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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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die Fahrzeuge nach links auf die Adolf-Hitler-Straße {14} abbiegen.
    Als Vickers wegen Kriegsschutt und dem Wrack eines deutschen Panzers in einer starken Linkskurve mitten im Ort bremsen musste und stehen blieb, liefen zwei kleine blonde Mädchen mit langen Zöpfen herbei und bettelten Roebuck an. Dieser streichelte den beiden lachend über die Köpfe und schenkte jeder ein paar rote Bonbons. Die Mädchen bedankten sich artig mit einem Knicks und rannten lachend davon.
    Piece sah aus dem Fahrersitz zu ihm rüber. »Solche Zöpfe hat deine Christine auch bald wieder.«
    »Die beiden waren gut erzogen, nicht wahr?«
    »Ja. Zwillinge. Ich will auch mal Mädchen haben.«
    Letchus hob von hinten die Abtrennplane zur Ladefläche hoch und steckte seinen Kopf darunter durch. »Anthony, sie ist wach.«
    Roebuck fiel vor Eile fast aus dem Fahrzeug, stolperte nach hinten und kletterte unter die Plane.
    Piece grinste Letchus breit an. »Du sagtest doch, dass sie wach ist?«
    »Ja. Warum?«
    »Tony rannte gerade, als hättest du gesagt, dass sie nackt ist.«
    Tonys Hand kam von hinten unter der Plane durch und gab Piece eine Kopfnuss, bevor der reagieren konnte. »Das habe ich gehört, Jimmy!«
    Letchus lachte laut und setzte sich wieder vor seine Funkanlage. »Anthony, ich sagte nur, sie ist wach. Sonst nichts.«
    Piece hörte Christine leise von hinten flüstern und kichern. Dann klapperte der Blechbecher mit dem Tee und ein paar Kekse wurden zerbrochen.
    »Äpfel? Wo habt ihr die denn her?« Christine biss mit viel Appetit in eine der Früchte. »Mmmhh. Ist der gut!«
    Roebuck flüsterte etwas.
    »Von Jimmy?« Christines Hand schob sich unter der Plane durch und streichelte Piece im Nacken. »Danke, Jimmy!«
    Der Fahrer zuckte zusammen, schob die Schultern nach oben und bekam eine Gänsehaut. Die Halbkette war gerade wieder losgefahren. Fast hätte er vergessen, die anderen zu informieren. »Achtung, es geht weiter!«
    Zehn Sekunden später standen sie wieder still, da aus Sicherheitsgründen die Straße hier im Kreuzungsbereich der Schulstraße kurzfristig gesperrt wurde. Ein einsturzgefährdetes Fachwerkhaus musste heute Morgen endgültig abgerissen werden. Teile des ausgebrannten Hauses waren bereits in den vergangenen Tagen auf die Fernverkehrsstraße gefallen, die im Zickzack mitten durch den Ort lief.
    Im Dorf erzählte man sich, dass die britischen Bomber bei ihrem letzten Nachtangriff 1945 mal wieder den Bahnhof treffen wollten, aber aufgrund der geschlossenen Wolkendecke nichts gesehen hatten. Nachdem es kurz aufgeklart hatte, warfen sie die Bomben irgendwo ab und trafen stattdessen die Ortskerne von Graben und Neudorf.
    Vickers lehnte sich lässig aus dem Fenster der M3, gleichzeitig streckte er sich, gähnte laut und schnippte die Zigarette gelangweilt in einen der Schutthaufen nahe der Straße. Ein bewaffneter Franzose in einem langen braunen Mantel, der die Abbrucharbeiten der deutschen Kriegsgefangenen überwachte und nur einige Meter danebenstand, kam plötzlich angerannt und brüllte ihn an, während er auf die Kippe deutete. Vickers machte mit der Hand eine wischende Bewegung vor dem Gesicht, schlug die heruntergeklappte Panzerplatte der Fahrertür zu und zischte: »Idiot!«
    Der Franzose wurde jetzt erst richtig wütend, schlug mit dem Kolben seines Gewehrs mehrmals gegen die gepanzerte Tür und schrie wieder etwas Unverständliches. Als diese nicht geöffnet wurde, drehte er sein Gewehr um, entsicherte es und schoss zweimal darauf. Vickers ging hinter der Stahlplatte entsetzt in Deckung.
    »Dieser Hurensohn schießt auf uns!«, schrie er dem Captain zu.
    Edwards setzte sich hektisch den Stahlhelm auf, griff blind nach dem Dokument in der Ledertasche, packte mit der anderen Hand die entsicherte Grease Gun und erhob sich vorsichtig durch den MG-Ring hindurch. Der Franzose tobte weiterhin und schlug erneut mit dem Kolben gegen die Panzertür. Als er plötzlich von unten Edwards Kopf auf dem Fahrzeugdach bemerkte, riss er sein Gewehr hoch und zielte auf ihn. Wieder und wieder brüllte er etwas Unverständliches: »Haut les mains! Tout de suite! {15} «
    Van Bouren, der noch hinten in der gepanzerten Ladefläche der Halbkette kauerte, flüsterte hektisch: »Captain, er sagt, Hände hoch oder er schießt sofort! Nehmen Sie um Gottes willen die Hände hoch!«
    »Letchus, da vorn an der M3 gibt’s Ärger! Amos! Verdammt! Unternimm endlich was, Edwards kann kein Französisch!«
    Als er sah, wie der Amerikaner die

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