricht hat gerade ohne ihn angefangen.«
Vickers und Piece mühten sich mit den fest sitzenden Muttern des Vorderrads ab, während der Captain ständig mehr Eile forderte. Hektisch lief er auf der Straße herum, sah immer wieder in die Richtung, wohin der Motorradfahrer entkommen war, dann auf seine Armbanduhr und wieder hin zum französischen Kontrollposten. Der Gendarm ließ nach wie vor auf sich warten, was Edwards noch ungeduldiger werden ließ. Angeblich wäre der Gendarm bereits auf dem Weg, aber nach der dritten Zigarette hatte Edwards es satt. Er lief energisch zurück zum Posten und verlangte nach dem Offizier.
»Monsieur, wie ich Ihnen bereits sagte, die Gendarmerie ist auf dem Weg hierher.«
»Warum dauert es denn so lange?«
»Ich bin nicht informiert. Der Polizei-Offizier sollte eigentlich schon hier sein. Er war heute Morgen schon einmal da.«
»Offizier?«
»Ja, der Commandant der Polizei.«
»Heißt der Mann zufällig Barcott oder so ähnlich?« Edwards wurde nervös. Hoffentlich war das nicht der gleiche!
»Sie kennen Commandant Alain Barricourt, Monsieur? Er spricht etwas komisch und ist mit einem schwarzen Renault unterwegs.«
»Ja, wir hatten heute früh das Vergnügen …« Edwards verdrehte die Augen und sah mit unschuldigem Gesichtsausdruck in den Himmel.
»Hat er Sie kontrolliert?«
»Er hat. Wir konnten problemlos weiterfahren.«
Der französische Offizier nahm seinen Helm ab und wischte sich mit einem Taschentuch über die beginnende Glatze. »Er ist normalerweise sehr schnell bei einem Unfall. Ich verstehe das nicht.« Er ging zu einem seiner Wachen, der ihn zackig grüßte und darauf zwischen den Häusern verschwand. Edwards konnte erst jetzt den geparkten Lkw hinter dem Haus sehen. Er war hervorragend getarnt und von der Straße aus nicht sichtbar. Anscheinend gab es Funkkontakt zu dem Polizisten. Edwards legte sich geistig schon mal die Ausreden zurecht, wenn ihn Barricourt auf das Treffen mit dem französischen General ansprechen würde.
Der junge Wachmann kam nach kurzer Zeit zurückgelaufen, grüßte den Offizier erneut, gab Meldung, woraufhin der Offizier zu Edwards gelaufen kam.
»Monsieur, wir können ihn nicht erreichen. Er antwortet nicht über Funk. Unser Funker meinte aber, es hätte jemand den Spruch entgegengenommen, aber nicht geantwortet, denn es knackte ein paar Mal auf der
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