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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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befestigt war, und schwang die Kugel vor ihren Augen rhythmisch hin und her. Sekunden später schlossen sich die Augen der Alten – die Befragung konnte beginnen. Er versuchte es über eine Stunde lang – mit geradezu übermenschlicher Geduld, dachte Yanderman –, ohne einen Hinweis zu erhalten.
    Schade, daß Menschen wie Granny Jassy nicht begriffen, woran sie sich erinnern konnten, überlegte Yanderman. Granny berichtete zum Beispiel gerade von seltsamen Tieren in verschiedenen Farben, die von den Menschen wie Pferde benutzt wurden. Aber dann stellte sich heraus, daß sie Räder hatten – also keine Tiere, sondern Maschinen waren! Allerdings bewegten sie sich von selbst fort; für die ungebildete Granny mußten sie also Tiere sein, denn wie konnte eine Maschine sich von selbst bewegen?
    Er dachte weiter nach. Wie war es möglich – die unvermeidbare Frage –, daß Menschen wie Granny Jassy und andere in Esberg sich an diese Dinge erinnerten? Aber anscheinend handelte es sich wirklich um Erinnerungen. Als Herzog Paul sich damals zu einigen Experimenten auf der Grundlage dieser Phantasien entschlossen hatte, war selbst Yanderman – der ihn unendlich bewunderte – im Zweifel gewesen, ob dieses Vorhaben nicht Zeitverschwendung sei. Aber schließlich hatten die Ergebnisse den Aufwand doch gerechtfertigt, denn zahlreiche Vorrichtungen, wie zum Beispiel die Suchscheinwerfer und die Gewehre der Soldaten, beruhten auf derartigen »Altweibergeschichten«.
    Nachdem die ersten Versuche bereits solche Erfolge gebracht hatten, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Herzogs nun auf eine Überlieferung, nach der drei Tagesreisen von Esberg entfernt eine Stadt mit einer Million Einwohnern liegen sollte. Wirklich – nur eine blühende Phantasie konnte auf diesen Gedanken kommen!
    Aber die Männer, die er daraufhin ausschickte, entdeckten drei Tagesreisen von Esberg entfernt eine mit Gras überwachsene Ruinenlandschaft. Und dort fanden sie Gegenstände aus Metall und Glas, wie sie im Haushalt verwendet werden, aber auch noch andere, die jedermann in Erstaunen versetzten.
    Auch jetzt war keine Diskussion möglich. Seitdem sie zu der Expedition aufgebrochen waren, um festzustellen, ob die Wüste wirklich existierte, hatte Granny Jassy vorhersagen können, wie das Gelände vor ihnen aussehen würde. Nicht wie es heute war, sondern wie es gewesen sein mußte, als die Menschen noch in riesigen Städten wohnten, durch die Luft flogen und sogar ... Nein, das mußte eine Einbildung sein! Zur Not konnte man sich noch vorstellen, daß die Menschen durch die Luft flogen; Vögel und Insekten taten es schließlich auch. Aber wie sollten sie zu anderen Sternen fliegen – oder gar dorthin gehen? Das war doch zu absurd!
    »Sie machen ein so ernstes Gesicht, Yan!« meinte der Herzog plötzlich, und Yanderman fuhr aus seinen Gedanken auf. Granny Jassy hatte das Zelt bereits verlassen. Die Kristallkugel an der Kette war wieder in der Tasche des Herzogs verschwunden. Kesford las seine Notizen durch und korrigierte sie, damit er später den Inhalt richtig wiedergeben konnte.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Yanderman mit einer entschuldigenden Handbewegung. »Es verwirrt und erstaunt mich immer wieder, an die Mischung aus Erfindung und Wahrheit zu denken, der wir gegenüberstehen. Manchmal kommt es mir vor, als hätten wir es mit einem wirklich gewordenen Alptraum zu tun.«
    »Sie haben recht, ein Tier wie das, von dem Ampier angegriffen wurde, könnte gut aus einem Alptraum stammen«, gab der Herzog lächelnd zu. »Trotzdem erlegte er es und wird weiterleben, wenn der grüne Schimmel nicht auch sein gesundes Blut angreift. Ich muß zugeben, daß ich die Berichte über die Ungeheuer aus der Wüste zu leicht genommen habe, sonst hätte ich meine Späher nicht einzeln ausgeschickt. Morgen werden wir anders vorgehen. Wir werden ein ganzes Dutzend schwerbewaffneter Männer aussenden.«
    Yanderman nickte. »Ich sehe es als ermutigend an«, warf er ein, »daß es anscheinend Menschen gibt, die in unmittelbarer Nähe der Wüste zu leben vermögen.«
    Herzog Paul rieb sich die Hände. »Das ist Ihnen also auch aufgefallen! Gut, ausgezeichnet! Ja, wir müssen uns von denen unterrichten lassen, die am meisten darüber wissen. Lassen Sie sich Ampiers Weg genau erklären und suchen Sie nach der Rauchwolke, die er gesehen haben will. Falls sich dort keine Ansiedlung befindet, reiten Sie mit Ihren Männern weiter, bis Sie eine gefunden haben.«
    Yanderman

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