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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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gehalten, war zu der schöpferischen Kraft und der Mission fähig, die man Nig anvertraut hatte.
    Ständig wuchs die Leuchtkraft des Sterns, um den die Zweite Welt rotierte. Überall hatte die Gorgoyne Augen, Ohren und ein Dutzend andere Sinnesorgane; wie in einem Spinnennetz war Nig gefangen, wenn er sich langsam durch die offenen Schächte des Schiffes bewegte. Dreißig Jahre waren eine lange Zeit. Konnte ein Hirn, das fast abgestorben war, während dieser Spanne vergessen? Nein – da war etwas geschehen ...
    Nigs Arbeit war einfach.
    Vorausgesetzt, Paramech landete vorschriftsmäßig in der Nähe der größten Siedlung, dann waren die komplizierten Untersuchungen durchzuführen, die Boyn endlich ermöglichen sollten, ungefährdet den Boden der Zweiten Welt zu betreten. Der Kontakt mit der fremden Kultur sollte sich rasch, aber nicht überhastet vollziehen. Alles andere war Nig überlassen, außer dem Rückflug. Für dessen Dauer mußte er wieder in sein eisiges Grab. Die Belohnungen warteten am Ende des Fluges.
    Ruhm und das Mädchen Bea.
    Wenn die beiden Welten zusammenarbeiteten, konnte die Erforschung des Alls beginnen. Die ersten Schiffe würden nach Nig benannt werden. Aber noch hing alles zwischen den Sternen.
    Vier Stunden später erwachte ein anderer Block Paramechs aus dem Schlaf. In einer Kammer zwischen Pilotenkanzel und Zentralraum begannen Geräte anzulaufen. Chemische Lösungen wurden hergestellt, und Schreibgeräte ratterten wie rasend. Die Tasterstrahlen Paramechs hatten etwas erfaßt, das sich lohnte, analysiert zu werden.
    »Was ist das?« fragte Nig neugierig und stand auf. Er hatte an dem Rand eines blauschimmernden Bergsees gesessen und versucht, das Gesicht Beas zu zeichnen.
    »Es bestehen die ersten optischen Kontakte mit der Zweiten Welt!« antwortete die Gorgoyne mit gleichbleibender Freundlichkeit.
    »Wann sehe ich die Ergebnisse?«
    »Sie werden dir übermittelt, sobald sie fertiggestellt und in meinen Speichern sind. Warte noch etwas!«
    Nig Boyn wartete.
    Er befahl Musik. Die Sechsundzwanzigstelnoten antiker Meister erfüllten die Natursteinterrasse über den Wasserfällen mit ihren Klängen. Wieder hatte die Illusionsmaschinerie Paramechs eine neue Umgebung geschaffen. Nicht nur das Bild der Landschaft war beängstigend naturgetreu, sogar Ventilation, Gerüche, Temperatur und Akustik wurden angepaßt und schufen den Gesamteindruck.
    Das Warten war unerträglich; wieder griff Nig zum Skizzenblock und versuchte, die Züge des Mädchens auf das rauhe Papier zu bringen. Er schaffte die Strähnen des hellen Haares, auch den heiteren Ausdruck der blauen Augen, aber der Mund mißlang. Wütend knüllte er das Papier zusammen und warf es in eine Ecke.
    Eine Klappe öffnete sich, eine Nadel stach hervor, spießte den Knäuel auf, und die Klappe schloß sich wieder. Gorgoyne hielt auf Ordnung.
    Es war verständlich, daß sich Bea nicht grafisch festhalten ließ, ohne zu einem starren Bild zu werden. Das Gesicht dieses Mädchens besaß mehr Leben als die Körper manch anderer Frauen. Jede innere Bewegung wurde von Augen und Mund widergespiegelt; der Gesichtsausdruck wechselte ständig. Wieder hörte Nig durch den offenen Verbindungsgang das wütende Rattern der Schreibgeräte. Eine Reihe von neuen Informationen war eingegangen.
    »Hier sind die ersten Berichte!« verkündete Gorgoynes unsichtbarer Mund laut. Ein kleiner Felsen schwang herum; die Wand öffnete sich zu einem Fach, in dem Blätter und Fotogramme lagen. Nig war mit drei Schritten in der Nähe des Abgrunds, lächelte über die Echtheit dieses Bildes und nahm die Aufzeichnungen entgegen. Er setzte sich auf den Boden und breitete die Blätter neben sich aus. Auch der Teppich hatte die Farben durchglühter Felsen angenommen. Während der Metallturm Paramechs dem Ziel entgegenstürzte, empfing Nig Boyn zum erstenmal in der langen Geschichte der Ersten Welt einen Eindruck von den Dingen, die ihn dort erwarteten. Paramech sagte:
    »Der Planet ist so groß wie die Erste Welt, rotiert in der gleichen Zeit um seine Sonne und besitzt drei Monde, wie die Erste Welt. Fast die Hälfte der Planetenkugel ist Wasser, der Rest Land. Der Planet ist bewohnt. Die aufgefangenen Signale aller Art und Wellenlängen deuten auf zahlreiche, verschiedenartige Verkehrsmittel hin. Ein Raumschiff ist von mir nicht geortet worden.
    Wir haben keine Signale ausgeschickt.«
    Die Bilder ...
    Sie zeigten in gestochen scharfer Farbwiedergabe einen Planeten, der grün

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