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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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gestellt hatte. Nachdenklich – und ziemlich mühsam, weil das Messer für diese Arbeit nicht recht geeignet war – formte er einen Mädchenkopf.
    Er wollte Idris darstellen, aber aus irgendeinem Grund war die Ähnlichkeit nur verschwommen. Conrad hielt immer wieder inne, um sich darüber zu wundern, daß seine Schnitzerei so wenig ähnlich ausfiel.
    Nun, im Augenblick hatte er jedenfalls nichts Besseres zu tun. Kein Mensch kümmerte sich darum, ob er vor Sonnenuntergang zurück war, und selbst dann würde er wahrscheinlich sein Abendessen an Idris' Hintertür erbetteln müssen. Vermutlich blieb die Nachfrage nach Seife in den nächsten drei oder vier Tagen äußerst gering, nachdem erst gestern Waschtag gewesen war.
    Und dann gab es noch einen anderen Grund, der zwingender als alle anderen war, weshalb er lieber hier draußen eine Meile von der Stadt entfernt bei seinen Seifenkesseln blieb. Es war der gleiche Grund, aus dem er seinen schmutzigen, eintönigen Beruf jeder anderen Arbeit vorzog, die sich ihm in der Stadt geboten hätte. Wenn er ruhig nachdenken wollte, dann tauchte hier draußen wenigstens niemand auf, der mit Steinen nach ihm warf und ihm »Fauler Conrad!« nachschrie.
    Er biß die Zähne aufeinander, als er daran dachte.
    Das ist gemein, überlegte er. Ich kann doch nichts dafür, daß ich diese seltsamen Dinge sehe!
    Und doch ...
    Er ließ seine Arbeit sinken und starrte vor sich hin. Diese Frage hatte er noch nie beantworten können: Wenn einer der Weisen zu ihm käme und sagte: »Conrad, ich kann dich von deinen lästigen Visionen ebenso leicht befreien, wie deine Seife schmutzige Hände säubert; soll ich es tun?« – was würde er antworten?
    Er wußte es nicht. Und da diese Frage vermutlich nie gestellt werden würde – die Weisen waren nicht so weise –, waren solche Überlegungen unnütz. Er konzentrierte sich wieder auf seine Schnitzerei. Er wollte gute Arbeit leisten; Idris war der einzige Mensch in Lagwich, der ihn mochte, und ihr erzählte er gelegentlich von den Träumen, die er so oft hatte, wenn die anderen dachten, er sei nur wieder einmal der »Faule Conrad«.
    Und ihn mit Steinen bewarfen, um ihn aufzuwecken.
    Hier draußen kümmerte sich niemand um ihn, und er war froh darum. Andererseits lag sein Arbeitsplatz wesentlich näher an der Wüste als die Stadt, was ihn beunruhigte. Schließlich tauchten manchmal Dinge aus der Wüste auf, die fast immer gefährlich waren. Bisher war er noch nie in Gefahr gewesen, aber die Möglichkeit dazu war jederzeit vorhanden.
    Deshalb sprang er auch entsetzt auf, als das rot-schwarze Ding auf einem benachbarten Hügel erschien, und griff hastig nach Pfeil und Bogen. Erst als er die Sehne gespannt hatte, sah er wieder auf.
    Dann stieß er einen erleichterten Seufzer aus und lachte über sich selbst. Was er nur flüchtig gesehen hatte, erwies sich als eine rot-schwarze Standarte, die von einem Reiter getragen wurde, den etwa zehn andere begleiteten. Er dachte an die Expeditionen, die manchmal aus anderen Städten nach Lagwich kamen, um sich dort Frauen zu suchen. Auch sie ritten gewöhnlich mit einer Art Fahne. Aber die richtige Zeit dafür war im Frühling, während es jetzt bereits Hochsommer war – und diese Männer waren längst nicht so prächtig gekleidet wie die zukünftigen Bräutigame.
    Conrad wartete unentschlossen, legte aber den Bogen nicht aus der Hand, während die Reiter ihre Pferde anhielten und miteinander sprachen. Einer von ihnen stieg ab, zeigte deutlich, daß er keine Waffen trug, und näherte sich bis auf Sprechweite. Conrad verstand seine Aussprache nicht sehr gut, aber der Sinn des Gesagten war klar.
    »Ich heiße Jervis Yanderman, und dies hier sind meine Untergebenen. Wir kommen in friedlicher Absicht. Bist du aus dem Dorf dort drüben, wo die Rauchwolke aufsteigt?«
    Conrad warf ihm einen empörten Blick zu, während er seinen Namen nannte. »Aber das ist kein Dorf!« fügte er hinzu. »Es ist eine blühende Stadt mit mehreren hundert Einwohnern und einer Wache aus sechzig starken Männern.«
    Diesen Satz betonte er für den Fall, daß die Fremden nicht so friedliche Absichten verfolgten, wie Yanderman behauptet hatte. »Und die Stadt heißt Lagwich.«
    »Sie liegt nicht weit von der Wüste entfernt«, meinte Yanderman.
    »Näher als jede andere Stadt, soviel ich weiß. Aber wir haben eine starke Palisade und einen Graben mit einer Ziehbrücke. Deshalb brauchen wir keine Gefahr zu fürchten.«
    Yanderman schien

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