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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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zwanzig Grad! Mal schauen, wieso ich die Munition verloren habe. Aha, den Gurt hat’s durchgescheuert. Ich muss wirklich besser aufpassen, die Zeit läuft gegen mich. Jedes Mal schafft es Edwards, mir zu entkommen. Spätestens in Neudorf sollte es erledigt sein, dann kann ich mit dem Motorrad endlich nach Frankreich verschwinden und mit dem Theater aufhören.
    Oh nein, da kommen Franzosen angefahren! Was wollen die denn hier? Gafft mich nicht so blöd an, ich versteh euch sowieso nicht! Was haben die denn für ein komisches Auto? Türen, die nach vorn aufgehen? Sachen gibt’s.
    Wow, die sind aber sauer! Warum schreit der Typ im Anzug die anderen zwei so an? Wenn ich es mir recht überlege, würde ich mit dem schwarzen Auto hier gar nicht mehr so arg auffallen. Hat ja auch ein französisches Kennzeichen.
    Ich steige mal ab und gehe ganz langsam, ohne Eile, kurz hinter die Büsche. Ist doch normal, jeder muss mal … Scheiß Brombeerstacheln! Unauffällig. Chuck, du bist nicht in Eile! So, hier ist es gut. Hinsetzen, Gewehr auspacken und entsichern. Die doofen Frenchys haben noch nichts gemerkt … Hallo, hier kommt ein tödlicher Gruß aus Amerika!
    *
     
    Edwards stand noch immer auf dem Beifahrersitz und lehnte sich mit den Ellenbogen auf den oberen Rand des MG-Ringes. Plötzlich winkte er und deutete auf den Dodge.
    »Roebuck, schau mal vorn links, euer Reifen ist platt!«
    »Verdammt, auch das noch! Letchus, steig aus, es gibt Arbeit!«
    Corporal Roebuck war von der Ladefläche heruntergestiegen und lief zur Fahrerseite, Letchus folgte ihm träge.
    »Piece, mach die Kippe aus! Reifen wechseln!«
    Vickers kam von hinten herangelaufen und krempelte sich die Ärmel hoch, nachdem er die M3 auf der Kreuzung hatte stehen lassen.
    Der Private tat, wie ihm geheißen wurde, kaum hatte er die halb gerauchte Zigarette auf den Fußweg geschnippt, eilte ein Mann herbei, der eben noch neugierig zugeschaut hatte, hob sie auf und rauchte den Rest zu Ende.
    Das rechte Vorderrad war tatsächlich fast platt. Edwards ließ sich wieder in seinen Sitz fallen und schüttelte den Kopf. Unglaublich, vier Tage für nur vierzig Kilometer!
    Kaum hatte Vickers nach dem Werkzeug in der Kiste an der Fahrerseite gegriffen, klopfte ihm von hinten jemand auf die Schulter.
    »Monsieur, Sie können nicht auf die Kreuzung stehen. Bitte camion wegfahren. Ist hier traffic äh … Verkehr. Stellen an trottoir, bitte.«
    Vickers drehte sich um. Der französische Wachoffizier stand hinter ihm und deutete zum Straßenrand.
    »Was ist? Ach so, die Halbkette muss weg. Piece, mach das Ersatzrad mal alleine locker. Aber nicht losschrauben, ist sehr schwer! Schrauben nur lockern! Ich komme gleich wieder.«
    Der verschwitzte Private hielt Vickers am Ärmel fest. »Geben Sie dem Franzosen Zigaretten und er ist ruhig. Probier’n Sie es. Hat schon mal geklappt. Zwei Packungen und er ist glücklich!«
    »Nein. Er hat recht. Ich stelle sie beiseite. Unter den Bäumen heizt sie sich auch nicht so auf.« Er nickte dem Franzosen zu und wandte sich von Piece ab. Er lief zurück zur Halbkette, sprang sportlich hinein und startete den Motor. Das Fahrzeug setzte sich rasselnd und quietschend in Bewegung, um über die große Straßenkreuzung zu fahren. Einige Fuhrwerke hatten sich bereits dahinter gestaut, deren Lenker laut schimpfend ihre Meinung kundtaten.
    Doch nicht alle rechneten mit einem solch gepanzerten Ungetüm auf den Straßen von Neulußheim. Ein Radfahrer erkannte das Fahrzeug viel zu spät, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und krachte ihnen mit voller Wucht in die linke Seite. Während sich die Vorderradgabel und der Reifen verbogen, flog der Radler im hohen Bogen über die Haube und stürzte dahinter auf die Straße. Der Inhalt seiner Aktentasche, welche auf dem Gepäckträger angebunden war, ergoss sich in Form von weißen Papierblättern auf die komplette Kreuzung. Seine Thermoskanne kullerte klappernd unter die Halbkette.
    Edwards hielt den Kopf in seinen Händen und tat so, als würde er weinen. Dann rempelte er Vickers in die Rippen.
    »Vickers! Verdammt! Sind Sie blind? Sie haben gerade einen Radfahrer überfahren!«, brüllte er. Wütend schlug er auf das Armaturenbrett.
    »Sir! Ich habe ihn nicht mal kommen sehen! Der war plötzlich da!«
    »Umschauen ist von Vorteil. Manch einer lernt so was in der Fahrschule!«
    »Sie haben recht, Sir. Entschuldigung, Sir!« Vickers bekam einen roten Kopf und man konnte ihm ansehen, dass ihm die

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