Tschoklet
du kommst mit mir. Michael, schaust du hier bitte, dass nichts passiert?«
Jonas nickte. »Alles klar, Joey! Geht ihr mal. Ich warte hier und mache Pause mit Captain Edwards. Nicht wahr, Sir?«
»Ja. Pause machen. Das können wir gut.« Edwards legte Jonas einen Arm um die Schulter. »Wir warten auf Piece und fahren danach zurück nach Wiesental, wo es das kalte Bier gab!« Er schüttelte sich vor Lachen über seinen eigenen Witz.
Kurz darauf kam der Dodge mit Piece am Steuer aus dem Ortskern zurück, sie waren unterwegs von Franzosen kontrolliert und mit Waffen bedroht worden. Die Suche nach einem Handwerksbetrieb wurde ihnen verboten.
Vickers und van Bouren folgten den beiden Männern, die einige Meter vorausgelaufen waren und sich absolut unverständlich in einem Dialekt unterhielten. Eine Schar von kleinen Kindern marschierte den beiden Soldaten im Stechschritt nach und kicherte ständig hinter ihrem Rücken. Als am Ende der Straße plötzlich eine französische Patrouille auftauchte, bogen die Männer eilig in ein kleines Gässchen ab und winkten hektisch den beiden Amerikanern zu.
»Los, los, die Franzmänner dürfen Sie nicht sehen!«, rief Erich Hoffmann. »Da hinein!«
Er schob die beiden in einen dunklen Schuppen, schlug die Tür zu und lehnte sich dagegen. Justus Maier ging in die Hocke und band sich umständlich den Schuh zu.
»Joey, wenn das ’ne Falle ist, haben wir’n Problem. Wir haben nicht mal ’ne Waffe dabei«, flüsterte van Bouren.
»Wilbur, ich könnte die Säge werfen.« Die beiden lachten leise. »Amerikanische Soldaten greifen Franzosen mit einer Metallsäge an! So stelle ich mir den Zeitungsartikel vor.«
Nach wenigen Minuten wurde der Schuppen wieder geöffnet und Vickers und van Bouren blinzelten in die grelle Sonne.
»Sie sind weg! Kommen Sie, wir müssen Richtung Bahnhof. Da gibt’s Wasserrohre und Holzschrauben.« Sie bogen in die Gartenstraße ein, an deren Ende schon der Bahndamm sichtbar war. Auf der linken Seite öffnete sich nach mehreren Hundert Metern ein riesiges offenes Gelände mit einer Ruine darauf und einem großen Holzschuppen daneben. Überall wucherte hüfthoch Unkraut. Ein paar dicke, knorrige Walnussbäume standen in zwei langen Reihen neben dem verfallenen Anwesen.
»Kommen Sie, hier in dem großen Schuppen gibt’s Holz und Baumaterial!« Justus zog die Soldaten hinter das Gebäude.
»Können wir da einfach etwas nehmen?«, fragte Vickers.
»Nein«, lachte Erich und schob an der Rückseite ein loses Brett beiseite. »Das gehört den Franzmännern. Sie haben es im ganzen Dorf beschlagnahmt, aber bis heute nicht abtransportiert. Es hat aber noch niemand gemerkt, dass wir uns alle bedienen. Sie könnten tagsüber mit einem Lastwagen kommen. Bei den Franzmännern weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut. Es interessiert sie nur deshalb nicht, weil man Zement und Holz nicht essen kann!«
Tatsächlich war der Schuppen mit gesägtem Bauholz und Zementsäcken überfüllt, überall standen Werkzeugkisten, in einer Ecke zwei Gasflaschen zum Schweißbrennen und anderes Material, hauptsächlich für den Gleisbau bestimmt.
»Die Gasflaschen sind leider leer, die Marokkaner haben sie letzte Woche benutzt und danach nicht mehr zugedreht. Schauen Sie, Joey, hier sind die Holzschrauben.« Vickers hielt das abgebrochene Achsstück zum Vergleich daneben und steckte sich dann die passende Schraube ein. Als Justus gerade anfangen wollte, von einem langen Eisenrohr ein Stück abzusägen, hielt plötzlich draußen ein Fahrzeug vor dem Schuppen und es waren Stimmen zu hören. Franzosen!
Die Männer verbargen sich in Windeseile hinter einem Stapel Fichtenholz, als sich das große Tor quietschend öffnete. Vickers linste vorsichtig zwischen zwei Brettern hindurch und bemerkte erschrocken die olivgrüne Metallsäge, die neben dem halb herausgezogenen Rohr auf dem Boden lag. Die in gelb aufgemalten Wörter auf der Säge stachen auffällig hervor: ›PROPERTY OF U.S.ARMY‹.
Der erste dunkelhäutige Soldat trat darauf und stolperte, der zweite Franzose hob die Säge auf und hängte sie über das herausstehende Rohrende. Die grelle Aufschrift beachtete er nicht. Er schüttelte den Kopf und schob das Rohr zurück zu den anderen.
Die fremden Soldaten unterhielten sich kurz auf arabisch, holten die zwei Gasflaschen, kullerten sie vorsichtig auf eine Sackkarre, banden sie darauf fest und zogen sie hinaus zu ihrem Lastwagen. Der Marokkaner, der die Säge aufgehoben hatte,
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