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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Boyns. Paramech zeigte Nig, wo sie waren.
    »Hier – sieh!«
    Paramech verwandelte binnen zweier Sekunden die warmen Farben der Wüste und des Himmels darüber in ein stumpfes und hartes Schwarz. Aus diesem Hintergrund stachen Sterne hervor. Hunderte, Tausende. Es waren in Wirklichkeit nicht mehr als dreieinhalbtausend sichtbare Gestirne, aber der Anblick erdrückte Nig fast.
    Kalt und erbarmungslos blickten sie auf das Häufchen Mensch in ihrer Mitte, das ihren Anblick nicht mehr länger ertragen konnte. Gorgoyne erblickte den Schrecken des Mannes und regte Impulse an. In unglaublich kurzer Zeit veränderte sich die Umgebung; wieder erweckten die Wände den Eindruck der Wüste. Nig aber hatte den Keim der Angst empfangen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Saat aufgehen würde. Jetzt jedoch fürchtete er sich.
    »Wir sind drei Tagesdistanzen von der Zweiten Welt entfernt!«
    »Seit wann schlief ich – wie lange?« fragte Nig atemlos.
    »Dreißig Jahre«, sagte die Gorgoyne ohne Betonung. Für den Kurier war dies der zweite Schock dieses Tages.
    »Dreißig Jahre!« wiederholte er sinnend. Vor dieser Zeit hatten die Heere der Techniker diesen monströsen Apparat fertiggestellt und bemannt. Mit ihm, Nig Boyn. Paramech und die Gorgoyne. Die vollkommene Maschine in einem Raumschiff, einem Sternenschiff, das von einer Galaxis in die andere flog, um zwei Kulturen miteinander bekannt zu machen.
    Nichts, das wußte Nig genau, vermochte mit den zahllosen Fähigkeiten der vollkommenen Maschine konkurrieren. Sie anerkannte keine Grenzen. Zeit und Dimensionen waren keine Beschränkungen. Sie vermochte jede Art von Energie souverän zu handhaben, aber vor lebloser Materie mußte selbst die Gorgoyne kapitulieren. Niemand konnte behaupten, Paramech sei nicht von dem besten Piloten gesteuert worden, den die Menschen der Ersten Welt sich vorzustellen vermochten.
    »Wann sehe ich die ersten Aufzeichnungen?« fragte. Nig, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte.
    »Frühestens nach zwanzig Raumstunden. Wir befinden uns nahe dem Zentrum der benachbarten Galaxis – unserem Ziel. Noch ist die zweite Welt nicht genügend nahe.«
    Vor Äonen hatte man auf der Ersten Welt Peilfunkzeichen aufgefangen, die auf überlichtschneller Grundlage arbeiteten. Der Standort jener Welt war lokalisiert worden, nur konnte man nicht wissen, ob die Fremden jenseits des sternenlosen Raumes den Überlichtantrieb kannten.
    So baute man die Hülle, die das Hirn und einen Kurier beherbergte. Man zerteilte die Gorgoyne und brachte sie ins Innere Paramechs.
    Zwanzig Jahre arbeiteten die Scharen von Monteuren und Technikern, bis sie den stählernen Turm errichtet hatten. Um die silberne Spitze hingen Nebelschleier, als Nig seine zukünftige Heimat zum erstenmal sah.
    »Stimmen die Bahnberechnungen?« fragte Nig wieder.
    »Ich, die Gorgoyne, bin vollkommen. Ich bin nicht imstande, einen Fehler zu machen. Ich nahm geringfügige Korrekturen vor, und auch die Landung wird einwandfrei gelingen«, sagte die Gorgoyne unbetont. Nig grinste verhalten.
    »Eines Tages wird man dir denjenigen Teil herausreißen, der den Faktor deiner Arroganz bestimmt«, versprach er.
    Die Maschine blieb die Antwort schuldig.
    Trotzdem blieb die Angst in Nig zurück. Nichts konnte ihn beruhigen, am wenigsten der unbeteiligte Kommentar der Gorgoyne.
    Die Stunden vergingen, aber sie vergingen langsam.
    Nachdem Paramech den Gang zur Steuerkabine geöffnet hatte, setzte sich Nig in den wuchtigen Sessel, der vor den blinkenden Lichtern der Kontrollen stand und blickte aus dem geschwungenen Fenster hinaus. Wenn Paramech aufrecht stand, war dieses Fenster dreihundert Meter über dem Boden. Der schmale Ausschnitt des Himmels, den Nig hier sah, erschreckte ihn nicht. Dort, wo sich die Sterne zu einem Nest ballten, lag die Zweite Welt. Sie drehte sich um den Stern, der am hellsten strahlte.
    Nig selbst war nichts anderes als ein Katalysator. Ein Ding, das andere Vorgänge anregte, ohne sich zu verändern. Er sollte zwischen den beiden Kulturen vermitteln, Pläne für den Bau von Raumschiffen erläutern und Kulturgüter tauschen. Nichts anderes. Nur ein Mensch war fähig, solche Dinge zu tun. Hier konnte keine Maschine konkurrieren, und deswegen war er hier.
    Die konstruktiven Gedanken waren der Maschine fremder als Nig die Funktionen Paramechs. Nur das menschliche Hirn, ständig durch Reize, vorstoßende Impulse des Unbewußten und Selbsttätigkeit instabil am Rande des Zusammenbruchs

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