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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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holte noch die Schläuche, Schneidbrenner und die Schutzbrille heraus. Danach schloss er wieder das Tor von außen. Nach wenigen Minuten war wieder Ruhe.
    Erich stand als Erster auf, setzte sich jedoch gleich wieder hin. »Joey, die Franzmänner haben den Druckminderer vergessen! Die kommen gleich noch mal zurück! Lassen Sie uns hier verschwinden!« Er drehte sich mit Justus zusammen um und die beiden schlüpften nacheinander durch die Öffnung nach draußen in das dichte Gestrüpp. »Los, kommen Sie!«
    Vickers wollte nicht so schnell aufgeben, deswegen rannte er zu der Säge zurück, zog das bereits angesägte Rohr erneut aus dem Bündel und fing an, wie ein Verrückter daran zu sägen. Nach wenigen Sekunden hatte er den verrosteten Abschnitt in der Hand und ließ ihn in der Beintasche seiner Hose verschwinden.
    Er schulterte die Metallsäge und wollte gerade nach einem in der Nähe herumliegenden Zimmermannshammer greifen, als erneut jemand das Tor aufschloss. Vorher war kein Lastwagen zu hören gewesen! Innerhalb von wenigen Sekunden wurde es geöffnet. Er konnte sich gerade noch hinter einen Stapel Brennholz werfen, als derselbe dunkelhäutige Soldat von vorhin wieder in den Schuppen trat und direkt vor dem frisch abgesägten Rohr stehen blieb, welches er kurz zuvor erst zurück in das Regal geschoben hatte.
    Der Soldat schaute sich etwas irritiert nach der aufgehängten Säge um, fand sie aber nicht mehr, stattdessen berührte er vorsichtig prüfend das noch heiße Rohrende. Erschrocken zog er seinen Finger zurück, zückte sofort sein Gewehr und entsicherte es. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er hier komplett auf sich alleine gestellt war. Auge in Auge mit dem vermeintlichen Eindringling.
    Seine Kameraden warteten leider in fünfzig Metern Entfernung auf der Straße, da er allein zurückgeschickt wurde, um den Druckminderer für die Gasflaschen zu holen. Also rannte er wieder hinaus ins Freie und brüllte nach den anderen im Lastwagen.
    In diesem kurzen Augenblick sahen Vickers und van Bouren ihre Chance zur Flucht. Sie stolperten in Richtung des losen Brettes auf der Rückseite, quetschten sich durch die enge Öffnung und rannten in verschiedenen Richtungen davon.
    Die Franzosen kamen wie die Irren herangebraust, sprangen von dem Fahrzeug und stürmten mit Kampfgeschrei und aufgesetztem Bajonett den Schuppen. Nach kurzer Zeit entdeckten auch sie das lose Brett in der Rückwand. Einer der Marokkaner trat davor, sah kurz hindurch, entdeckte die Flüchtenden und schoss sogleich mit seiner Maschinenpistole eine Feuergarbe durch die Öffnung.
    Der leider etwas zu langsame Justus Maier bückte sich gerade, um sich vorsichtig auf den Boden fallen zu lassen. Dabei wurde er von einem Geschoss in die Hüfte getroffen und stürzte mit einem seltsamen Laut aus seinem Mund ins hohe Gras.
    Vickers, der zufällig nur einige Meter von dem alten Mann entfernt in den Büschen Deckung gesucht hatte, hörte das leise Stöhnen und robbte zu ihm hin.
    »Ich bin getroffen! Mein Gott! Sie haben mich erwischt. Ich fühle meine Beine nicht mehr. Bitte, nimm mich mit, Soldat.« Blutüberströmt kroch er zu Joey und krallte sich wimmernd an ihm fest. Dieser stemmte den Alten hoch, in der Hoffnung, nicht angeschossen zu werden, nahm ihn Huckepack und rannte prustend wie eine Lokomotive durch die dicken Büsche zum nächstbesten Haus in einer ihm unbekannten Straße. Das auf den ersten Blick marode erscheinende Tor trat er mit Gewalt auf und stürzte zusammen mit dem Verletzten in die Einfahrt. Hektisch gab er im Liegen der Tür einen Fußstoß, sodass diese wieder zuschlug. Nur wenige Zeit später rumpelte der französische Lastwagen durch die Straße. Dann sah sich Vickers erst einmal um.
    In dem Hof spielten gerade zwei kleine Kinder mit einem klapprigen Dreirad, von dem die rote Farbe abblätterte, und einer schmutzigen, unbekleideten Puppe, der ein Bein fehlte. Als das Hoftor aufgestoßen wurde und die beiden Männer hineinstürzten, flüchteten sie sich schreiend in die offen stehende Tür des kleinen Fachwerkhauses.
    Gegenüber stand ein maroder Holzschuppen, vor dem eine Unmenge an Brennholz aufgestapelt war. Ein einsames braunes Huhn lief pickend und leise gackernd im Hof umher. Quer durch diesen war eine Leine gespannt, auf der verschiedene löchrige und ausgebleichte Kleidungsstücke hingen. Wasser tropfte von einer langen Unterhose herunter und bildete eine dunkle Pfütze auf dem Lehmboden.
    Der

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