Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
Vom Netzwerk:
außerhalb von Japan fragen nur noch wenige nach der Trümmerwüste in der Region Tōhoku, die der Tsunami hinterlassen hat und die bis heute als Sinnbild für Hunderttausende zerstörter Existenzen steht.

3. Weihnachten 2004: Die Katastrophe rund um den Indischen Ozean
    Geschichte eines Weltbebens
hat der Journalist Cordt Schnibben sein Buch genannt, das den Tsunami von 2004 schildert, mit Berichten aus Indonesien, Thailand, Sri Lanka, Indien, von den Andamanen- und Nikobaren-Inseln, den Malediven und der ostafrikanischen Küste. Menschen aus über 50 Nationen wurden am 26. Dezember 2004 von dem Tsunami getroffen, den ein Erdbeben rund 160 Kilometer vor der Küste Sumatras um 8.02 Uhr Ortszeit ausgelöst hatte. Um 8.16 Uhr wurde die Stadt Banda Aceh an der Nordwestspitze Sumatras zu großen Teilen zerstört. Zwei Stunden später wurden die thailändischen Traumstrände von Phuket, Khao Lak und Phi Phi verwüstet. Fast gleichzeitig riss der Tsunami rund 50.000 Menschen an den Küsten von Sri Lanka und Indien in den Tod. Auf den Malediven wurden zahlreiche Inseln völlig zerstört, acht Stunden später forderte der Tsunami nochmals mehrere hundert Todesopfer an den Küsten Afrikas. Ein Teletsunami von enormen Ausmaßen.
    Die Zahl der Toten ist bis heute umstritten; die wahre Zahl dürfte bei über 300.000 Menschen liegen. Mehrere hunderttausend Häuser wurden zerstört, rund drei Millionen Menschen rund um den Indischen Ozean verloren ihr Heim. Aber die Katastrophe beschränkte sich nicht auf die Länder um den Indischen Ozean. Der Tsunami am 26. Dezember 2004 traf ins Herz des internationalen Tourismus, mitten in den Weihnachtsferien. Er riss nicht nur Einheimische in Asien und Afrika in den Tod, sondern auch Urlauber aus Europa, Australien, Amerika und Ostasien. Keine Naturkatastrophe hatte bis dahin ein so großes Gebiet betroffen, keine Katastrophe war so präsent in den globalen Medien – ein «Weltbeben» eben, das den Begriff «Tsunami» unauslöschlich in das Bewusstsein der Menschen eingeprägt hat.
    Die Ausbreitung des Tsunamis von 2004
Das Erdbeben und die Ausbreitung des Tsunamis
    Das Beben am 26. Dezember 2004 kam nicht ganz unerwartet, doch es war weit heftiger und verlief anders, als Wissenschaftler es vorausgesagt hatten. Schon längst wurde ein stärkeres Erdbeben in der seismisch aktiven Region des Sundabogens erwartet. Dass es die Stärke 9,0 – nach späteren Vermutungen sogar 9,3 – erreichen und somit zum zweitstärksten Erdbeben der letzten einhundert Jahre werden würde, konnte aber niemand ahnen. Als sich die über Jahrzehnte aufgebaute Spannung in der Subduktionszone vor Sumatra entlud, schnellte die Sumatraplatte, die von der Indisch-Australischen Platte nach unten gezogen wird, um 10 bis 30 Meter zurück. Der Meeresboden im Bereich der Bruchzone hob sich um 2 bis 3 Meter, der Bruch selbst pflanzte sich rasend schnell über 1300 Kilometer nach Norden fort, entlang den Andamanen- und Nikobaren-Inseln im Westen der Andaman-See vor Thailand. Über sechs Minuten lang, in zwei Phasen, brach hier der Ozeanboden auf einer Fläche von über 100.000 Quadratkilometern auf. Dabei wurden nicht nur Millionen Tonnen von Gestein ruckartig verschoben, gleichzeitig gingen von der Bruchzone zahlreiche Erdrutsche und Schlammlawinen ab. Mit einem Epizentrum von nur 30 Kilometern Tiefe waren somit die idealen Bedingungen für einen gewaltigen Tsunami gegeben. Und dies in einer Großregion, in der, abgesehen von einigen indonesischen Küstenstrichen, die Tsunamigefahr unbekannt oder vergessen war.
    Unmittelbar am Erdbebenherd sank das Wasser schlagartig auf einer großen Fläche ab, dann kehrte es in drei gewaltigen Wellen zurück. Dem Fischer Sofyan Anzib auf dem offenen Meer westlich von Sumatra gelang es, mit seinem Boot die über 30 Meter hohen Wellen zu bezwingen, indem er mitten in sie hineinsteuerte. Die indonesischen Küsten aber wurden verwüstet. Die Tsunamiwelle, die durch das Beben entstand, folgte genau der Bruchlinie: ein langer Riss, der sich binnen Minuten von Südosten nach Nordwesten öffnete, von der Nordwestspitze Sumatras bis weit in die Andaman-See. Die Wellen bewegten sich senkrecht von der Bruchlinie fort, also nach Osten – Indonesien,Thailand, Myanmar – und nach Westen, über Sri Lanka, Indien und die Malediven bis nach Afrika. Sekundäre Störungen und Resonanzen im Küstenbereich sorgten für unberechenbare Auflaufhöhen in den verschiedenen Anrainerstaaten. Auf der

Weitere Kostenlose Bücher