TTB 101: Die große Explosion
machen.
»Ach, Sie wissen es nicht? Machen Sie deshalb ein so dummes Gesicht?« Jeff Baines rieb sich seine Kinne und seufzte. Er deutete auf Harrison. »Ist das eine Uniform?«
»Ja.«
»Eine richtige Uniform?«
»Natürlich.«
»Sehen Sie«, sagte Jeff, »damit haben Sie mich irregeführt. Sie sind allein gekommen. Wenn eine ganze Gruppe angekommen wäre, alle genau gleich gekleidet, dann hätte ich sofort gewußt, daß das eine Uniform ist. Denn das heißt es doch, nicht wahr? Uniform – alle gleich.«
»Ich glaube«, bestätigte Harrison, der sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte.
»Dann sind Sie also von dem Schiff. Das hätte ich mir denken können. Ich bin heute wohl ein bißchen schwer von Begriff. Aber ich war einfach nicht darauf gefaßt, nur einem zu begegnen, und noch dazu auf einem so komischen Apparat. Das soll wohl Eindruck machen, wie?«
»Ja«, sagte Harrison mit einem Blick nach draußen, ob auch niemand sein Fahrrad mitnahm, während er ins Gespräch vertieft war. »Das soll Eindruck machen.«
»Na schön. Also, raus damit! Warum sind Sie hergekommen, und was wollen Sie?«
»Ich habe doch schon die ganze Zeit versucht, Ihnen das zu erklären. Man hat mich geschickt, um ...«
»Geschickt?« Jeff riß die Augen auf. »Sie meinen, Sie lassen sich tatsächlich schicken? «
Harrison sah ihn offenen Mundes an. »Natürlich. Warum nicht?«
»Schon gut«, sagte Jeff. »Sie machen mich ganz konfus, weil Sie sich so komisch ausdrücken. Was Sie meinen, ist, daß Ihnen jemand ein Ob angehängt hat, nicht wahr?«
Verzweifelt fragte Harrison: »Aber was, um Himmels willen, ist denn eigentlich ein Ob?«
»Er weiß es nicht!« rief Jeff Baines mit einem Blick zur Decke. »Nicht einmal das weiß er!« Er musterte den Ignoranten mitleidig und sagte dann: »Haben Sie vielleicht Hunger?«
»Kann man wohl sagen.«
»Gut. Ich könnte Ihnen ja erklären, was ein Ob ist, aber ich tue etwas Besseres: Ich zeige es Ihnen.« Schwerfällig stemmte er sich vom Hocker und watschelte zur Hintertür. »Gott weiß, warum ich mir die Mühe mache, eine Uniform zu belehren. Wahrscheinlich, weil ich mich langweile, Kommen Sie!«
Gehorsam folgte Harrison dem andern hinter die Theke, durch einen Gang in den Hof.
Jeff Baines deutete auf einen Kistenstapel. »Konserven.« Dann zeigte er zum Lager hinüber, »öffnen Sie sie und stapeln Sie die Dosen dort drüben. Die leeren Kisten stellen Sie hier draußen ab. Sie können's tun, oder lassen. Das ist Freiheit, stimmt's?« Er keuchte zurück in den Laden.
Harrison kratzte sich die großen Ohren und dachte nach. Irgendwie, fand er, mußte doch dabei ein ganz großer Haken sein. Aber wenn, dann war es sinnvoll, die Sache auszuprobieren, um spätere Opfer warnen zu können. Wer wagt, gewinnt.
Also tat er, wie ihm geheißen. Nach zwanzig Minuten schwerer Arbeit kehrte er in den Laden zurück.
»So«, erklärte Baines, »jetzt haben Sie etwas für mich getan. Das heißt, Sie haben mir ein Ob angehängt. Danken werde ich Ihnen nicht dafür; das ist nicht nötig. Ich muß lediglich versuchen, das Ob loszuwerden.«
»Ob?«
»Obligation. Warum ein langes Wort benutzen, wenn ein kurzes denselben Zweck erfüllt? Eine Obligation, eine Pflicht, ist ein Ob. Und ich gebe dieses Ob jetzt weiter: an Seth Warburton, im übernächsten Haus. Bei dem habe ich mindestens ein halbes Dutzend gut. Also werde ich Ihres los und gebe ihm Gelegenheit, eines von meinen abzulösen, indem ich Sie zu ihm schicke, damit er Ihnen eine Mahlzeit verabreicht.« Er kritzelte etwas auf einen Zettel. »Das hier geben Sie ihm.«
Harrison starrte auf das Stückchen Papier. Er las: »Füttere den Kerl ab.«
Leicht benommen verließ er den Laden, blieb bei seinem Fahrrad stehen und studierte, noch immer sprachlos, den Zettel. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem übernächsten Haus zu, einem Restaurant, über dessen mit Lebensmittel vollgestopftem Fenster zwei Worte standen: Seths Futterplatz.
Kurz entschlossen – der Entschluß wurde ihm von seinem Magen leichtgemacht – betrat er, den Zettel in der Hand, das Restaurant. Drinnen sah er eine lange Theke, viel Dampf und viele Menschen. Er wählte einen Platz an einem Marmortischchen, an dem schon eine attraktive grauäugige Brünette saß.
»Gestatten Sie?« fragte er höflich und ließ sich nieder.
»Was soll ich gestatten?« Sie betrachtete seine Ohren, als stellten sie ein ganz außergewöhnliches Phänomen dar. »Babies, Hunde, alte
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