Tschoklet
Offizier besonders nahe, rempelte ihn an und sagte: »Pardon.« Als der Franzose sich überrascht umdrehen wollte, spürte er plötzlich den kalten Stahl einer Pistole im Rücken.
»Nicht sprechen!«
»Aber was …?«
»Psst. Nicht sprechen«, flüsterte eine Stimme mit leicht englischem Akzent. Der Franzose konnte mit einem Seitenblick sehen, dass jeder seiner untergebenen Kameraden ein Messer am Hals hatte und nur entsetzt nach unten starren konnte.
»Was wollen Sie von uns?«
»Sie sind hiermit verhaftet. Wenn Sie schreien, sterben Sie und Ihre Männer sofort«, sagte die Stimme hinter ihm wieder leise und schob ihn vorwärts auf den Acker, von der Kapelle weg. Dem gefangenen Offizier fiel jetzt auf, dass die Leute lauter sangen als vorher und nach wie vor den Lastwagen umrundeten.
»Aber wir sind Franzosen und in der französischen Zone!«
»Sie handeln mit Kriegswaffen und vergewaltigen deutsche Frauen, die am wenigsten dafür können.«
»Das ist unser Recht! Wir haben schließlich den Krieg gewonnen und fordern Tribut für die Besetzung Frankreichs. Und wenn Commandant Barricourt Sie in die Finger bekommt, sind Sie tot«, zischte der Franzose. »Der wird Sie finden. Überall!«
»Alain Barricourt? Der Polizeioffizier?«
»Ja.«
»Sie sind schlecht informiert, Monsieur. Barricourt wurde gestern erschossen.«
»Unmöglich! Unser Chef musste nur ein paar Tage nach Paris. In Kürze ist er wieder da, dann wird er nach Ihnen suchen und sich rächen! Geben Sie am besten sofort auf!« Der Informationsfluss unter den französischen Offizieren war wohl doch nicht so gut, wie man immer behauptete.
»Ein Amerikaner hat ihn und seine Leute erschossen. Auch Sie werden exekutiert, wenn wir Ihnen den Prozess gemacht haben.« Die kleine Gruppe stolperte im Dunkeln einen leichten Abhang hinunter. In der Bodensenke wurde den Gefangenen in die Kniekehlen getreten, wodurch sie sich anstandslos auf den Boden herunterdrücken ließen.
Eine kleine Taschenlampe flammte auf und leuchtete den Franzosen nacheinander ins Gesicht. Letchus erkannte den Wachoffizier Al Waquiri von der Neudorfer Straßensperre wieder. Die anderen beiden grimmigen Gesichter hatte er vorher nie gesehen.
Der kräftige Corporal van Bouren verschnürte einen nach dem anderen mit den Seilen. Zum Abschluss gab es für alle Gefangenen einen Knebel. Dann schlich er sich hinter das einen Steinwurf entfernte Pappelwäldchen und schwenkte dort kurz eine Taschenlampe. Kurz darauf näherten sich Motorgeräusche und sechs vermummte, schwer bewaffnete US-Soldaten liefen in die Senke, packten sich die drei Gefangenen und schleppten sie trotz deren heftiger Gegenwehr in den wartenden Mannschaftswagen. Anschließend räumten sie lautlos das Fahrzeug der Franzosen vor der Marienkapelle aus. Mit Vollgas und ohne Licht raste der GMC-Truck die Straße Richtung Hockenheim hinunter. Erst als nach knapp zehn Minuten die amerikanische Zone erreicht war, wurden die Abblendlichter eingeschaltet und das Tempo reduziert.
Praktisch zeitgleich waren in der Großdeutschland-Kaserne {12} bei Heidelberg der zuständige kommandierende Stabsunteroffizier der US-Armee, Sergeant Major David C. Perry, und seine direkten Untergebenen ihres Amtes enthoben und von der MP verhaftet worden. Als Beweise wurden seine zahlreichen gesammelten Hakenkreuz-Fahnen, Wehrmachts-Orden und zwei Fässchen mit französischem Rotwein beschlagnahmt.
Kapitel 17
Dienstag, 29. Mai 1945
Oh, verdammt! Mir geht es immer schlechter. Der Arzt in Graben hat sich geweigert, mich zu operieren. Wenigstens einen neuen Verband mit etwas Desinfektion hat er rausgerückt. Zumindest war es eine gute Idee, die Uniform zu wechseln und den Uniformpullover und -mantel des Franzosen aus dem Renault zu tragen, jetzt falle ich hier nicht mehr so auf.
Da vorne fährt eine Kutsche. » Hallo, fahren Sie zufällig nach Karlsruhe? Ja? Würden Sie mich auf Ihrem Wagen mitnehmen, wenn ich Ihnen eine Stange Zigaretten gebe? «
Scheiße, das waren meine letzten! Hinsetzen und Arm schonen, Chuck. Wenigstens ist mein Deutsch nicht so eingerostet. Der Typ auf dem Kutschbock hat mich auch sofort verstanden. Oh Mann, ist mir kalt! Hoffentlich sind wir bald da.
*
Wohlgelaunt und leise pfeifend ließ sich Captain Edwards nicht davon abbringen, heute den Kaffee mal selbst zu kochen. Mit einem feuchten Lappen umwickelte er den heißen Griff der verbeulten Kaffeekanne und verteilte das aromatische Getränk an seine
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