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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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erschlagen, erdrückt oder fürchterlich verstümmelt. Denn im Wasser trieben, mit der gleichen Wucht und Geschwindigkeit, Holz, Glasscherben und zerfetztes Wellblech, Autos, Lieferwagen, Boote. Die Menschen am Strand und in den idyllischen Resorts waren völlig unvorbereitet, als die Welle über sie hereinbrach. Manche retteten sich auf Bäume und Palmen, auf Dächer oder Hausruinen. Jede kleine Erhebung, schon wenige Meter, konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Die Dörfer der Einheimischen, Hütten und Häuser in Leichtbauweise, wurden ausradiert. Wie viele Menschen hier starben, ist bis heute nicht bekannt. Neben den registrierten Einwohnern und Touristen lebten hier Tausende von illegalen Einwanderern aus Myanmar. Die Verwundeten von Khao Lak wurden in den Wat-Lak-Kaen-Tempel gebracht. Zuerst waren es Hunderte, dann Tausende. Viele von ihnen Ausländer, die zum Weihnachtsurlaub nach Thailand gekommen waren. Die Zahl der Leichen war unüberschaubar.
    Zur gleichen Zeit wie in Khao Lak erreichte der Tsunami die Trauminsel Phi Phi südwestlich von Phuket. Weihnachten ist hier Hochsaison, neben den 800 Einheimischen befanden sich rund 6000 Touristen auf der Insel. Deren Herz ist der schmale Landstreifen zwischen der östlichen und westlichen Inselseite. Nur knapp einen Kilometer lang und an der schmalsten Stelle nur 200 Meter breit, bietet dieser Streifen ein dicht besiedeltes Urlaubsparadies für Rucksacktouristen und Aussteiger, mit zahlreichen Restaurants, Bars, Discos, Tauchschulen und kleinen Läden. Im Norden und Süden gibt es Strand – und genau hier traf das Wasser auf die Insel. 4,5 Meter hoch war die Welle,die die Insel von der Südspitze her umspülte, fast 6 Meter die Welle von Norden. Wer vom Südstrand floh, stieß auf die Welle, die von Norden her auftraf. Taucher in den Buchten wurden mitgerissen und gegen Felsen geschleudert.
    Drei Hauptwellen erreichten Thailand am Morgen des 26. Dezember 2004, im Abstand von zehn bis zwölf Minuten. In Thailand war die erste Welle die größte. Wo das Hinterland flach ist, drang das Wasser mehrere Kilometer ins Land ein. Insgesamt 20.300 Hektar Land wurden von Meerwasser bedeckt, 900 Kilometer der thailändischen Küstenlinie waren betroffen. Allein in Thailand schätzte man die Schäden auf 2 Milliarden US-Dollar.
    In Sri Lanka traf der Tsunami fast zeitgleich, nämlich zwei Stunden nach dem Erdbeben auf. In der dicht besiedelten Küstenregion starben mehr als 30.000 Menschen, über 7 Prozent der Gesamtbevölkerung von Sri Lanka wurden obdachlos. An der Südspitze der Insel erwies sich die Bathymetrie als fatal: Der Tsunami wurde hier umgelenkt und in einem unterseeischen Canyon konzentriert. Mit verstärkter Energie strömte er nun wie durch einen Trichter nach Norden und traf die Küste bis hinter Colombo.
    Das Schlimmste aber war das Eisenbahnunglück von Peraliya. Der Zug auf der Küstenstrecke von Colombo nach Matara, gerühmt als «Königin des Meeres», war mit mehr als 1500 Menschen überfüllt. Auf offener Strecke wurde er von den ersten beiden Wellen überspült. Die Menschen der Umgebung flüchteten sich auf und hinter den Zug, sie glaubten, dass sie hier sicher vor weiteren Wellen seien. Die dritte Welle aber war in Sri Lanka die größte, über 5,5 Meter hoch. Sie riss den Zug von den Schienen, schleuderte die Waggons gegen Bäume und Häuser, tötete alle, die auf und hinter dem Zug Zuflucht gesucht hatten. Die Waggons füllten sich mit Wasser, die Türen ließen sich nicht öffnen – und wieder kamen Wellen, die gefangenen Menschen im Zug ertranken jämmerlich.
    Gegenüber Sri Lanka liegt die südindische Küste. Hier traf der Tsunami mit vergleichbarer Stärke auf, wenn auch nicht ganz so hoch. Bis zu 16.000 Menschen starben, rund eine MillionKüstenbewohner wurden obdachlos. Südwestlich von Indien ragen die Koralleninseln der Malediven nur wenige Fuß aus dem Meer. Der höchste Punkt liegt 2,4 Meter über dem Meeresspiegel. Der Tsunami überspülte die Malediven zwar nur mit einer Auflaufhöhe zwischen 0,8 und 1,8 m. Aber dies reichte, um einige der Inseln komplett zu überschwemmen und 82 Menschen zu töten. Für die Malediven war der Tsunami nicht eine regionale, sondern eine nationale Katastrophe, denn der ganze Staat mit seinen knapp 2000 Inseln und Atollen war betroffen – und so wurde der 26. Dezember später auf den Malediven zum «Tag der Einheit» ernannt.
    Nach einem kurzzeitigen Abbremsen an den

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