TTB 101: Die große Explosion
Begeisterung. In dumpfem Schweigen standen sie da, gebeugt unter der Last auf Brust und Rücken.
Langsam spazierte Bidworthy die Reihen entlang, musterte jeden einzelnen von Kopf bis Fuß. Es war die letzte Gelegenheit, den Männern klarzumachen, daß ihren Eltern ein schwerer Fehler unterlaufen war. Er wußte das, und sie wußten das. Doch zwei Dinge behinderten ihn: Erstens sahen die Vorgesetzten zu, und zweitens konnte er einem Mann, der fortging, keine Strafe mehr zudiktieren.
Zähneknirschend enthielt er sich also seiner gewohnten Injurien, baute sich vor dem kommandierenden Offizier auf und schnarrte: »Freiwillige vollzählig angetreten, Sir.«
Ächzend setzten sich nun die Wagen in Bewegung und rumpelten mit quietschenden Bremsblöcken den Hügel hinab. Der Konsul und sein Beamtenstab liefen in wirrem Haufen und ohne Gleichschritt hinterher, wie das so üblich ist bei Zivilisten. Die Soldaten schulterten die Waffen und begannen in präzisem Gleichschritt zu marschieren, gehandikapt, jedoch durch das Trauermarschtempo der vor ihnen Gehenden. Vom Schiff her schallten ihnen herzliche Abschiedsgrüße nach.
»Wo habt ihr denn den Sarg mit der Leiche?«
»Ha, Markovitch, du hast ja deine Hose noch an!«
»Bauch rein, Brust raus – Los, bewegt euch, ihr Transusen!«
»Vorwärts, christliche Soldaten!«
»Ruhe!« schrie Bidworthy.
»Hier ist keiner, der Ruhe heißt«, erklärte eine Stimme aus dem Schiff.
»Wer war das?« kreischte Bidworthy. Vergeblich suchte er unter den Hunderten an den Fenstern den Schuldigen zu entdecken.
»Ja, wer war denn das wohl, Rufus?« spottete die Stimme noch einmal.
Rasend vor Zorn spurtete Bidworthy die Gangway hoch, schoß mit einem kurzen »Verzeihung, Sir!« durch die Schleuse und verschwand.
»Achtung!« warnte eine andere Stimme. »Der Bulle ist los!«
Nachdenklich sagte Grayder: »Ja, ja, Disziplin ist alles!« Shelton schwieg.
*
Als der letzte der Karawane den Blicken entschwunden war, sagte der Botschafter: »Das wär's also!« Mit den anderen begab er sich in den Aufenthaltsraum, schenkte sich einen reichlichen Drink ein und warf sich in einen Sessel. »Jetzt haben wir uns auf Hygeia etabliert. Nun ist es an Terra, die Stellung zu festigen und auszubauen.«
»Jawohl, Exzellenz«, stimmte Shelton zu.
»Ich werde einen ausführlichen Bericht machen. Bitte, übermitteln Sie ihn so schnell wie möglich, Captain.«
»Gern, Exzellenz«, versicherte Grayder.
»Gut!« Der Botschafter schlürfte an seinem Drink und fuhr fort: »Und jetzt können wir uns der nächsten Aufgabe zuwenden. Am besten machen wir uns sofort auf den Weg. Durch längeres Verweilen hier gewinnen wir doch nichts mehr. Was meinen Sie?«
»Ich muß erst mit dem Ersten Maat sprechen.«
»Mit Morgan? Wieso? Was hat der damit zu tun?«
»Die Männer haben ein Recht auf Landgang. Den kann ich ihnen nicht so ohne weiteres verweigern. Morgan ist für die Urlaubslisten verantwortlich, und er kann mir sagen, ob die Männer einverstanden sind, daß wir losfliegen, oder ob sie erst ihren vollen Urlaub verlangen.«
Der Botschafter zog eine Grimasse. »Na schön, fragen Sie ihn. Sagen Sie ihm, wir wollen so bald wie möglich weiter.«
Grayder ließ Morgan rufen und sagte: »Mr. Morgan, wir wollen möglichst bald abfliegen. Was sagen die Männer dazu?«
»Sind von den Aussichten hier nicht sehr begeistert, Sir. Die Burschen wollen ihren Spaß, wollen Mädchen und Freiheit, und die bekommen sie hier nicht. Manche weigern sich, nackt zu gehen. Andere haben sich dazu bereit erklärt – und mußten feststellen, daß man sie nicht in die Stadt ließ. Also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als im Gras zu liegen oder in der Gegend herumzulaufen. Ich glaube, die meisten haben die Nase voll.«
»Vielleicht haben sie das nächstemal mehr Glück«, meinte Grayder. »Ich halte es für unwahrscheinlich, daß wir auf dem nächsten Planeten ebenfalls für Ungeziefer gehalten werden.«
»Jawohl, Sir«, stimmte Morgan mit gerunzelter Stirn zu.
»Erklären Sie das den Männern«, befahl Grayder. »Und wenn sie bereit sind, diesmal auf ihren Urlaub zu verzichten und ihn dafür möglicherweise auf einem besseren Stern zu nehmen, geben Sie mir Bescheid.«
Nach zwei Stunden kehrte Morgan zurück. »Alle, die ich gefunden habe, Sir, wollen fort von hier und es lieber auf der nächsten Welt versuchen. Aber zehn Mann sind in den Wald gegangen und werden wohl erst am späten Nachmittag wiederkommen.«
»Warum
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